Trudendorf
von Claudia Heigl
Trudendorf
aufgenommen im Juli 2023
Bild: Claudia Heigl
Der kleine Weiler gehörte seit Urzeiten zur Pfarrei Steinach.
1838 wurde die Ortschaft, zusammen mit Muckenwinkling und den Schida-Höfen in die Pfarrei Oberalteich umgepfarrt.
Trudendorf war an der alten Handelsstraße nach Böhmen gelegen und gehörte zum Besitz des Domkapitels von Augsburg.
Als ältere Schreibweise finden wir auch Druidendorf. Was möglicherweise auf die keltischen Druiden zurückgeht1.
Das Gebiet um Agendorf und Hoerabach ist uraltes Siedlungsgebiet. Hügelgräber zwischen Muckenwinkling und Hoerabach beweisen, dass hier bereits in der Bronzezeit vor etwa 3 500 Jahren Menschen lebten2.
1029 vermacht der Sohn des bayerischen Herzogs Heinrich II - Bruno Bischof von Augsburg - das Gut Straubing (zu dem auch die Stadt Straubing u.a. mit Steinach, Agendorf, Kindlasberg, Bruckmühle, Pellham, Rotham, Hoerabach, Berghof, Sackhof, Muckenwinkling und Trudendorf gehörten) dem Domkapitel Augsburg.
1311 wird der Weiler erst erstmal im Niederbayerischen Salbuch mit der Bezeichnung „Trurendorf“ aufgeführt3. Dies ist auch die erste urkundliche Nennung des Ortes.
1458-15344 werden in „Truttendorf“ folgende Besitzer aufgeführt, die an das Domkapitel Augsburg Abgaben zahlen müssen:
Wenzel Lewbl
nun Hansl Lewbl und Katharein sein Muter
Peter Lewbel
Paul Lewbl 2 Viertel Bau von seinem Bruder erkauft
nun Paul Leyttner, Amtmann aht 1 Viertel empfangen das von Pauls Leubl erkauft hat
Ebenso hat Wenzel Lewbl und Andre Kern haben zu Lehen genommen vom Probst von Augsburg ein Hub Bau genannt die Schön Linden mit allen zugehörung
…
Andre Kern und Hausfrau Barbara
Pesel Leublens Paulsen Witwe
Hans Haindel hat zu Lehen genommen vom Probst von Augsubrg ein halbes Viertel Bau das von Pelheim den Permair an sie kommen ist, davon zahlt er an an Martini 20 Pfenng
Andre Schneider kauft
Hans Schneider
Andre Grym hat zu Lehen genommen vom Probst von Augsburg ein halben Viertel Bau mit allem zugehören herkommen von Rudolf Danon sol jährlich dienen an Martin 20 Pfg.
Thomas Grym sein Sohn
Andre Grym
Hans Grim
Item Andre Grym hat auch zu Lehen genommen vom Probst von Augsburg ein halbes Viertel Bau mit keinem zugehör das er von Ulrichen dem Voilem kauft hat. Davon sol er dienen an Martini 20 Pfennig
Item Andre Grym hat zu Lehen genomen vom Probst von Augsburg ein viertel Bau mit seinem zugehören. das im von Hansen Grymen seinem Vater zugestanden ist davon soll er jährlich dienen an Martini 30 Pfennig.
Thomas Grim sein Sohn
Hansen Grim
Hänsel Albrecht hat zu Lehen genommen vom Probst von Augsburg ein halbes viertel Bau mit keinem Zughör das mit Käufen an in komen ist. davon soll er jährlich dienen an Martini 20 Pfennig
nun Wenzel Tann von Wolferszell
nun Wenzl Eitenharter
Urban Kuffer sein Sun
Ulrich Blaser von Pogen hat zu Lehen genommen vom Probst von Augsburg ein halbes viertel Bau mit keinem Zugehör das er von Peters dem Prunmairen kauft hat. davon sol er jährlich dienen an Martini 20 Pfennig
nun Margaret dessen Ehefrau und Pangraz Mersing
nun Konrad Merg
Steffel Merg
Ulrich Pawr zu Menach hat zu Lehen genommen vom Probst von Augsburg ein Viertel Bau mit keinem Zugehör das von Andre dem Wünder von Hartperg an ihn kommen ist, Davon soll er jährlich dienen an Martini 30 Pfennig
nun Paul Chunzt Merg
Steffel Merg
Andrew Wünder hat zu Lehen genommen vom Probst von Augsburg ein halbes viertel Bau von keinem Zughör das von seinem Vater Hainrichen Wünder zugestanden ist. Davon sol er jährlich dienen an Martini 20 Pfennig
Michel Krapf Mayer
Hans Wünder er erbt und kauft von sein Schweiger
Steffan Wirg
1535 verkaufte das Domkapitel Augsburg die Rechte an der Stadt Straubing und div. Güter, u.a. auch den Weiler Rotham, an Herzog Ludwig X. von Bayern. Seitdem wurde der Grundbesitz, zu dem auch Trudendorf gehörte, vom Kastenamt Straubing verwaltet und als "propsteiische Güter" bezeichnet.
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
Im 16. Jahrhundert werden fünf Höfe in Trudendorf aufgeführt. Deren Hofstellen bis heute so bestehen blieben5.
- Hs.Nr. 69 „Der halbe Semmelmann-Hof“
- Hs.Nr. 70 „Der halbe Ingerl-Hof“
- Hs.Nr. 71 „Der halbe Bachl-Hof“
- Hs.Nr. 72 „Der 3/8 Bachl-Hof“
- Hs.Nr. 73 „Der halbe und 1/8 Bachl-Hof“ (Engl-Gut)
- Hs.Nr. 74 gehört zu Nr. 73
- Hs.Nr. 75 Gemeinde
Trudendorf im 30jährigen Krieg
Im November 1633 überfielen die Schweden das nahegelegene Kloster Oberalteich. Die umherziehenden Soldaten plünderten und verwüsteten die nächsten fünf Monate alle umliegenden Ortschaften. Davon wurde auch Trudendorf schwer getroffen. Im Januar 1641 zogen sie nochmals durch die Gegend und zwischen Juli und September 1647 kamen sie schließlich ein drittes Mal und vernichteten dabei die komplette Ernte, bzw. verhinderten, dass diese eingebracht werden konnte. Der dritte Überfall war so folgenschwer, dass im darauffolgenden Jahr von keinem der fünf Höfe eine Abgabe entrichtet werden konnte.
In den Briefprotokollen können wir immer wieder Hinweise darauf finden, wie die Schweden die Bauern drangsaliert und verschleppt haben und teilweise ihre Höfe und Felder zerstörten:
So z.B. haben 1633 das „anwesende Kriegsvolk“ die Tochter der Bauerseheleute Wolfgang und Barbara Fux (Hof Nr. 69) entführt. 1637 verkaufen die Vormünder der Erbin den Hof, da die Tochter nicht wieder aufgetaucht ist6.
Auffallend ist, dass es in dieser Zeit vermehrten Besitzerwechsel der Höfe in fremde Hände gab. Teilweise lagen die Höfe völlig verödet da und wechselten für einen geringen Betrag den Besitzer, der die Aufgabe hatte die Anwesen wiederaufzubauen.
1808 wurde durch das organische Edikt die Gemeinde Agendorf gebildet, zu der auch Trudendorf, Muckenwinkling, Hoerabach und Wolferszell zugeteilt wurden.
Bei der Auflösung der Gemeinde Agendorf am 1. Juli 1974 kamen deren Gemeindeteile Muckenwinkling und Trudendorf zu Oberalteich. Agendorf, Hoerabach und Wolferszell wurden in die Gemeinde Steinach eingegliedert.
Mit der Gebietsreform in Bayern verlor die ehemalige Gemeinde Oberalteich die Eigenständigkeit und wurde am 1. Januar 1978 in die Stadt Bogen eingegliedert, zu der auch seitdem Trudendorf als Ortsteil gehört.
Trudendorf
aufgenommen im April 2021
Bild: Claudia Heigl
1 Historischer Entwurf des Klosters Oberalteich durch P. Aemilianum Hemauer, 1731 notiert in den Pfarrbüchern von Parkstetten, Band 4 Scan S. 5
2 Agsteiner Hans, Eine Heimatgeschichte und Chronik der Gemeinde Steinach mit den Gemeindeteilen Münster, Agendorf und Wolferszell, 1996, S. 241
3 BayHStA München, Kurbayern Äußeres Archiv 4744/2, Niederbayerisches Salbuch 1311, S. 64
4 BayHStA, Kurbayern Äußeres Archiv 4777, S. 72, Sal- und Urbarbuch es Liebfrauenstift Augsubrg 1458
5Die Hofnamen sind dem Häuser- und Rustikalsteuerkataster Trudendorf von 1808 entnommen. (Quelle: StA Landshut, Rentamt Straubing B130, Häuser und Rustikalsteuerkataster Trudendorf 1808)
6StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P50, fol. Kaufvertrag vom 18.04.1637
Stand: 23.07.2023
Das halbe Englgut oder Semmelmann-Hof
alte Hs.Nr. 69, heute Trudendorf 9
von Claudia Heigl
Im Steuerbuch des Kasten Straubing ist 1578 ein Michael Feuerl aufgeführt. Der Hof wird mit 30 Pfund Reg.Pfg. bewertet1. Er hat Erbrecht auf zwei Viertlbau, vermög eines Kaufbriefes aus dem Jahr 1565.
Dazu gehört eine hölzerne Behausung mit einem Stall, Stadel mit einer Tenne und einem Backofen, alles mittelmäßig erbaut. Davon dient er jährlich an den fürstlichen Kasten nach Straubig an Geld mit 2 Schilling 15 Pfennige2.
Es handelte sich also um einen halben Hof. Dies entsprach ca. 50 bis 60 Tagwerk Grundbesitz.
Ihm folgen nachstehende Besitzer:
1587 Sebastian Herzog3
1597 - 1602 Sebastian Klöpfer4 5
Dieser besitzt 1597 zwei Rößer, vier Kühe und zwei Jungrinder. Der Hof hat schon einen Wert von 75 Pfund Reg. Pfg.
Hans Poiger
Lorenz Poiger
Am 19.11.16226 verkauft Hans Menauer und seine Ehefrau Margaretha, dem Wolf Fux von Kohlham (Hofmark Pürgl) die Erbgerechtigkeit auf dem Hof um 400 Gulden. Dazu kommt noch „das Holz an der Straß gelegen“, welches freies Eigentum ist und diverses Inventar um 250 Gulden.
Im November 1633 wird Oberalteich von dem schwedischen Soldaten überfallen und die Wochen danach durchstreifen die Männer die umliegenden Höfe. Dabei wird Maria, die Tochter der Bauerseheleute Wolf und Barbara Fux von dem „anwesenden Kriegsvolk entführt“ und die Eltern wahrscheinlich getötet.
Erbin ist die überlebende minderjährige Schwester Ursula der Mutter Barbara Fux.
Nachdem der Hof wohl einige Jahre öd gelegen war, verkaufen 1637 die Vormünder (Hans Prindl und Wolf Perger von Muckenwinkling) der unmündigen Schwester der Mutter und Erbin, den Hof an Georg und Eva Pächl von Trudendorf Hs.Nr. 737.
Das Ehepaar besitzt bereits einen Hof in Trudendorf. Bis 1647 bewirtschaften sie beide Höfe.
1641 führen sie kein Schmalzgeld von diesem Hof ab. Was bedeute, dass beim Schwedenüberfall im Januar 1641 der Hof wieder in Mitleidenschaft gezogen sein dürfte. 1642 sind es 2 ½ Gulden Schmalzgeld und in den Folgejahren dann 10 Gulden jährlich.
Allerdings dürfte 1647 der Hof wieder von den schwedischen Reitern schwer heimgesucht worden sein, da in diesem Jahr und im Folgejahr kein Schmalzgeld mehr abgeführt wird. 1649 wird ein kleiner Steuerbetrag in Höhe von 1 ½ Gulden bezahlt. Ab 1650 wieder die normalen 10 Gulden jährlich8.
Der Hof kommt dann wohl in andere Hände.
1668 verkaufen Wolfgang und Maria Hofstetteter den Hof an Georg und Eva Prindl von Muckenwinkling um 275 Gulden9.
Von dem Ehepaar finden wir acht Taufen von Kindern, die in Trudendorf geboren wurden, in dem Kirchenbuch von Steinach:
- Elisabeth *1671 heiratet 1696 Durmayr (Thurmayer) von vom Thanhof
- Katharina *+ 1671
- Maria *1673 heiratet 1696 in Steinach den Bauern Georg Löffler von Zachersdorf
- Rosina *1675 heiratet 1699 Johann Bogner, Tagelöhner in Gschwendt und Bärnzell
- Adam *1678
- Wolfgang 1680
- Ursula *1682
- Christoph *1684
1683 tauschen Georg und Eva Prindl den Hof mit Paul und Anna Eginger (Egner oder Aigner) von Gschwendt10. Hier ist der Thurnhof in Gschwendt Hs.18 gemeint.
Vier Kinder kommen in Trudendorf zur Welt, dann vertauschen die Eginger’s 1690 ihren Hof erneut mit dem Hof von Hans und Maria Pichelmayr in Reibersdorf11.
1703 heiratet Johann Groß von Unterhartberg in den Hof ein.
Ab 1729 finden wir Peter Pogner von Dörfling und seine Ehefrau Gertrud, geb. Geyer von Unteröbling auf dem Hof.
1755 heiratet der Bauerssohn Mathias Groß von Vorderschida die Pogner-Tochter Barbara und übernimmt mit ihr den Hof. Als Barbara 1762 stirbt, holt sich der Witwer die Bauerstochter Maria Wacker von Reibersdorf als zweite Ehefrau ins Haus.
1764 ziehen Mathias und Maria Groß auf den Scheftenhof und Hans und Walburga Semmelmann folgen als nächste Bauerseheleute auf den Trudendorfer-Hof.
1817 übernimmt Sohn Georg Semmelmann den halben Hof und heiratet die Bauerstochter Anna Maria Ring von Edenhofen.
1849 folgt Sohn Lorenz, der sich mit Anna Schindlmayer vom Dunkhof vermählt.
Das Ehepaar bewirtschaftet den Hof jedoch nur zehn Jahre, dann erwirbt 1859 ein Joseph Weber das Anwesen.
1918 kaufen Josef Engl (+27.03.1924 mit 52 Jahren) und Maria geb. Bergbauer, von Obergrub bei Haibach den Besitz.
1 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B99, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1578
2 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B39, Sal- und Urbarsbuch über die propsteiischen Lehengüter des Rentkastenamts Straubing, 1579, fol. 89
3 BayHStA München, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1198, fol. 162, Scharwerkbuch der propsteiischen Untertanten 1587
4 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B 100, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1597
5 BayHStA München, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1198, fol. 376, Scharwerkbuch Kastenamt Straubing 1602
6 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, 39, fol.84‘ Kaufvertrag vom 19.11.1622
7 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P50, fol. Kaufvertrag vom 18.04.1637
8 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B90, Schmalzbuch Kastenamt Straubing 1641-1650
9 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing P60 II, fol 215‘, Briefprotokolle 1667-1669, Kaufvertrag vom 26.11.1668
10 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P65 II, fol. 109 Tauschbrief vom 20.03.1683
11 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P67 I, fol. 13 Tauschbrief vom 01.04.1690
Stand: 23.07.2023
Der halbe Ingerl- oder Landstorfer-Hof
alte Hs.Nr. 70, heute Trudendorf 8
von Claudia Heigl
Der Landstorfer-Hof in Trudendorf
aufgenommen um 1910
Im Steuerbuch des Kasten Straubing finden wir 1578 ein Gilg Schneider als Besitzer von zwei Viertelbau. Er hat den Hof von seinem Vater erkauft und wird mit 28 Pfund Reg.Pfg. bewertet1.
Darauf hat er Erbrecht vermög eines Übergabebriefs aus dem Jahr 1558.
Dazu gehört eine hölzerne Behausung mit einem Stall, Stadel mit einer Tenne und einem Backofen, alles mittelmäßig erbaut2.
15973 wird Gilg Schneider im Steuerbuch noch aufgeführt. Der Hof wird mit 70 Pfund Reg. Pfennige bewertet. Außerdem besitzt er ein Pferd, ein Fohlen und zwei Kühe.
15994 hat den Hof aber bereits ein Kaspar Hartberger erkauft.
1640 werden Georg und Ursula Gruber auf den Hof als Besitzer geführt. 1642 treffen wir die gleichen Grubers in Steinach auf dem Gerstl-Hof Hs.Nr. 11 an.
1643 folgen Simon und Eva Hartberger als Hofbesitzer. Ggf. besteht hier eine verwandtschaftliche Verbindung zu den Vorgängern. Sechs Kinder kommen von dem Ehepaar in Trudendorf zu Welt, von denen nur bei der Tochter Barbara der weitere Lebensweg bekannt ist:
* Barbara *1643 heiratet 1669 in Steinach Lorenz Bründl von Münster und beide werden als Tagelöhner in Agendorf ansässig.
Nach dem Tod der Ehefrau heiratet Simon Hartberger 1668 Margaretha Klein von Hunderdorf. Auch in dieser Ehe kommen nochmals drei Kinder zur Welt.
Ca. 1670 kommen Jakob und Ursula Engl auf den Hof. Das Ehepaar war vorher in Muckenwinkling ansässig. Ursula ist eine Bauerstochter von Reibersdorf.
Den Hof übernimmt 1687 die Tochter Maria Engl, die sich als Bauer den bereits verwitweten Mathias Wacker von Furth auf den Hof holt. Höchstwahrscheinlich stammt Mathias ebenfalls von Reibersdorf ab.
Nach einem Jahr Ehe stirbt jedoch der 32jährige und die junge Witwe heiratet Michael Schießl vom Thurnhof.
Der Sohn aus erster Ehe, Kaspar Wacker, heiratet 1711 eine Katharina Karl von Kanetsberg (Oberkanetsberg) und wohnt als Saliter die nächsten Jahre in Trudendorf.
Auch der zweite Ehemann stirbt bereits nach sechs Jahren und Maria verheiratet sich ein drittes Mal mit dem Nachbarssohn Martin Lehner. Dem Paar ist jedoch kein Glück beschieden, denn bereits nach einem knappen Jahr stirbt Maria selbst mit 36 Jahren.
Martin heiratet in zweiter Ehe Maria Hofmann von Taußersdorf.
Aus der Ehe gehen fünf bekannte Kinder hervor:
- Ursula *1707 Hoferbin
- Sebastian *1708, übernimmt 1729 den Hof Hs.Nr. 72 in Trudendorf von seiner Großmutter Eva Lehner.
- Peter *1711
- Joseph *1716
- Katharina heiratet 1739 in Münster den Häusler Mathias Jagendeufl
Nach dem Tod seiner zweiten Ehefrau geht Martin Lehner 1726 eine dritte Ehe mit der Bauerstochter Katharina Wurm von Breitenweinzier ein.
Den Hof übernimmt 1727 Ursula Lehner, eine Tochter aus der zweiten Ehe des Martin und heiratet Mathias Haslbeck, der vom Schwaigbauern in Aholfing abstammt.
1738 kommen Christopher und Katharina Ingerl auf den Hof. Christopher stammt von Unteröbling ab und seine Ehefrau Katharina ist eine geborene Engl von Unteröbling.
Vier Kinder kommen in Trudendorf zur Welt, bis Christopher 1745 im Alter von 50 Jahren stirbt. Die Witwe heiratet zwei Monate später den Bauerssohn Johann Georg Streißl von Sollach.
Katharina bringt nochmals fünf Kinder zur Welt, von denen drei im Kindsalter sterben:
- Maria *1747
- Anna *1749, Hoferbin
Den Hof übernimmt die jüngste Tochter Anna, die 1779 eine Ehe mit dem Bauerssohn Sebastian Landstorfer von Thurasdorf b. Wiesenfelden eingeht.
1803 folgt Sohn Johann Landstorfer als Hofnachfolger, der sich mit Anna Maria Stadler von Niederwinkling vermählt.
1838 übernimmt den Hof Michael Landstorfer, der mit der Bauerstochter Anna Maria Pellkofer von Sand verheiratet ist.
Das Ehepaar hat drei Söhne:
- Joseph *1836 heiratet 1867 Kreszenz Kellner von Freundorf und übernimmt mit seiner Ehefrau den Hof der Schwiegereltern in Freundorf. Einer ihrer Söhne, Johann Landstorfer (1883-1949) wird Priester. Von ihm stammen die ersten Veröffentlichungen über den Mühlhiasl in der Straubinger Zeitung vom 28. Februar 1923.
- Michael *1842 Für seinen zweitältesten Sohn kauft Michael Landstorfer sen. 1858 den Nachbarhof Hs.Nr. 71. 1867 übernimmt Michael jun. den Hof und vermählt sich mit Anna Weber von Sollach.
- Franz Xaver *1848, Hoferbe
1874 geht der Hof an Sohn Franz Xaver Landstorfer, der Kreszenz Karl von Rammersberg heiratet.
1920 übergibt die Mutter Kreszenz Landstorfer den Hof an ihren Sohn Michael, der eine Ehe mit der Bauerstochter Rosina Groß von Mitterschida eingeht.
Sein Bruder Peter (*1883) heiratet in den Stubenhofer-Hof in Gschwendt ein.
Rosina Landstorfer ist 1929 Fahnenmutter bei der Fahnenweihe der Feuerwehr Agendorf.
Michael und Rosina Landstorfer
Michael Landstorfer stirbt bereits 1932 mit 45 Jahren und die Witwe bewirtschaftet mit ihren Kindern den Hof alleine weiter.
Letzte Hofbesitzer sind Xaver und Anna Landstorfer, dann wird der Hof in andere Hände verkauft.
1 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B99, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1578
2 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B39, Sal- und Urbarsbuch über die propsteiischen Lehengüter des Rentkastenamts Straubing, 1579, fol. 89
3 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B 100, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1597
4 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B 101, fol. 80, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1599
Stand: 18.04.2024
Der halbe Bachl- oder Landstorfer-Hof
alte Hs.Nr. 71, heute Trudendorf 7
von Claudia Heigl
1578 wird im Steuerbuch ein Wolf Hartperger als Besitzer von zwei Viertelbau aufgeführt1.
1579 sind Peter Grimbens Erben die Besitzer des halben Hofes2.
Darauf haben sie Erbrecht aufgrund eines Kaufbriefes aus dem Jahr 1554.Dazu gehört eine hölzerne Behausung mit einem Stall, Stadel mit einer Tenne und einem Backofen, alles mittelmäßig erbaut.
1587 wird Georg Grimb als Bauer auf den Hof notiert3.
15974 - 16025 folgt ihm Sebastian Turmair als Hofbesitzer nach. Der Hof hat einen Wert von 70 Pfund Reg. Schilling. Und der Turmair muss noch Steuern zahlen für ein Pferd und zwei Kühe.
Stephan Turmair wird als nächster Hofbesitzer genannt6.
1640 werden Vitus und Magdalena Bauer auf den Hof als Besitzer geführt.
Zwei Kinder sind von ihnen bekannt:
- Georg *1642
- Barbara oo Sebastian Primbs, Bauer von Schoppühl
Magdalena stirbt 1643 und der Witwer heiratet erneut eine Katharina (+05.06.1653) und eine Walburga.
Nach Absterben des Vitus Bauer vergleichen sich 1672 die beiden Geschwister. Georg übernimmt den halben Hof und die Schwester bekommt 60 Gulden als väterliches Erbteil ausbezahlt. Die Stiefmutter Walburga erhält 50 Gulden und ihr „gebrachtes Bett, Kuh und Truhe“7.
Georg Bauer heiratet noch im gleichen Jahr die Söldnerstochter Maria Hofstetter von Niedermenach.
Zwei Söhne kommen in der Ehe zur Welt, von denen einer als Säugling stirbt:
- Philipp * 29.04.1673
- Wolfgang *19.05.1675 + 20.09.1676
1678 stirbt der junge Bauer und die Witwe verheiratet sich vier Monate später mit Martin Stich von Waltendorf.
Den Hof übernimmt die Tochter Walburga Stich. Sie heiratet 1701 Martin Bachl von Trudendorf Hs.Nr. 73.
Das Ehepaar hat neun Kinder, von denen zwei im Säuglingsalter sterben:
- Sebastian *1702 heiratet 1731 die Witwe Margaretha Scheuerer von Unterparkstetten Hs.Nr. 23
- Martin *1703
- Ursula * 1706 heiratet 1740 in Steinach den verwitweten Söldner Lukas Rauschendorfer von Muckenwinkling
- Mathias *1709
- Michael * 1711
- Mathias *1714, Hofnachfolger
- Walburga *1717
1744 folgt ihnen Sohn Mathias als Hofnachfolger nach, der sich mit Katharina Groß von Mitterschida vermählt.
Von den fünf Kindern ist nur ein Kind als Säugling verstorben:
- Georg *1745
- Johann *1748 + 1772 mit 24 Jahren
- Maria *1749
- Joseph *1753, Hoferbe
Der älteste Sohn Georg übernimmt ca. 1784 den Hof. Er ist mit der Bauerstochter Anna Maria Bachmaier von Tiefenbach verheiratet.
Nach dem Tod des Ehemannes heiratet die Witwe 1797 Mathias Krebl von Muckenwinkling.
Joseph Bachl, Sohn aus erster Ehe, übernimmt 1810 den Bauernhof vom Stiefvater und vermählt sich mit Anna Bayer von Bärnzell.
Bei ihrer siebten Geburt stirbt die 34jährige. Sie hinterlässt drei Kinder, die noch am Leben sind:
- Georg *1711 + 1835 mit 23 Jahren
- Anna Maria *1715
- Joseph *1818
Der Witwer holt sich fünf Monate später die Bauerstochter Anna Maria Ingerl von Ittling als neue Bäuerin auf den Hof. Die zwei Kinder aus dieser Ehe sterben kurz nach der Geburt.
Sohn Joseph Bachl übernimmt 1852 den Hof. Er heiratet die Bauerstochter Katharina Fruhstorfer von Bärndorf Nr. 35. 1858 veräußert das Ehepaar den Hof und ziehen nach Bärndorf (Hs.Nr. 33)
Den Hof kauft der Nachbar Michael Landstorfer (Hs.Nr. 70). 1867 übernimmt ihn sein ältester Sohn Michael Landstorfer und dessen Braut Anna Weber von Sollach.
Maria bringt die Tochter Maria Weber (1867-1901) mit in die Ehe. Diese heiratet 1893 Ludwig Bauer von Muckenwinkling.
Aus der Ehe gehen nochmals 12 Kinder hervor:
- Johann 1878-1956, wird Landwirt in Reibersdorf
- Kreszenz 1880 -1945, nach dem Tod der Halbschwester Maria heiratet sie deren Ehemann Ludwig Bauer von Muckenwinkling
- Georg 1883-1975, heiratet 1913 die verwitwete Maria Schmid von Steinach Nr. 81
- Peter 1885-1964, Hoferbe
- Franz Xaver 1887-1947 wird Priester. er ist von 1914-1925 Kooperator in Falkenberg b. Eggenfelden, 1925-1926 Hausgeistlicher in Donaustauf und ab 1927 Benefiziat in Angerbach b. Gangkofen.
- Ignatz * 1888
1915 übernimmt Sohn Peter Landstorfer das Anwesen, der sich mit Therese Biendl von Anning vermählt.
Von 1947 - 1960 ist Peter Landstorfer Bürgermeister der damaligen Gemeinde Agendorf. 1960 wird im die Ehrenbürgerschaft für seine Verdienste um die Gemeinde verliehen.
1 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B99, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1578
2 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B39, Sal- und Urbarsbuch über die propsteiischen Lehengüter des Rentkastenamts Straubing, 1579
3 BayHStA München, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1198, fol. 162, Scharwerkbuch der propsteiischen Untertanten 1587
4 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B 100, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1597
5 BayHStA München, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1198, fol. 376, Scharwerkbuch Kastenamt Straubing 1602
6 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B39, Sal- und Urbarsbuch über die propsteiischen Lehengüter des Rentkastenamts Straubing, 1579
7 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P61 III, fol.191‘ Vertrag vom 09.01.1672
Stand: 23.07.2023
Der 3/8 Bründl- oder Bachl-Hof
alte Hs.Nr. 72, heute Trudendorf 5
von Claudia Heigl
1578 wird im Steuerbuch Gilg Schneider als Besitzer geführt und der Hof mit 28 Pfund Reg. Pfennige bewertet1.
15792 finden wir eine genauere Beschreibung: Gilg Schneider besitzt „eineinhalb Viertelbau, zu den schönen Linden gelegen“. Darauf hat er Erbrecht aufgrund eines Kaufbriefes von 1561.
Dazu gehört eine hölzerne Behausung mit einem Stall, Stadel mit einer Tenne und einem Backofen, alles mittelmäßig erbaut.
1587 ist Michael Menauer Besitzer des Hofes3.
Ihm folgt 15974 ein Sigmund Grimb als Hofbesitzer nach. Der Hof hat einen Wert von 70 Pfund Reg. Pfennige. Außerdem besitzt Grimb ein Pferd und eine Kuh.
16025 finden wir noch Sigmund Grimb in den Steuerunterlagen, aber dann stirbt er und den Hof übernimmt die Witwe.
Es folgt ein Georg Fischer6, der Elisabeth, die Tochter von Sigmund Grimb heiratet.
Am 20. März 1624 vertauscht Georg Fischer den Hof an seinen Schwager Christoph Engl und dessen Ehefrau Magdalena.
Am 15. April 1637 verkaufen Christoph und Magdalena Engl den Hof weiter an Stephan Greinl aus Hafnerszell, Bistum Passau und dessen Ehefrau Margaretha7. Mit Hafnerzell ist das heutige Obernzell gemeint. Die Familie Engl ist dann in Unterparkstetten anzutreffen.
Sohn Michael Greindl übernimmt ca. 1647 den Hof und heiratet eine Katharina König.
Katharina bringt mind. sechs Kinder zur Welt:
- Wolfgang 1651-1683 heiratet 1676 in Parkstetten die Bauerstochter Elisabeth Herpauer von übernimmt mit ihr den Hof der Schwiegereltern in Bärnzell.
- Eva *1654 heiratet den Söldner Martin Lehner von Waltersdorf. 1695 erwerben sie den Hof in Muckenwinkling Nr. 65 und übernehmen 1705 den elterlichen Hof in Trudendorf
- Georg *1660 heiratet 1697 in Parkstetten die verwitwete Bäuerin Rosina Kain, geb. Gierl und wird dort Bauer.
- Peter *1664 wird ebenfalls Bauer in Unterparkstetten Hs.Nr. 33
- Afra 1667-1729 heiratet 1691 den Bauern Gregor Schneiderbauer von Vorderschida
- Sebastian heiratet 1694 die verwitwete Bäuerin Maria Bründl, geb. Hartberger von Muckenwinkling Nr. 65
Nachdem Sebastian Greindl 1694 in den Muckenwinklinger Bründl-Hof Hs.Nr. 65 eingeheiratet hatte, verkauft er ihn 1695 an seinen Schwager Martin Lehner von Waltersdorf.
1705 übernehmen Martin Lehner und dessen Ehefrau Eva, geb. Greindl den Hof in Trudendorf.
Das Ehepaar hat drei bekannte Söhne:
- Andreas übernimmt 1704 den Bründl-Hof in Muckenwinkling Nr. 65 von seinen Eltern und heiratet Rosina Bachl von Trudendorf
- Martin (1684-1727) heiratet 1707 in den Nachbarhof Nr. 70, indem er die Bauerswitwe Maria Schießl, geb Engl heiratet.
- Bartholomäus heiratet 1717 Anna Wirt (Würth) von Gschwendt.
Den Hof übernimmt 1729 der Enkel Sebastian Lehner, nachdem sein Großvater gestorben ist und heiratet die Bauerstochter Ursula Sagstetter von Oberwinkling.
Von ihren fünf Kindern überlebt keines das Kindesalter.
Ab 1743 finden wir die Bauerseheleute Jakob und Elisabeth Sagstetter auf dem Anwesen. Hier könnte es sich ggf. um einen Bruder der Ursula Lehner gehandelt haben.
Drei Mädchen kommen in Trudendorf zur Welt:
- Katharina *1744, Hoferbin
- Anna Maria *1746
- Anna *1749
Die älteste Tochter Katharina übernimmt den Hof und nimmt 1744 Johann Buchner von Muckenwinkling zum Ehemann. Nach dem Tod des erst 40jährigen Bauern folgt ihm 1781 Sebastian Bachl von Unterparkstetten Nr. 23 als Bauer auf dem Hof nach.
Katharina stirbt 1797 mit 56 Jahren und Sebastian Bachl holt sich die 16 Jahre jüngere Bauerstochter Anna Maria Leiderer vom Roithof als zweite Ehefrau.
Anna Maria Leiderer bringt eine uneheliche Tochter – Walburga Schierlinger - mit in die Ehe. Der Vater ist ein Georg Schierlinger von Pilgramsberg. Wie bis 1825 üblich erhält auch die uneheliche Tochter den Familiennamen des Vaters.
Am 18.08.1802 bringt die 14jährige Walburga eine Tochter von ihrem fünf Jahre älteren Stiefbrudern Sebastian Bachl zur Welt. Sebastian ist der Sohn aus der ersten Ehe von Sebastian Bachl sen. und daher auch nicht Blutsverwandt.
1808 übernimmt Sebastian Bachl jun. den Hof und kann die nun 19jährige Walburga heiraten. Es kommen nochmals elf Kinder in der Ehe zur Welt:
- Andreas *1808
- Johann *1810
- Walburga *1812
- Michael *1813
- Sebastian *1814, Hoferbe
- Joseph *1816
- Mathias *1818
- Martin *1819
- Kaspar *1820
- Anna *1823
- ein letztes Kind wird Tod geboren.
1852 übernimmt Sohn Sebastian den Hof und verheiratet sich ein Jahr später mit Franziska Straßmayer von Hagnberg.
1855 verkaufen Sebastian und Franziska Bachl den Hof in Trudendorf an einen Joseph Marxreiter, der ihn 1857 an die Trudendorfer Bauerseheleute Lorenz und Anna Semmelmann weiterveräußert. Die Semmelmann waren vorher auf dem Hof Nr. 69 ansässig.
1883 wird der Hof zuerst von Xaver Landstorfer erworben, einen Monat später aber an Johann und Franziska Karl weiterveräußert.
1895 übernehmen Franziska Karl und Max Wiesmann den Hof.
1909 wird er von Therese Probst erworben und 1910 folgen Johann und Rosina Sterr als Eigentümer.
1912 kommen Georg und Kreszenz Bründl in den Besitz des Hofes.
1 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B99, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1578
2 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B39, Sal- und Urbarsbuch über die propsteiischen Lehengüter des Rentkastenamts Straubing, 1579
3 BayHStA München, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1198, fol. 162, Scharwerkbuch der propsteiischen Untertanten 1587
4 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B 100, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1597
5 BayHStA München, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1198, fol. 376, Scharwerkbuch Kastenamt Straubing 1602
6 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P56, fol.8‘ Heiratsbrief vom 03.10.1656. Die Witwe des Georg Fischer, Elisabeth, heiratet 1644 Lorenz Schmid, Wirt in Parkstetten.
7 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P50, fol.53 Kaufbrief vom 15.04.1637
Stand: 23.07.2023
Das 5/8 Englgut oder Bachl-Hof
alte Hs.Nr. 73 und 74, heute Trudendorf 4
von Claudia Heigl
1578 wird im Steuerbuch Mathes Ferg als Besitzer geführt und der Hof mit 26 Pfund Reg. Pfennige bewertet1.
15792 finden wir eine genauere Beschreibung: Matheus Ferg besitzt „dreieinhalb Viertelbau“. Darauf hat er Erbrecht aufgrund eines Kaufbriefes von 1506.
Dazu gehört eine hölzerne Behausung mit einem Stall, Stadel mit einer Tenne und einem Backofen, alles mittelmäßig erbaut.
Bis 15993 wird Mathes Ferg in den Steuerbüchern geführt.
Ihm folgt ein Wolf Paur und 16024 ein Diepold Pächl.
Ab 1637 wird Georg Bachl als Bauer auf dem Hof verzeichnet. Georg hatte am 13.07.1634 in Straubing St. Jakob Eva, die Witwe des Bauers Sebald Khöl von Aholfing geheiratet5. 1635 wird er noch als Bauer in Hinterschida erwähnt und ab 1637 in Trudendorf6.
1635 heiratet er, nach dem Ableben der ersten Ehefrau, wieder eine Eva, die Witwe des Philipp Dietl von Münchszell7.
Aus der zweiten Ehe sind zehn Kinder bekannt:
- Wolfgang, Bauer in Rött Ldg. Mitterfels
- Magdalena heiratet in erster Ehe Urban Pollinger, Bauer in Niedermenach und in zweiter Ehe Georg Aumüller, Müller in Niedermenach
- Johann 1640-1664
- Margaretha *1640-1646
- Georg 1642-1646, Hoferbe
- Michael 1644-1672
- Mathias *1648+
- Adam 1650-1720, erbt den Hof nach seinem Bruder Georg
- Mathias *+1650
Den Hof übernimmt 1666, nach dem Ableben des Vaters, der Sohn Georg Bachl jun.8
1669 stirbt jedoch der 27jährige unverheiratete Bauer und es wird ein Vertrag zwischen der Mutter Eva und den noch vier lebenden Geschwistern Wolfgang Bachl von Rött, (Ldg. Mitterfels), Magdalena, Ehefrau des Urban Pollinger von Niedermenach und den noch unmündigen Brüdern Michael und Adam geschlossen9.
Adam übernimmt den Hof von der Mutter und den Geschwistern und heiratet 1672 die Bauerstochter Barbara Stegbauer von Bärndorf.
Das Ehepaar hat wieder zehn Kinder:
- Maria *1672
- Martin *1674 heiratet 1701 die Hoferbin Walburga Stich des benachbarten Hofes in Trudendorf Hs.Nr. 71
- Maria 1676-1746 heiratet 1703 den Wirtssohn Georg Zeindlmayr von Muckenwinkling. 1710 erwirbt das Ehepaar einen Hof in Agendorf (Hs.Nr. 34)
- Rosina *1679 heiratet 1704 Andreas Lehner vom Nachbarhof Hs.Nr. 72 in Trudendorf
- Katharina *1680
- Mathias 1682-1754, Hoferbe
- Walburga *1684
- Magdalena *1687
- Peter *1688
- Johann *1693
Sohn Mathias übernimmt 1712 den Hof vom Vater und heiratet 1712 die Bauerstochter Barbara Sollinger von Niedermenach.
Barbara bringt zwei Kinder zu Welt, bevor sie mit 33 Jahren stirbt:
- Katharina *1713 heiratet 1741 in Kösnach Mathias Leibl, Bauer in Unterniedersteinach Nr. 6
- Georg *1716
1719 heiratet der Witwer Eva Englberger von Unterparkstetten. Die Bäuerin schenkt ihm nochmals 13 Kinder:
- Mathias (1720-1772) wird Bauer in Parkstetten heiratet 1742 die Bauerstochter Eva Geiger von Agendorf Nr. 41
- Maria *1721
- Rosina *+1722
- Maria *1723
- Johann *+1724
- Eva *1726
- Jakob 1727-1809 , Hoferbe
- Joseph *1729
- Barbara 1730-1742
- Maria 1733-1734
- Joseph Vitus 1736-1815, heiratet 1761 die Bauerstochter Katharina Fruhstorfer von Kößnach und übernimmt dort den Hof der Schwiegereltern.
- Johann *+1740
Den Hof übernimmt 1750 Jakob Bachl, der sich 1753 mit Anna Maria Wurm von Allersdorf verheiratet.
Anna Maria bringt 17 Kinder zur Welt, von denen neun bereits im Säuglingsalter sterben:
- Johann Kaspar *1755 erwirbt 1776 einen Hof in Muckenwinkling Hs.Nr. 67 und heiratet die Bauerstochter Magdalena Gmeinwieser von Oberatting
- Johann Jakob * 1757 heiratet die Bauerswitwe Maria Katharina Hilmer von Pellham Nr. 28
- Andreas *1758 übernimmt den Hof seines Bruder Kaspar in Muckenwinkling und heiratet 1810 die Bauerstochter Anna Maria Bayer von Vorderbuchberg
- Wolfgang *1760
- Maria Katharina *1761 heiratet 1788 den Bauern Lorenz Geyer von Muckenwinkling Nr. 58
- Joseph *1763
- Lorenz *1767, Hoferbe
- Maria *1772
Sohn Lorenz Bachl heiratet die Bauerstochter Magdalena Fruhstorfer von Allersdorf. Das Ehepaar hat nochmals zehn Kinder:
- Katharina *1799 heiratet 1824 Stephan Zollner, Gärtler in Straubing
- Magdalena *+1800
- Johann Evangelist *1801
- Jakob *1803 heiratet 1833 Therese Pritzl von Unterparkstetten
- Anna Maria *1805
- Lorenz 1806-1807
- Magdalena *1808
- Anna *1809
- Joseph *1813, Hoferbe
- Theresia *1815
Den Hof übernimmt 1838 Sohn Joseph, der sich mit der Hoerabacher Bauerstochter Katharina Heisinger verheiratet.
Fünf Kind sind von dem Paar bekannt:
- Katharina 1842-1905, heiratet 1865 den Söldner Andreas Hartmann vom Helmberg
- Johann *1845, Hoferbe
- Karolina 1848-1897 heiratet 1876 Franz Xaver Geith, Bauer in Münster Nr. 2
- Rosina (1851-1925) heiratet 1873 Franz Xaver Kroiß, Wirt in Muckenwinkling Nr. 59
- Anna *1854 heiratet 1979 Joseph Kroiß, Gärtner in Oberalteich
Der einzige Sohn Johann übernimmt den Hof und heiratet 1874 Maria Hiegeist von Hoerabach.
Die nächsten Hofinhaber sind Josef und Helena Bachl.
1 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B99, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1578
2 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B39 fol. 90‘, Sal- und Urbarsbuch über die propsteiischen Lehengüter des Rentkastenamts Straubing, 1579
3 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B 101, fol. 80, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1599
4 BayHStA München, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1198, fol. 376, Scharwerkbuch Kastenamt Straubing 1602
5 Jahresbericht des Hist. Vereins für Straubing und Umgebung e.V. Jahresbericht Band 60 (1957): Sponsalbuch der Pfarrei St. Jakob/Straubing 1625 - 1635
6 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P50, fol.54 Kaufbrief vom 18.04.1637
7 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P56, fol.45 Heiratsbrief vom 12.10.1656
8 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing P 61 II, fol. 81, Vertrag w/Absterben des Gerog Pächl, lediger Bauer von Trudendorf vom 17. Juli 1670, hier wird auf die Teilung von 1666 verwiesen.
9 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing P 61 II, fol. 81, Vertrag w/Absterben des Gerog Pächl, lediger Bauer von Trudendorf vom 17. Juli 1670
Stand: 23.07.2023
Das Berghof-Gütl Hs.Nr. 63
ab 1891: Hs.Nr. 74, heute Tassilostr. 17
von Claudia Heigl
Dieses „Gütl am Berg“ wurde am 14.07.1747 von Johann und Katharina Bauer vom Chorherrenstift St. Tiburtius und St. Jakob käuflich erworben. Wann genau das Haus errichtet wurde, lässt sich in den Quellen nicht mehr feststellen. Ggf. gehörte das Grundstück vorher zum sog. „Gregorigütl“ Hs.Nr. 44 (heute Tassilostr. 11).
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatals
1750 übergeben sie ihrem Sohn Johann die Erbrechtsbehausung, Stadel und Garten für eine Übergabesumme von 140 Gulden1.
Am 28.09.1761 erwirbt der ledige Schuhmachersgeselle Paul Sieber das Anwesen, der sich einen Monat später mit der Schmiedstochter Margaretha Kreuzer von Apoig vermählt2.
1772 begibt sich Paul Sieber mit seiner Ehefrau und seinen drei Kindern ins Ausland, wohl ohne Zustimmung des Straubinger Stiftskapitels. Denn am 26.04.1773 verkauft der Straubinger Probst die „verlassene Lehrbehausung samt Gärtl“ dem „ehrbahren ledigen Leonhard Ludsteck“, Bauerssohn von Untermotzing3.
Der angehende Häusler heiratet noch im Juni die Bauerstochter Margaretha Fuchs von Oberholzen.
Vier Jahre später veräußern Leonhard und Margaretha Ludsteck am 27.05.1777 das Gütl um 540 Gulden an den Halbbauerssohn Joseph Mayr von Hornstorf, der die Bauerstochter Anna Maria Krebl von Mitteröbling zur Ehefrau nimmt4.
1802 heiratet der Ziegelmeister Michael Hartmannsgruber von Steinach in das Anwesen ein. Als seine Ehefrau Anna Maria, geb. Mayr, 1804 an den Folgen einer Geburt stirbt, vermählt sich der Witwer erneut mit der 20 Jahre älteren Schusterstochter Anna Maria Scherzer von Münster. Nach deren Tod heiratet der 50jährige die sechs Jahre jüngere Barbara Oelmann von Falkenstein.
Michael Hartmannsgruber wird zeitweise als Besitzer des benachbarten „Gregori-Gütl“ Hs.Nr. 44 (Tassilostr. 11) geführt. Dies dürfte er von Mathias Siebenhärl erworben haben und verkauft es 1808 an Wolfgang Gregori, von dem das Anwesen später dann seinen Namen erhält.
Michael’s Vater, Mathias Hartmannsgruber stammte von Mühlbogen bei Perasdorf und war in Steinach als Ziegelmeister in der Steinacher Ziegelhütte tätig. Sein Sohn erlernte ebenfalls das Ziegelbrennen und lies sich in Münster nieder.
Eigentümer der Ziegelhütte in Münster war das Straubinger Chorherrenstift St. Jakob und St. Tiburtius. Nach dem verheerenden Straubinger Stadtbrand im Jahr 1780 war ein erhöhter Bedarf an Ziegel vorhanden, der von der stiftseigenen Ziegelei ebenfalls abgedeckt werden sollte.
Kurz vor 1828 kommt das Ehepaar Andreas und Barbara Schambeck auf das Anwesen. Die tauschen das Anwesen jedoch mit Michael Agsteiner, gegen das ehemalige Gemeindehirtenhaus. (alte Hs.Nr. 51, Falkenfelser Str. 15).
Michael ist mit der Einwohnerstochter Margaretha Wagner vom Sackhof verheiratet. Von ihren sechs Kindern erreichen nur zwei Söhne das Erwachsenenalter:
- Joseph *1825
- Johann Baptist *1832
Der älteste Sohn Joseph übernimmt 1856 das elterliche Anwesen mit 9,49 Tagwerk Grundbesitz. Im gleichen Jahr heiratet er die Metzgerstochter Johanna Esterl aus Neukirchen b. Hl. Blut.
1858 erwerben beide das Anwesen Hs.Nr. 14 in Neukirchen b. Hl.Blut und lassen sich in der Heimat der Ehefrau nieder5.
1862 verkauft er sein Gütl in Münster an seinen Bruder Johann Baptist Agsteiner. Johann beginnt eine Beziehung mit der bereits verheirateten Anna Reisach von Münster und gerät dadurch mit Pfarrer und Obrigkeit in Konflikt.
(Siehe hierzu die Geschichte von Hans Agsteiner: „Der Obrigkeit die Stirn geboten“ … „oder wo die Liebe hinfällt“. Erschienen im Gemeindeboten Steinach, Ausgabe Juni 2023)
1870 wird das Anwesen versteigert und Johann Agsteiner zieht nach Neukirchen b. Hl. Blut. Dort erwirbt er das Anwesen Nr. 18. 1881 erbt dies sein Bruder Josef und eröffnet in dem Haus im Schlossgraben eine „Braunbierschenke“.
Das Anwesen in Münster ersteigern Johann und Margaretha Kufner, die es 1877 an ihren Sohn Joseph übergeben.
1888 erwerben Josef und Franziska Probst das Anwesen.
Die nächsten Jahre geht das Anwesen auf dem Berg durch verschiedene Besitzer-Hände:
Am 12.10.1904 ersteigert von Xaver Schneider, Lederhändler in Straubing
Am 21.02.1905 Kauf durch Ruber Georg und Kreszenz von Oberhof
Am 04.08.1909 Tausch des Anwesens mit Schleinkofer Kreszenz gegen deren Anwesen Nr. 42 in Rankam
Am 21.08.1909 Kauf durch Josef und Franziska Brandl.
04.05.1917: Erbengemeinschaft Brandl Franziska durch Tod des Ehemannes (Josef + 07.02.1917, 76 J.) und die Söhne Wolfgang und Sebastian Brandl.
12.02.1919: Kauf durch Färber Xaver und Agnes
29.03.1928: Kauf durch Poiger Johann und Ottilie
25.04.1932: Kauf d. Maria Streck von Katzbach, verehel. Bösl
Das "Berghof-Gütl" aufgenommen im Frühjahr 2023
Foto: Hans Agsteiner, Münster
1 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 645 I, fol.139 Übergabsbrief fl. 140 04.04.1750
2 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 645 II, fol.378 Kaufbrief 225 fl 28.09.1761
3 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 647, fol.133‘ Kaufbrief 792 fl 26.04.1773
4 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 648, fol.64‘ Kaufbrief 400 fl 27.05.1777
5 Baumann Ludwig: Markt Neukirchen b. Hl. Blut - Bürger und ihre Häuser; Band 1, Erstes und zweites Viertel, Hausnummern 1 bis 76, August 2007, S.95, 128, 417
Weitere Quellen:
BayHStA München, Hofanlagsbuchhaltung 248, Steuerkonskription der Hofmark Münster 1752
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Münster von 1838
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser u Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach rev Duplikat 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibbuch zum Häuser und Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach 1814-1843
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-5, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 3-59 von 1843 – 1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-9, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 1 - 69 von 1859-1893
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-14, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 1 - 82 von 1893 – 1960
Das Hirtenhaus Nr. 51
ab 1891: Hs.Nr. 84, heute Falkenfelser Str. 15
von Claudia Heigl
Wie in jedem Dorf gehörte der Dorfhirte als wichtiger Bestandteil zur Dorfgemeinde. Meist hatten die Hirten keinen eigenen Besitz, sondern wohnten in Häusern, die ihnen von der Dorfgemeinschaft kostenlos zur Verfügung gestellt wurde.
Dadurch war sie mit ihren Familien auch nicht lange an einem Ort, sondern zogen in der Regel immer wieder weiter.
Als Hirten sind in Münster bekannt:
1663: Kaspar Haimerl und Barbara (Taufe d. Sohnes Mathias)
1671: Johann Zetl und Eva (Taufe d. Sohnes Johann)
1730: Georg Schmid
1730: Johann Haimerl + 80jährig
1747: Jakob Agsteiner (+ 1747) u. Walburga (Taufe d. Sohnes Joseph)
1774: Georg Lefler u. Magdalena geb. Fuchs (Taufe d. Tochter Anna Maria)
Nach der Säkularisation des Chorherrenstifts St. Tiburtius und St. Jakob 1803 sind die Gemeindegründe an die Dorfbewohner verteilt worden.
Der „Dorfhirte“ verschwand und die Dorfbewohner mussten ihr Vieh selbst auf ihre eigenen Weiden treiben, sofern sie welche besaßen.
Im Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Münster aus dem Jahr 18381 ist hierzu zu lesen:
„Der Kommunalbesitz der Dorfschaft beschränkt sich auf ihr Wasser, auf einige unbedeutende Ödflecken und ihre unsteuerbaren Gegenstände, wozu auch ihr Weiderecht gehört, welches sich nach ihren Flurgrenzen richtet und woran jeder Hausbesitzer, insofern der Gründe in der Flur besitzt, teilnimmt.
Indes ist das Hüten in Münster nicht mehr allgemein und besteht kein gemeinschaftlicher Hirte, sondern jeder, der sich Vieh zu Weide treiben will, muss für den Hüter selbst sorgen. Ein Beihutrecht besteht eigentlich nicht, nur die Besitzer der in der Flur Münster vorkommenden großen Waldparzellen haben das Recht, selbe zu beweiden. Die Gemeindeglieder von Münster aber haben das Weiderecht in diesen Holzparzellen nicht. Die früheren Gemeindegründe, außer den oben genannten, sind in den Jahren 1806 und 1814 verteilt worden.“
Das Hirtenhaus in Münster stand in der heutigen Falkenfelser Str. 15. Es gehörte 1808 der Dorfgemeinde und war „ludeigen“. Dies bedeutet, es war freies Grundeigentum und nicht von einer Grundherrschaft abhängig.
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
Als erster privater Besitzer ist ein Michael Agsteiner bekannt. Er dürfte das Haus ca. 1820 von der Gemeinde erworben haben.
Der Häuslerssohn von Münster heiratet 1820 die Einwohnerstochter Margaretha Wagner vom Sackhof. Von seinen sechs Kindern, erreichen zwei das Erwachsenenalter:
- Joseph (*1825) erbt das Anwesen Nr. 63 in Münster und macht sich 1858 als Pferdehändler in Neukirchen b. Heilig Blut ansässig.
- Johann Baptist (*1832) erwirbt 1862 von seinem Bruder das Anwesen Nr. 63 in Münster. Von ihm gibt es die Geschichte „Unzucht im Walde“.
Ca. 1828 tauscht Michael Agsteiner mit Andreas und Barbara Schambeck das Anwesen und zieht in die Hs.Nr. 63 in Münster.
Nach dem Tod von Andreas Schambeck, erbt 1839 der uneheliche Sohn von Barbara Schambeck, Andreas Brückl das Haus.
1843 verkauft Andreas Brückl das Haus an Michael Weninger von Pittrich.
1861 kauft Ignatz Zech das Haus mit 1,98 Tagwerk Grundbesitz, der es bereits im Oktober des gleichen Jahres an Therese und Thomas Kiefl veräußert. Das Ehepaar Kiefl kauft noch ein paar Grundstücke hinzu. Als Therese Kiefl stirbt, heiratet der 65jährige Witwer 1892 die 22jährige Therese Kiefl von Kreuzbach.
Zwei Jahre nach dem Tod ihres 80jährigen Ehemannes veräußert die Witwe 1910 das Haus mit 3,84 ha Grund an Johann und Maria Krieger.
Zwei Monate später erwerben Mühlbauer Max, Josef, Franz, Johanna, Ottilie und Maria das Haus.
1911 kauft ein Josef Wagner das Haus.
1918 kommt es in den Besitz von Xaver und Margaretha Obermaier von Bogen
Schließlich erwirbt 1918 Albert Schmidbauer von Steinach das kleine Gütl, der sich mit der Häuslerstochter Karolina Zwickenpflug von Unterparkstetten vermählt.
Luftbild
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
abgerufen 2023
1 Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Münster vom 31.07.1838
Weitere Quellen:
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Münster von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-5, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 3-59 von 1843 – 1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-6, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 50 bis Ende von 1843 – 1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-9, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 1 - 69 von 1859-1893
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-15, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 84 bis Ende von 1893 - 1960
Stand: 16.06.2023
Das Hirtenhaus in Agendorf
von Claudia Heigl
Wie in allen Gemeindeteilen, war auch in Agendorf ein eigener Dorfhirte beschäftigt.
Das Hirtenhaus befand sich in der Dorfmitte, auf dem sog. „Burget“.
Hier standen, neben dem Haus und dem Backofen des Hirten, auch die Backöfen des Wirtsanwesens (Hs.Nr. 45) und des „Hagenauerhofes“ (Hs.Nr. 35).
Uraufname aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
Die Aufgabe des Hirten war es, das Vieh der Agendorfer Bauern auf die Weiden zu treiben, dafür zu sorgen, dass sie das richtige Futter bekamen und auch wohlbehalten zurückkehrten.
Dafür stellten ihm die neun Bauern unentgeltlich ein Wohnhaus zur Verfügung, das ihnen als Gemeinschaftseigentum gehörte.
Das Weiderecht der Gemeinde Agendorf dehnte sich auf die ganze Feldflur aus. An der Grenze zu Rotham hatten sie auf fünf Weiden das Beihutrecht1 in den Rothamer Fluren, im Gegenzug hatten dafür die Rothamer Bauern das gleiche Recht auf fünf Grundstücken im Agendorfer Gebiet.
1810 wurden die Gemeindegründe größtenteils unter den neun Agendorfer Bauern verteilt. Darunter auch die sog. Kälberweide.
Uraufname aus dem Jahr 1827
Der Saufleck und Schafnger waren weiter südlich und grenzten an die Kinsach
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
Etliche Grundstücke gehörten 1838 den neun Agendorfer Bauern noch als Gemeinschaftsanteil. Dazu gehörten folgende Weiden:
Fl.Nr. 109 Saufleck
Fl.Nr. 110 Schafanger
Fl.Nr. 460 Schwarzholzanger
Fl.Nr. 264 Grubweide
Fl.Nr. 289 Geierberg und Himmelreich
Die Hirtenfamilien in Agendorf:
1639: Leonhard und Anna Wolff (Taufe d. Sohnes Wolfgang)
1640: Wolfgang Khrabler (+)
1645: Konrad und Barbara Zänkl (Taufe d. Tochter Katharina)
1649: Mathias Distinger +
1663: Korand und Eva Zetl (Taufe d. Sohnes Georg)
1670: Johann und Margaretha Weuss (Taufe d. Tochter Ursula)
1672: Georg und Margaretha Altenweck (+1672)
1675: Jakob und Christina Schiessl (Taufe d. Tochter Margaretha)
1689: Georg und Katharina Plechinger (Taufe d. Sohnes Vitus)
1693: Magdalena Grim, Hirtenwitwe +
1694: Sebastian Schambeck (Tod d. Sohnes Nikolaus)
1702: Johann Pummer, Rinderhirte +
1704: Georg Wuzelhofer (+1712), Viehhirte (Tod d. Sohnes Urban)
1706: Johann und Walburga Hollermayer (Taufe d. Sohnes Joseph)
1707: Georg Obermayer, Hirte +
1720: Vitus Geigner (Tod des Sohnes Adam)
1754: Georg (+1754, 52 J.) und Magdalena Fuchs (Taufe d. Sohnes Mathias)
1856: Georg Decker
1876: Georg und Katharina Urban
1897: Joseph Maier und Franziska, geb. Lehner (Taufe d. Sohnes Johann )
1918 - 1937: Johann und Franziska Wanninger
Der letzte Agendorfer Hirte, Johann Wanninger (geb. 23.06.1862 in Glasthütt b. Englmar), zieht mit seiner Ehefrau 1937 nach Steinach und wohnt dort zur Miete im Simmel-Anwesen (Hs.Nr. 33). Am 14.02.1940 stirbt er im Alter von 77 Jahren in Steinach. Seine Witwe Franziska Wanninger stirbt am 11.10.1947 mit 84 Jahren in Steinach.
Das Hirtenhaus aufgenommen 1963, wahrscheinlich kurz vor dem Umbau
Bild: Familie Mandl, Pellham
Das Hirtenhaus erwirbt die Familie Dietl vom benachbarten Hof und baut darin drei Garagen ein.
Das Hirtenhaus nach dem Umbau
Bild: Familie Mandl, Pellham
Im Rahmen der Dorferneuerung 1999/2000 wird das Gebäude von der Gemeinde Steinach gekauft und abgerissen, um Platz für eine Dorfmitte mit einer neuen Kapelle zu machen.
Das ehemalige "Burget" ist heute der Dorfplatz mit Kapelle. Das ehemalige Feuerwehrhaus und Gemeindekanzlei wurde in ein Gemeinschaftshaus umgebaut.
Bild: Claudia Heigl, aufgenommen im Oktober 2018
1 Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Agendorf von 1838, S. 428
Weitere Quellen:
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach
Stand: 15.06.2023
Das Hirtenhaus in Wolferszell
von Claudia Heigl
In Wolferszell befand sich das Hirtenhaus am Rande des Ortes Richtung Steinach.
Die Straße von Wolferszell nach Steinach (heute Kreustraße) hatte daher auch die Flurbezeichnung „Hirtengasse“1.
Bereits 15162 ist ein „Hietter Jörg“ verzeichnet, der von einem Inhäusl 14 Pfennige an das Kastenamt Straubing an Steuer zahlt.
15793 gibt ein Hannß Prüner von der Hofstatt, „darauf die Gmain zu zimmern vergunt“, jährlich auf den fürstlichen Kasten Straubing an Grundgelt 4 Regensburger Pfennige.
Das bedeutet, dass Hans Brunner das sog. „Zimmerrecht“ besessen hatte. Dieses Leihrecht war in Altbayern sehr selten. Der Grundherr, in diesem Fall die Dorfgemeinschaft Wolferszell, stellt den Grund gegen einen jährlichen Grundzins zu Bauzwecken zur Verfügung. Unterkellerte Hausbauten waren ursprünglich nicht gestattet, da sich die Nutzung nur auf die Erdoberfläche beschränkt. Das Zimmerrecht hat also Ähnlichkeit mit dem modernen Erbbaurecht4.
Ihm folgen 1597/1599 ein Michael Turmair5 6 und ein Peter Turmair nach.
Uraufnahme von 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
Weitere Hirtenfamilien in Wolferszell:
1644: Georg und Ottilia Hörl (Taufe d. Sohnes Paul)
1648: Eckher Mathias +
1654: Anna Schmid +Ehefrau d. Michael Schmidt
1655 - 1672: Johann und Margaretha Weyer
1673-1685: Michael u. Dorothea (+1684) Wagner
1678: Johann und Elisabeth Haimerl +
1687: Konrad u. Barbara Knapp (Taufe d. Sohnes Johann)
1688: Paul Kern +
1691: Georg Pirchinger (Tod d. Sohnes Bartholomäus)
1705-1710: Andreas und Katharina Brunner
1722: Wolfgang und Regine Nezer (+1722 mit 54 J.) und der Witwer heiratet Bibiana Zachacker von Sattelpeilnstein
1728: Magdalena Schink +, Hirtenehefrau 40 J.
1763-1768: Sebastian Strasser u. Afra, geb. Lobermayer
1789: Johann Heiden +, 50 J.
1854: Rinkl
1868: Stegbauer
ca. 1890: Johann Baptist Decker und Franziska geb. Wirth
1896: Janker
Wann das Hirtenhaus schließlich abgerissen wurde, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Es dürfte jedenfalls Anfang des 20. Jahrhunderts gewesen sein.
Luftaufnahme in der die ehemalige Lage des Hirtenhauses eingezeichnet ist
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas 2023
1 Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Agendorf 1836, Hs.Nr. 23
2 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing A1458, Steuerregister der Untertanen der Pfleggerichte Mitterfels gelegenen Hofmarken 1516
3 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B38, Sal- und Urbarsbuch des Rentkastenamts Straubing, Band II 1579-1807, fol 158‘
4 Hist. Atlas von Bayern, Altbayern Reihe I Heft 5. Das Landgericht Kötzting, S. 14
5 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B100, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1597
6 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B101, Steuerbuch Kasten Straubing 1599
Weitere Quellen:
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach
Stand: 15.06.2023
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