Das Wagner-Anwesen in Steinach
heute Wolferszeller Weg 1
von Claudia Heigl
Die Einöde, nordöstlich von Steinach, wurde erst 1892 von Martin Urban erbaut.
Das ursprüngliche Haus wurde inzwischen durch einen Neubau ersetzt.
aufgenommen im Februar 2024
Bild: Claudia Heigl
Martin Urban stammte aus Schorndorf und hatte 1880 das Ring-Haus in Steinach Hs.Nr. 69 ½ ersteigert.
1882 verkaufen Urban und seine Ehefrau Katharina das Haus in Steinach und errichten in Wolferszell Hs.Nr. 78 (Kreuzstr. 8, heute Kinzkofer) ein neues Anwesen.
Nach der Übergabe des Besitzes 1892 an seine Stieftochter erbaut er für sich nochmals ein Haus in der Nähe seines alten Hofes zwischen Steinach und Wolferszell.
Das Grundstück, auf dem er das Haus baute, war die sog. „Degellohe“ und gehörte früher zu den Steinacher Gemeindegründen. Hier holten sich die Steinacher Hafner ihren Degel.
Lage des Anwesens, in der sog. Degellohe.
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas überlagert mit den Gebäuden
Am 1894 heiratet der Witwer die Söldnerstochter Helena Fischl von Agendorf.
Die 44jährige bekommt nochmals eine Tochter, die ebenfalls auf den Namen Helena getauft wird.
1929 stirbt Helena Unger im Alter von knapp 78 Jahren.
1930 heiratete ihre Tochter Joseph Wagner von Gschwendt und übernimmt das elterliche Anwesen.
Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-7, Umschreibehefte zum 1. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 56 - Ende, 1859 – 1906
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-12, Umschreibehefte zum 2. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 66-Ende, 1906 – 1960
BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach
Stand: 13.02.2024
Das Hafnerhäusl in Münster Hs.Nr. 44 ½
ab 1890: Hs.Nr. 69, heute Tassilostr. 13
von Claudia Heigl
Das Grundstück auf dem das Haus steht, gehörte ursprünglich zum sog. „Gregorigütl“ (heute Tassilostr. 11) in Münster.
Das Hafnerhäusl erhielt die Hs.Nr. 44 1/2
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
Thomas Platzer erwirbt 1831 den vorderen Teil des Gartens und baut darauf ein Gebäude.
Platzer stammte aus Hengersberg und hatte das Hafnerhandwerk erlernt. Bereits 1820 hatte der Hafner den Ingerl-Hof (alte Hs.Nr. 48) von der Hafnerswitwe Anna Maria Wiesinger erworben, den er 1827 weiterveräußerte. Thomas und seine Ehefrau Maria erwerben im Laufe der Jahre noch Grundbesitz dazu.
1866 übernimmt sein Sohn Anton Platzer das Anwesen, der ebenfalls als Hafnermeister tätig ist.
Er vermählt sich mit der Söldnerstochter Kreszenz Geith von Münster.
Das Hafnerhandwerk ist jedoch ein aussterbendes Gewerbe. Die Töpferwaren werden immer mehr von den Metallwaren abgelöst.
Als der Sohn Joseph Platzer 1910 den Hof übernimmt, ist dieser nicht mehr als Hafner tätig.
Neun Jahre später nimmt er die Söldnerstochter Franziska Zens von Münster zur Ehefrau.
Als Joseph Platzer im Alter von 47 Jahren an einer Lungentuberkulose stirbt, vermählt sich die Witwe mit Johann Wagner aus Alburg.
Weitere Quellen:
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Münster von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-5, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 3-59 von 1843 – 1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-10, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 70 bis Ende von 1859-1893
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-14, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 1 - 82 von 1893 – 1960
Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel Pfaffmünster
Stand: 13.02.2024
Das Jägergütl in Münster Hs.Nr. 49
ab 1890: Hs.Nr. 82, heute Falkenfelser Str. 1
von Claudia Heigl
Bei diesem Anwesen handelt es sich um das frühere Jägerhaus in Münster.
Das Chorherrenstift besaß umfangreichen Grundbesitz in Münster, darunter 320 Tagwerk Wald und hatte das Jagdrecht.
Für die Ausübung der Jagd war ein Jäger angestellt, der in einem Haus wohnte, das dem Stiftskapitel gehörte.
Als erster bekannte Jäger wird 1696 ein Christoph Eisenzapf in Münster genannt.
Zwischen 1728 und 1730 ist ein Franz Karl Hofinger als Jäger in Münster urkundlich erwähnt.
Ca. 1750 ist der Jäger ein Johann Georg Käpel, gefolgt 1765 von seinem Schwager Stephan Rueland.
Seit ca. 1793 ist ein Michael Zäch Jäger in Münster.
Durch die Säkularisation werden sie Besitztümer des Chorherrenstifts St. Tiburtius und St. Jakob verstaatlicht, dazu gehört auch das Jägerhaus.
Das Jägerhaus hatte die Hs.Nr. 49
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
Ab 1809 Privateigentum
1809 erwirbt Michael Zäch das Jägerhaus vom Bayerischen Staat.
Direkt neben dem Jägerhaus lag auch der Ziegelstadel mit dem Brennofen des Chorherrenstifts, der im Rahmen der Säkularisation ebenfalls in Staatseigentum überging.
Als ihn am 20. Juni 1811 der Staat meistbietend versteigern ließ, bekam der pensionierte königliche Revierförster Michael Zäch um 1515 Gulden den Zuschlag1.
An Gründen gehörte noch dazu: zwei Tagwerk Tegelgrund, vier Tagwerk Lehmgrund und vier Tagwerk am Buchberg zum Kalksteingraben.
Der Ziegelstadel wurde von Zäch’s Sohn und Enkel, wenn auch in verkleinertem Umfang, weiterbetrieben, die ebenfalls auch noch die Jägerei ausübten.
1891 übernimmt Rupert Zäch jun. das Anwesen und baut das Wohnhaus neu, während die Nebengebäude abgerissen werden. Die Ziegelei dürfte wohl um diese Zeit wegen Unrentabilität eingestellt worden sein.
Am 15.11.1896 vertauschen Rupert und Therese Zäch ihr Anwesen in Münster mit Max Spranger gegen dessen Anwesen Hs.Nr. 47 in Bogen.
Nach dem Tod von Max Spranger wird das Anwesen versteigert. Höchstbietender ist Xaver Petzenhauser, Privatier in Straubing. Spranger’s Witwe heiratet den Münsterer Bauern Franz Xaver Geith.
Am 27.01.1902 kauft die Tochter Maria Spranger das Anwesen um 9.500 Mark zurück und vermählt sich mit Johann Huber.
Am 15.06.1908 verkauft das Ehepaar den Hof an die Immobilienhändler Mann Moses Josef in Rothenburg u. Starck Ferdinand in Emertshofen um 23.500 Mark.
Der Hof wird zertrümmert und die Grundstücke an verschiedene Käufer veräußert.
Am 22.06.1908 erwerben Josef und Anna Wagner (vorher Münster alte Hs.Nr. 50, heute Falkenfelser Str. 17) das Haus und transferieren ihre Grundstücke von ihrem alten Anwesen hierher.
Ihre Tochter Kreszenz Wagner übernimmt das Anwesen und vermählt sich mit Josef Bachl von Steinach.
1 Agsteiner Hans, Ziegel aus Münster für den Wiederaufbau, veröffentlicht in der Straubinger Zeitung am 21.10.1991
Weitere Quellen:
BayHStA München, Hofanlagsbuchhaltung 248, Steuerkonskription der Hofmark Münster 1752
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Münster von 1838
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser u Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach rev Duplikat 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibbuch zum Häuser und Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach 1814-1843
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-5, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 3-59 von 1843 – 1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-10, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 70 bis Ende von 1859-1893
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-14, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 1 - 82 von 1893 – 1960
Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel Pfaffmünster
bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel Parkstetten
Stand: 13.02.2024
Das Kinzkofer- Anwesen Hs.Nr. 78
heute Kreuzstr. 8
von Claudia Heigl
Auf diesem Grundstück außerhalb von Wolferszell befand sich früher ein Ziegelstadel in dem Backsteine und Ziegel aus Lehm gebrannt wurden.
Im Liquidationsprotokoll von 1838 wird es wie folgt beschrieben: „Fl.Nr. 1413 b Ziegelstadl, Leimgrube, Wies und Oedflecken“
Uraufnahme um 1830
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München
Das Grundstück, an der Straße zwischen Steinach und Wolferszell, auf dem der Stadel stand, gehörte zum sog. „halben Fischerhof“ (Hs.Nr. 21, heute Mühlenweg 2) in Wolferszell.
Zu dieser Zeit gehörte der Hof einem gewissen Jakob Weber, der neben der Landwirtschaft auch das Brennen von Ziegeln als Nebenerwerb betrieb. Beim Verkauf des Hofes durch Jakob Götz im Jahre 1875 wurde dieser Ziegelstadel vom Hof getrennt und separat weiterverkauft.
Am 24.09.1891 ist ein Martin Urban als Eigentümer angegeben.
Martin Urban von Unteraigen b. Schorndorf hatte 1880 das Haus Nr. 69 ½ (heute Hafner-Str. 15) in Steinach ersteigert und war mit einer Katharina Müller von Großhöfling verheiratet. Diese brachte ihre Tochter Sabina mit in die Ehe.
Am 12.09.1882 verkaufen die Urban’s das Steinacher Haus an Georg und Katharina Sachenbacher und machen sich zwischen Steinach und Wolferszell an dem ehemaligen Ziegelstadel ansässig.
aufgenommen ca. 1930
Bild: Familie Kinzkofer
Katharina stirbt am 1891 im Alter von knapp 47 Jahren und der Witwer übergibt das Anwesen 1892 seiner Stieftochter Sabina Müller, die drei Wochen später Johann Baptist Prechtl von Friedenhain heiratet.
Martin Urban vermählt sich zwei Jahre später mit der Söldnerstochter Helena Fischl von Agendorf und zieht mit ihr in ein neues Haus (Nr. 80, heute Wolferszeller Weg 1) in der Nähe von Steinach.
Sabina Prechtl stirbt 1925 im Alter von 55 Jahren. Kurz nach der Heirat des Sohnes Johann Prechtl mit Franziska Schambeck im Jahre 1928 übergibt ihm sein Vater das Anwesen. Der Austrägler Johann Prechtl sen. überlebt seine Ehefrau um 37 Jahren stirbt 1952 mit 87 Jahren.
aufgenommen 1956
Bild: Archiv f. Heimatgeschichte Steinach
1957 übernimmt Tochter bzw. Enkelin Franziska Prechtl mit ihrem Ehemann Josef Kinzkofer den Besitz.
aufgenommen ca. 1970
Bild: Familie Kinzkofer
Quellen:
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Agendorf von 1836
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/2-7 Umschreibeheft von Agendorf 1843 - 1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/2-10 Umschreibeheft von Agendorf 1859 - 1894
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/2-14 Umschreibeheft von Agendorf 1894 - 1960
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach
Stand: 26.03.2024
Das Ingerlgütl in Münster Hs.Nr. 48
ab 1890: Hs.Nr. 81, heute Berghofstr. 2
von Claudia Heigl
Erster bekannter Besitzer des Anwesens ist der Schreiner Johann Guggenberger. Am 04. Juli 1694 wird sein kleiner Sohn Sebastian im Alter von fünf Monaten in Münster zu Grabe getragen. In dem Sterbeeintrag wird Johann Guggenberger als Schreiner und Schullehrer bezeichnet – die erste Erwähnung eines Schreiners seit Beginn der Kirchenbücher in Münster im Jahre 1641.
Das Riedl-Anwesen hatte die Hs.Nr. 48
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
Neben seiner Schreinerarbeit übernimmt Guggenberger auch die Aufgaben des Mesners und des Schullehrers. Er folgte damit dem Lehrer Georg Fronberger nach, der bereits 1691 gestorben war. Wahrscheinlich unterrichtete er die Kinder noch in seinem Haus. Das Schulhaus neben der Kirche dürfte erst später errichtet worden sein.
Von ihm und seiner Ehefrau Maria sind vier Kinder bekannt:
- Ursula heiratet 1725 Kaspar Knott Bauerssohn von Pichsee
- Sebastian + 04.07.1694 in Münster
- Kaspar *28.08.1695 in Münster, übernahm das elterliche Schreineranwesen und wird nur noch als Schreiner bezeichnet.
- Anna Maria *25.09.1697 heiratet 1720 Mathias Kiefel, Mesner in Gschwendt und 1742 in zweiter Ehe Gregor Freundorfer, Metzger in Mitterfels
1731 übernimmt Sohn Kaspar Guggenberger das Schreineranwesen, der ebenfalls als Schreiner tätig ist.
Das Schullehrer- und Mesneramt übt der Vater Johann wohl bis kurz vor seinem Tod aus. 1740 wird er von dem Lehrer Georg Augustin abgelöst.
Als Kaspar Guggenberger 1744 stirbt, beabsichtigt die Witwe ihren Gesellen Johann Georg Riedl von Pettenreuth zu heiraten. Wegen des Todes des Ehemannes und dem damit verbundenen Besitzübergang ist ein Laudemium in Höhe von 7,5 % des Objektwertes an das Kollegiatstift St. Jakob und St. Tiburtius fällig, dass das Obereigentum besitzt. Das Anwesen wird auf 200 Gulden geschätzt.
Doch aufgrund er „harten Zeiten und auch weil die Obstbäume durch den nahestehenden herrschaftlichen Ziegelofen einige Jahr schon Schaden gelitten hatten“, wird ihr der Betrag auf 10 Gulden herabgesetzt. Da sie das Geld nicht aufbringen können, verkaufen Georg und Juliana Riedl dafür einen kleinen Teil des Grundstücks an das Chorherrenstift1.
Riedl erhält das Miteigentum an dem Anwesen und widerlegt dies mit 34 Gulden. Das Geld hatte er der Witwe zum Teil bereits vorgestreckt.
1750 verkauft das Ehepaar Riedl nochmals wegen ihrer „schweren Schuldenlast“ den unteren Teil des Gartens. Der Grund wird für den Ziegelstadel des Chorherrenstifts gebraucht2.
Als Georg Riedl 1758 stirbt veräußert die Witwe Juliana schließlich die Erbrechtsbehausung an das Kollegiatstift Straubing um 182 Gulden. Im oberen Stübl behält sie ihr Wohnrecht3.
Zwei Monate später erwirbt der ledige Schreinerssohn Johann Veith Peringer von Stamsried das Anwesen4.
Im März 1768 veräußert der Schreiner Veith Peringer das Anwesen wieder an das Kollegiatstift, die es im Oktober 1769 an Franz und Anna Söldner von Münster weiterveräußern. Juliana Riedl lebt zu diesem Zeitpunkt noch und hat nach wie vor ihr Wohnrecht in dem Anwesen5. Ab diesem Zeitpunkt dürfte auch das Schreinerhandwerk nicht mehr auf dem Anwesen ausgeübt worden sein. Wahrscheinlich haben die Bewohner für den benachbarten Ziegelstadel gearbeitet.
Im Mai 1782 veräußern Franz Söldner und seine zweite Ehefrau Genofeva, geb. Leiderer, das Anwesen an den ledigen Halbbauerssohn Johann Zellerer von Riederszell und dessen angehende Ehefrau Anna Hollmer von Ascha6. Allerdings verkauft das junge Ehepaar das Gütl noch im gleichen Jahr weiter an den Bauerssohn Georg Ingerl von Fischerdorf und seiner Braut Maria Anna Pielmayer von Wiesenfelden7. Von ihm erhält das Anwesen auch seinen Namen.
Als 1791 der 35jährige stirbt, vermählt sich die Witwe Maria Anna Ingerl mit dem Hafner Anton Wiesinger aus Ascha.
Anton stammt aus einer alten Hafnersfamilie, die ihren Ursprung in Steinach hat. Von 1785 bis 1788 hatte Anton die Hafnerwerkstätte des Mathias Grüneisl in Wolferszell Nr. 5 betrieben. Nun konnte er sich als Hafner in Münster ansässig machen. Anton war wahrscheinlich, wie schon seine Vorgänger, auch für das Brennen der Ziegel zuständig.
1795 heiratet Anton, nach dem Tod von Maria Anna, die Tagelöhnerstochter Anna Maria Zäch von Münster.
Nach dem Tod von Anton Wiesinger (+1817) veräußert die Witwe das Anwesen 1820 an den Hafner Thomas Platzer.
Bei seiner Hochzeit 1820 in Hengersberg wird er bereits als Hafner in Pfaffmünster bezeichnet.
Platzer verkauft 1827 den Ingerl-Hof an einen Johann Wagner von Unterholzen und errichet für sich im Dorf ein neues Haus (Hs.Nr. 44 1/2, heute Tassilostr. 13).
Johann Wagner ist dreimal verheiratet:
- 1. Ehe 1827 mit Katharina Traidmayer von Meisenthal
- 2. Ehe 1834 mit Anna Maria Papp von Hauptenberg
- 3. Ehe 1838 mit Maria Buchs von Dammersdorf
1843 kauf Joseph Zens von Münster das Anwesen, der die Müllerstochter Josepha Schütz von der Fahrmühl heiratet.
1866 übernimmt Sohn Joseph Zens jun. das Anwesen. 1869 heiratet er Anna Leiß von Münster.
Ihr gehört bereits ein Haus (Nr. 1) in Münster. Um 1871 richtet das Ehepaar in dem Haus ein Wirtshaus (unterer Wirt, das spätere Jobst-Wirtshaus) ein und ziehen dorthin. Den ehemaligen Ingerl-Hof verkaufen sie 1871 an Theresia Schütz.
1877 erwirbt Sebastian Schütz das Anwesen mit 5 Tagwerk Grundbesitz, der 1878 das Wohnhaus neu erbaut. Der ehemalige Müller auf der Fahrmühl (1821-1902) ist der Bruder o.g. Josepha Schütz.
1902 erbt seine Tochter Maria Schütz das Anwesen.
1906 erwirbt eine Therese Sieber den Besitz.
1922 kaufen es schließlich der Wirtssohn Johann Solleder vom unteren Wirt in Münster und seine Braut Maria Geier.
1 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 645 I, fol 47‘ Vorkommen 29.05.1744
2 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 645 I, fol.150‘ Kauf 100 fl. 05.09.1750
3 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 645 II, fol.322‘ Kaufbrief 182 fl 20.05.1758
4 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 645 II, fol.324‘ Kaufbrief 190 fl. 14.07.1758
5 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 646 fol. 135‘ Kaufbrief 400 fl 12.10.1769
6 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 648 b, fol.50 Kaufbrief 430 fl 18.05.1782
7 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 648 b, fol.68 Kaufbrief 430 fl 31.08.1782
Weitere Quellen:
BayHStA München, Hofanlagsbuchhaltung 248, Steuerkonskription der Hofmark Münster 1752
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Münster von 1838
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser u Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach rev Duplikat 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibbuch zum Häuser und Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach 1814-1843
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-5, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 3-59 von 1843 – 1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-10, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 70 bis Ende von 1859-1893
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-14, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 1 - 82 von 1893 – 1960
Bischöfliche Zentralrarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel Pfaffmünster
Stand: 12.02.2024
Wiesenzell
von Claudia Heigl
Die Einöde Wiesenzell liegt zwischen Au und Ascha. Jahrhundertelang gehörte das Anwesen zur Pfarrei Steinach, bis es 1923 in die Pfarrei Ascha umgepfarrt wurde.
Der Wiesenzeller Hof, früher auch "Fuchsenhof" genannt
aufgenommen 1973
Der Hof dürfte Sitz eines Ministerialen der Grafen von Bogen gewesen sein.
Im 16. Jahrhundert gehörte der Hof zur Hofmark Ascha1. 1811 wird Wiesenzell der Steuergemeinde Ascha einverleibt und gehört seitdem zur Gemeinde Ascha.
1842 umfasste der Besitz des Hofes insgesamt 135 Tagwerk, dazu kommen noch die knapp 31 Tagwerk von den beiden Zubausölden in der Au und Adlbruck.2
Der Hof bekam ursprünglich die Hausnummer 43
die Ausölde Nr. 43a und Adlbruck Nr. 43b
Uraufnahme ca 1830
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
Die Familie Fuchs
Im 16. Jahrhundert finden wir die Familie Fuchs auf dem Hof, der auch die Bezeichnung "Fuchsenhof" hat. Die alten Flurbezeichnungen „Fuchsbergerfeld“ und „Fuchsberg“ gehen ebenfalls auf diese Familie zurück.
Am 14.10.1526 verkauft der Pfleger von Falkenfels, Hans Krafelder zu Steinach, seinen Elendacker an Linhart Fux von Wiesenzell3.
1558 finden wir einen Leonhart Fux im Steuerbuch des Landgerichts Mitterfels. Er zahlt von der Sölde in Adlbruck 4 Schilling 14 Pfennig Steuer4.
Die Quellen der Hofmark Ascha, zu dem der Wiesenzeller Hof gehörte, reichen leider nicht so weit zurück. Zu Adlbruck finden wir jedoch mehr Aufzeichnungen. Da beide Besitztümer in der selben Hand waren, können wir hier auch auf den Hofbesitzer in Wiesenzell Rückschlüsse ziehen.
1582 und 1597 wird ein Erhard Fuchs in Wiesenzell genannt. Er besitzt einen ganzen Hof auf Erbrecht1.
1612 wird in „Adlprügkh“ ein Hans Fux genannt. Er besitz die Erbrechtssölde und zinst hierfür an das Kloster Oberalteich 1 Pfund 2 Schilling Reg. Pfennige. Die Sölde wird mit 25 Pfund Regensburger Pfennige bewertet5.
Ihm folgt ein Wolfgang Fuchs, mit großer Sicherheit sein Sohn.
Nächste Bauerseheleute auf den Hof sind Thomas und Walburga Fuchs.
Mit dem Beginn der Kirchenbücher bekommen wir nun auch nähere Daten zur Familie Fuchs.
Beide haben die Wirren des 30jährigen Krieges überlebt. Nachkommen von ihnen treffen wir auf einigen großen Höfen im Umkreis an.
Das Ehepaar hat mindesten dreizehn Kinder, von denen zwei als Kleinkinder sterben:
- Anna (*1642) heiratet 1671 in Haselbach den Bauern Wolfgang Frankl von Kleinkohlham
- Simon (*1644) heiratet 1671 in Steinach die Bauerstochter Walburga Aumayer von Geßmannszell und lässt sich als Bauer in Englberg nieder
- Georg (*1645), wird ca. 1683 Hofnachfolger
- Ursula (*1649) heiratet 1677 Paul Haidauer von Exlarn
- Margaretha (1653-1700) heiratet 1678 den Bauern Andreas Gross von Oberhartberg
- Maria Magdalena (1656-1677) heiratet 1676 in Ascha den Bauern Georg Gmeinwieser von Herrnberg
- Isidor heiratet 1677 in Kirchroth die Bauerstochter Katharina Schmid von Neudau und macht sich als Bauer in Pichsee ansässig
- Regina (1659-1678), stirbt ledig mit 18 Jahren
- Barbara (*1663) heiratet 1684 den Bauern Stephan Stegbauer von Prünstfehlburg
- Veronika (*1663)
- Dorothea (*1667) heiratet 1686 Wolfgang Wagner
Nachdem fast alle Kinder aus dem Haus sind, übergeben Thomas und Walburga Fuchs um 1683 den Hof an ihren Sohn Georg und ziehen auf ihre Sölde in Adlbruck.
Walburga stirbt dort am 16.02.1694 und wird in Steinach beerdigt6. Thomas Fuchs stirbt 02.01.1703 in Adlbruck. Er wird vom Parkstettener Pfarrer beerdigt. Der schreibt als Altersangabe „nahe Hundertjährig“ in das Sterbebuch7.
Georg Fuchs ist bereits 38 Jahren, als er 1683 den Hof übernimmt und heiratet.
Als erste Ehefrau holt er sich die 20jährige Müllerstochter Maria Lang von Recksberg. Sie stirbt bei der Geburt ihres 4. Kindes mit 28 Jahren. Das kleine Mädchen wird auch nur zwei Wochen alt.
Kinder der ersten Ehe:
- Magdalena (*1684) heiratet 1708 in Steinach den Bauern Andreas Thanner von Gonnersdorf
- Walburga (*1687)
- Barbara (1688-1741) heiratet 1716 in Kirchroth den verwitweten Bauern Johann Unger von Hagnzell
Die zweite Ehefrau wird die Bauerstochter Maria Lucas von Reibersdorf. Nach zweijähriger Ehe stirbt die 33jährige. Ihre zwei Kinder werden ebenfalls nur einige Wochen alt.
Die dritte Ehefrau ist die 23jährige Ursula Bachmaier von Kleinmenach. Sie ist ein Patenkind der Müllerseheleute Adam und Ursula Lang von Recksberg, den ersten Schwiegereltern von Georg Fuchs.
In dieser Ehe kommen nochmals acht Kinder zur Welt, von denen mind. zwei im Kindsalter sterben:
- Maria (*1696)
- Georg (*1698), Hofnachfolger
- Barbara (*1700) heiratet 1725 den Bauern Peter Angermeier von Stallwang
- Agnes (*1702)
- Johann (*1704)
- Eva (*1709) heiratet 1738 in Steinach den verwitweten Bauern Michael Hilmer von Gschwendt
Hofnachfolger wird Sohn Georg, der 1720 die Müllerstochter Katharina Hallmayr von Gschwendt heiratet.
Das Ehepaar ist mit 16 Kindern gesegnet, von denen sechs im Kindsalter sterben:
- Andreas (*1724), Hofnachfolger
- Joseph (*1725)
- Franz Simon (*1728)
- Maria Walburga (*1730)
- Maria Barbara (*1731) heiratet 1754 in Kirchroth den Bauern Lorenz Geith von Kienberg
- Bartholomäus (1733-1747) stirbt mit 13 Jahren
- Ludwig (*1737)
- Georg (*1741)
- Joseph (*1744)
- Elisabeth (*1746)
1756 übernimmt der älteste Sohn Andreas Fuchs den Hof und vermählt sich mit der Müllerstochter Maria Anna Pürkl von Gaishausen.
Die Bäuerin bringt zehn Kinder zur Welt, von denen sechs das Erwachsenenalter erreichen:
- Anna Maria (*1757)
- Anna (*1760) heiratet 1791 in Konzell den Bauerssohn Michael Kleingütl von Gossersdorf
- Maria Katharina (*1765)
- Michael (*1767)
- Andreas (1769-1848) heiratet 1805 in Konzell die Kramerswitwe Maria Anna Haimerl, geb. Stelzl von Birnbrunn. 1811 erwirbt er den Rest des zertrümmerten Überle-Hofes in Kasparzell8.
- Johann Georg (1771), Hofnachfolger
1794 heiratet der jüngste Sohn Johann Fuchs die Bauerstochter Therese Pellkofer von Hörmannsberg und übernimmt den elterlichen Hof.
Das Ehepaar hat drei Kinder:
- Mathias Fuchs *(1795), wird Bauer in Alkofen bei Niederwinkling
- Johann Baptist Fuchs (*1797)
- Anna Maria Fuchs (*1799)
Aber bereits mit 29 Jahren stirbt der junge Bauer nach siebenjähriger Ehe und die Witwe holt sich 1801 den Bauerssohn Wolfgang Hilmer von Rattiszell als seinen Nachfolger auf den Hof.
Die Hilmer kommen ursprünglich aus Niederkinsach. Die Familie ist dort ab ca. 1638 anzutreffen.
Fünf Hilmer-Kinder kommen nochmals in Wiesenzell zur Welt:
- Therese (1802-1838) heiratet 1831 in Steinach den Bauern Joseph Stubenhofer von Gschwendt
- Maria Anna (*1804)
- Johann Georg (1806-1869) heiratet 1842 in Parkstetten die Bauerstochter Therese Obermayer von Herrnberg. Das Ehepaar bewirtschaftet zunächst den ehemaligen Söldner-Hof in Bärnzelll, der dem Steinacher Gutsbesitzer Eduard Freiherr von Berchem gehört. 1848 können sie den Hof vom Gutsbesitzer erwerben.
- Jakob (*1808)
- Joseph (*1810), Hoferbe
Der jüngste Sohn Joseph Hilmer übernimmt 1842 den Hof und holt sich Therese Schambeck von Auenzell als Bäuerin auf den Hof.
Zehn Kinder gehen aus der Ehe hervor, von denen zwei im Kindsalter sterben:
- Joseph (1843-1909) heiratet 1871 in Kirchroth Walburga Holz von Völling und wird Söldner in Kirchroth
- Therese (1844-1924) heiratet 1867 in Kirchroth den Bauern Josef Hahn von Kirchroth
- Georg (*1846) Hofnachfolger
- Anna Maria (1843-1918) heiratet 1871 in Kirchroth den Söldner Josef Babel von Kirchroth
- Franziska (*1849) heiratet 1875 in Steinach den Wirtssohn Leonhard Loichinger von Wolferszell
- Karolina (*1853)
- Johann (*1855)
- Katharina (*1857)
Hofnachfolger wird 1873 Georg Hilmer, der sich mit der Bauerstochter Anna Schlecht von Wolferszell vermählt.
Von ihren sieben Kindern, erreichen nur zwei das Erwachsenenalter:
- Anna (1880-1897) stirbt mit 16 Jahren
- Georg (1881-1957), Hofnachfolger
- Katharina (1886-1932) heiratet 1921 in Steinach den Bauern Johann Bachl von Agendorf Nr. 34
Georg und Anna Hilmer mit ihren Kindern Katharina, Georg und Anna
aufgenommen vor 1897
Georg und Anna Hilmer ziehen nach der Hofübergabe 1907 in die Ausölde, die ebenfalls zum Hof gehört.
Sterbeanzeige im Straubinger Tagblatt
Den Hof übernimmt der einzige Sohn Georg jun. (1881-1957), der die Bauerstochter Therese Hauser (1884-1940) von Frieding zur Ehefrau nimmt.
Das Ehepaar hat elf Kinder, von denen drei im Kindsalter sterben.
Familie Hilmer mit den Dienstboten
aufgenommen ca. 1938
Die Sölde in Adlbruck
Die Sölde in Adlbruck (Mundart "Odlbruck"), eine kleinen Einöde an der linken Seite der Kinsach zwischen Wiesenzell und Pielhof im Kinsachtal, gehörte ebenfalls zum Hof in Wiesenzell. Im Gegensatz zum Haupthof war das Kloster Oberalteich bis zur Säkularisation der Grundherr dieser Sölde.
Die Einöde gehörte zur Pfarrei Parkstetten, wie übrigens auch die umliegenden Höfe in Pielhof, Englberg, Kohlham, Miething, Hörmannsberg, Gonnersdorf, Auhof, Höfling, Wollersdorf und Eisenhart9. Im Steuerbuch von 1558 wird die Sölde bereits aufgeführt4.
Nach der Hofübergabe im Jahr 1683 ziehen die Bauerseheleute Fuchs aus Wiesenzell zur Ausnahm in die Adlbrucker-Sölde, wo beide auch sterben. Der Sterbeeintrag von Thomas Fuchs ist in dem Parkstettener Kirchenbuch vermerkt.
Im Jahr 1842 bestand die "¼ Adlbrucker Sölde" lediglich aus einem Wohnhaus und erstreckte sich über 18,9 Tagwerk Grundbesitz. Wolfgang Hilmer, der auch Eigentümer des Wiesenzeller Hofs war, ist als Eigentümer eingetragen10.
1875 wird es noch von zwei Einwohner bewohnt. 1885 taucht die Einöde in der Volkszählung nicht mehr auf. Das Wohnhaus wurde abgerissen.
Die Ausölde
Dazu gehörte zum Wiesenzeller Hof noch die sog. „1/8 Ausölde“ als sog. Zubaugut. Wie der Hof selbst, gehörte die Sölde zur Hofmark Ascha.
Die Sölde liegt beim Weiler Au rechts neben der Straße zwischen Gschwendt und Ascha. Wann das Haus genau erbaut wurde, lässt sich nicht nachvollziehen. Im Hofanlagsbuch von 1764 wird die Sölde bereits aufgeführt11.
1842 wird die „1/8 Ausölde“ wie folgt beschrieben: Wohnhaus, Stall und Stadel unter einem Dach. Es gehörten 12 Tagwerk an Grundbesitz dazu. Sie ist ebenfalls im Eigentum von Wolfgang Hilmer8.
Nach der Hofübergabe im Jahr 1907 nutzten die Bauerseheleute Georg und Anna Hilmer die Ausölde als ihren Altersruhesitz. Heutzutage steht das Wohnhaus jedoch leer und ist unbewohnt.
Die Ausölde ist heute unbewohnt.
aufgenommen 1980
1 BayHStA München, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1124, Grenz- Güter- und Volksbeschreibungen des Kurpfalzbayrischen Landgerichts 1460 – 1599, fol. 234 und 346
2 StA Landshut, Grundsteuerkataster 14, Urkataster der Steuergemeinde Ascha 1842
3 BayHStA, Kloster Oberalteich Urkunden 1081
4 StA Landshut, Landschaft Unterlands Nr. 1181 III, Untertanen im Gericht und Kasten Mitterfels 1558, Adlpruck
5 StA Landshut, Landschaft Unterlands Nr. 1224, Steuerbuch des Landgerichts Mitterfels 1612
6 KB Steinach, Bd. 2, S. 55 Scan S. 202
7 KB Parkstetten, Bd. 1, S. 130 Scan S. 68
8 Fritz Fuchs, Fuchs-Chronik, 2007, Konzell, S. 106
9 Geographische Matrikel des Bisthums Regensburg, Regensburg, 1813
10 StA Landshut, Grundsteuerkataster 14, Urkataster der Steuergemeinde Ascha 1842
11 BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Bände 427, Hofmark Ascha 1764, fol. 197 ff.
Weitere Quellen:
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Parkstetten
Stand: 11.02.2024
Das Ziegel-Häusl Hs.Nr. 5
1760: Ziegl-Häusl - 1808: Hs.Nr. 61 "Haseneder-Hof" - ab 1838: Hs.Nr. 5
heute Riedstr. 1
von Claudia Heigl
1752 ist das Haus an der heutigen Riedstraße erstmals urkundlich belegt.
Ein Andreas Zollner besitz das „Ziegl-Häusl“ und zahlt dafür 17 Kreuzer an Steuer an den Hofmarksherrn.
Zollner stammt aus Auggenbach und hatte 1742 die Einwohnerstochter Gertrud Haimerl geheiratet.
Da er 1745 noch als Einwohner bezeichnet wird, muss er das Haus erst später in seinen Besitz gebracht haben.
Ob das Haus schon vorher bestand, lässt sich nicht nachweisen. Das Haus stand direkt neben dem Steinacher Ziegelstadel, der dem Hofmarksherrn gehörte. Die Bewohner dürften für das Brennen der Ziegel zuständig gewesen sein.
Nächster Besitzer ist 1758 der Steinacher Bauerssohn Joseph Pösl. Nach dessen Tod heiratet die Witwe Therese 1773 Wolfgang Payerbeck von Niedersteinach.
Ca. 1817 folgt der Schwiegersohn Bartholomäus Angerer, der mit der Pösl-Tochter Maria verheiratet ist.
Nach dem Tod der Eltern übernimmt 1834 Lorenz Angerer das Häusleranwesen von seinen Geschwistern.
1870 erwirbt der noch von den Gemeindegründen, die zu dieser Zeit verteilt werden, zwei Grundstücke hinzu:
- Fl.Nr. 249 ½ von der Degelloh (Eine Wiese nördlich von Steinach am Steinachbach. Hier dürften sie Steinacher Hafner jahrhundertelang ihren Tegel gestochen haben.)
- Fl. Nr. 529 1/19 von der Hütweide (Dies war ein Anteil des Streifens neben der Straße, die von Steinach über das Moos nach Parkstetten führte.)
1872 verkauft die Witwe Katharina Angerer das Anwesen an Josef Brandl, der es ein Jahr später weiterveräußert an Michael und Anna Romier.
Das Ehepaar errichtet das Wohnhaus noch im gleichen Jahr vollständig neu. Zu dieser Zeit wurde wahrscheinlich auch der Ziegelbrennbetrieb eingestellt.
Nach dem Tod von Michael Romier wird das Anwesen im September 1892 von Josef Niedermeier ersteigert.
Das Haus um 1930
Bild: Familie Bauer, Steinach
Nun folgen in kurzer Zeit verschiedene Eigentümer:
- 10.12.1892 Xaver Wirth
1894 kauft Wirt vom Steinacher Schlossherrn das angrenzende Grundstück (Fl.Nr. 153a) hinzu. Es handelt sich um den alten Standort der Ziegelhüte und ist nun eine Weide.
- 29.05.1897 Josef und Maria Heuschneider. Sie tauschen dafür ihr Anwesen Nr. 6 auf dem Berghof ein.
- Noch im gleichen Jahr wird es von Johann Baptist Heuschneider um 3900 Mark erworben.
- Am 15.04.1901 tauscht Franz Windhager ein Anwesen in Salching dafür ein
Das Haus um 1973
Archiv f. Heimatgeschichte Steinach
Schließlich erwerben Johann und Maria Kufner vom Stamsried das Gütl.
Quellen:
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 248, Konskription der Untertanen der Hofmark Steinach 1752
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-4, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 72, 1843-1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-7, Umschreibehefte zum 1. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 55, 1859 – 1906
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-11, Umschreibehefte zum 2. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1-65, 1906 – 1960
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach und Parkstetten
Stand: 06.01.2024
Die Schlosserei Aumer Hs.Nr. 41
1623/1641: Sölde am Baumgarten - 1691: Kornbau Söldenhäusl - 1760: Pürstenhäusl - 1808: Landstorfer-Hof Hs.Nr. 30 - ab 1838: Hs.Nr. 41
heute August-Schmieder-Str. 25
von Claudia Heigl
Im Stiftregister von 1623 wird dieses Haus als „Sölde am Baumgarten“ bezeichnet.
Joachim Kornbauer und seine Ehefrau Anna haben darauf das Leibrecht. Der Wert liegt bei 4 Pfund Regensburger Pfennige.
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
1641 gehört die Sölde der Dorfgemeinde und dient als Unterkunft für den Hirten.
Als Hirte arbeitet vermutlich Georg Bergmann (Perkhmann), der ab etwa 1642 mit seiner Familie das Haus bewohnt.
Acht Kinder werden von ihm und seiner Ehefrau Susanna, geb. Schulreiter, geboren:
- Simon (*13.12.1642) heiratet 1671 die Weinzierlstochter Maria Pillinger von Hofdorf und lebt bis 1680 als Tagelöhner in Steinach
- Wolfgang (*18.10.1644)
- Georg (*11.04.1647)
- Katharina (*10.10.1652)
- Philipp (*01.05.1655)
- Rosina (*24.02.1658)
- Maria (*27.01.1660)
- Anna (*06.01.1663)
1691 erscheint ein Mathias Dauchner als Besitzer. Er ist mit der Bauerstochter Margaretha Deblinger von Pellham verheiratet.
Drei Kinder kommen in Steinach zur Welt:
- Mathias (*12.08.1687)
- Andreas (*16.11.1688)
- Katharina (*18.04.1690)
Im Stiftregister von 1699 steht bei Mathias Dachner: „gänzliche Armut“.
Das weitere Schicksal der Familie bleibt im Dunkeln.
Als nächste Besitzerin folgt Margaretha’s Schwester Ursula Deblinger, die seit 1692 mit dem Bauerssohn Johann Diez von Pürstenberg verheiratet ist.
Dies erklärt auch die Herkunft des Namens „Pürstenhäusl“, wie er im Hofanlagsbuch von 1760 vermerkt ist.1 Über sechs Generationen bleibt die Familie in diesem Anwesen.
1727 übernimmt Tochter Katharina Diez das Anwesen, nachdem sie den Bauernsohn Michael Foidl von Agendorf geheiratet hat. Katharinas Bruder Michael Diez erbt vermutlich das sogenannte „Wilhelm-Häusl“ Hs.Nr. 47 (heute Bärnzeller Str. 1, Heimerl) von einer Tante.
Michael und Katharina Foidl haben vier Kinder:
- Ursula (*20.08.1728), Hoferbin
- Maria (*04.05.1732) heiratet 1758 Johann Griessler von Falkenfels
Johann Georg (*14.08.1735) heiratet 1758 die Häuslerswitwe Anna Maria Plötz und zieht nach Schwemm
Tochter Ursula Foidl übernimmt 1752 das Gütl und heiratet Adam Steinbauer von Riedelswald.
Wiederum geht der Besitz an eine Tochter über, Margaretha Steinbauer, die sich 1752 mit Sebastian Landstorfer von Willerszell verheiratet.
Der Sohn Simon Landstorfer erbt das Anwesen 1811 und heiratet Katharina Waas, eine Bauerstochter aus Steinach.
1822 bricht ein Brand im gegenüberliegenden Haus aus, der wahrscheinlich auch das Anwesen in Mitleidenschaft zieht.
Das Bachl-Haus um 1930
1846 geht das Anwesen an Tochter Katharina Landstorfer. Sie heiratet Jakob Echinger von Münster, einen Einwohnerssohn, der zu dieser Zeit das Ansässigmachungsgesetz in Bayern erfüllen muss.
Dieses Gesetz erlaubt Heiraten oder das Ansässigwerden nur Personen mit einem gewissen Grundvermögen und der Zustimmung des Gemeindevorstandes und des Gemeindeausschusses (Bauernfünfer). Da Katharina das Anwesen von ihren Eltern überträgt bekommt und ihr Ehemann über erspartes Geld verfügt, gestattet man beiden die Heirat, und Jakob wird in Steinach sesshaft. Es existiert ein ausführlicher Akt zur Ansässigmachung im Staatsarchiv Landshut.2
1869 stirbt Jakob mit 51 Jahren an einem Nervenfieber. Seine 52-jährige Witwe Katharina heiratet daraufhin Johann Hauser von Giglberg.
Nach dem Tod seiner Ehefrau entscheidet sich 1844 Johann Hauser dazu, das Anwesen an Alois Bachl, einem Bauerssohn aus dem Bachl-Hof in Steinach, zu verkaufen. Im gleichen Jahr heiratet Alois Bachl die Gütlerstochter Kreszenz Altschäffel von Wolferszell Hs.Nr. 4.
Kreszenz war 44 Jahre als Hebamme in Steinach tätig und half nach eigenen Angaben ca. 3.500 Kinder auf die Welt. Sie galt als resolute und energische Frau.
Die Hebamme Kreszenz Bachl
(Bild: Annelies Dietl, München)
Der Hebammenberuf war zweifellos anspruchsvoll. Katharina hatte selbst acht Kinder und ein kleines Anwesen zu versorgen und musste bei jeder Tag- und Nachtzeit zur Verfügung stehen. Im Jahr hatte sie im Durchschnitt 50 Geburten alleine in der Pfarrei Steinach zu betreuen.
Die Kinder des Ehepaares:
- Joseph * 1885
- Alois (1887-1968), lebte auf dem Sackhof
- Albert (1888-1969), Postobersekretär in Regensburg. Verfasser der Kindheitserinnerungen "Bei uns dahoam". Seine Tochter Annelies Dietl veröffentlichte ebenfalls ihre Kindheitserinnerungen, die im Buchhandel erhältlich sind3.
- Georg *1890
- Anna (1892-1976) heiratete Franz Xaver Hagenauer von Steinach
- Ferdinand (1893-1975), seit 1927 Binder in Steinach Nr. 96
- Maria *1896, wurde Ordensschwester
- Justina (1898-1983) übernahm das Anwesen
Sohn Albert Bachl verfasste seine Kindheitserinnerungen „Bei uns dahoam“ mit knapp 80 Jahren. Seine Erzählungen geben Einblick in das Leben dieser kinderreichen Gütlersfamilie und beschreiben den Jahreszyklus sowie Feste und Bräuche in Steinach um die Jahrhundertwende.
Die Familie Bachl 1934
Stehend v.l. Joseph, Justina verh. Huber, Maria, Anna verh. Hagenauer, Alois, Ferdinand
vorne v.l.: Albert, Kreszenz u. Alois, Georg
Bild: Familie Schweiger, Steinach
Die jüngste Tochter Justina erbt das Anwesen und heiratet 1927 Josef Huber von Vorderbuchberg. Josef Huber richtete in der Garage des Anwesens das erste Elektroinstallateur-Geschäft in Steinach ein.
1959 verkaufen das kinderlose Ehepaar Justina und Josef Huber das Elternanwesen und ziehen in das Haus von Justinas Schwester Anna Hagenauer.
Neuer Eigentümer des Anwesens ist Ludwig Aumer, ein Schlosser- und Spenglermeister aus Au b. Ascha. 1958 absolviert er zusätzlich eine Meisterprüfung als Installateur- und Heizungsbauer und führt sein Geschäft in diesem Haus.
Im Hintergrund das Aumer-Haus
aufgenommen 1968 bei der Fahnenweihe der KuSK Steinach
1 BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
2 StA Landshut, Patrimonalgerichte 4468
3 Dietl Annelies; Nicht nachweinen: Eine Kindheitsgeschichte, 2004, ISBN 978-3920821405
Weitere Quellen:
Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
StA Landshut, Landschaft Unterlands Bd 1183, Steuerregister der Hofmarksuntertanen Steinach 1623
Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Gilt und Ausstandregister der Untertanen zu Steinach 1641
Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Stiftregister der Hofmark Steinach 1691
Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Landsteuer der Hofmark Steinach 1699
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-4, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 72, 1843-1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-7, Umschreibehefte zum 1. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 55, 1859 – 1906
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-11, Umschreibehefte zum 2. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1-65, 1906 – 1960
aktualisiert: 24.04.2025
Haus Nr. 96
heute August-Schmieder-Str. 44
von Claudia Heigl
Im Jahr 1927 erwarben Ferdinand Bachl (1893-1975) und seine Ehefrau Maria, geb. Laumer (1900-1976) ein kleines Grundstück von der Wirtswitwe Maria Lutz.
Auf diesem 200 Quadratmeter großen Grundstück errichteten sie ein bescheidenes Holzhaus.
aufgenommen im August 1982
(Bild: Familie Landstorfer)
Ferdinand war der jüngste Sohn der Steinacher Hebamme Kreszenz Bachl, geb. Altschäffl und ihres Ehemannes Alois Bachl. Das Ehepaar hatte insgesamt sechs Kinder.
Ferdinand Bachl verdiente seinen Lebensunterhalt als Binder.
Das Haus ging später auf den Sohn Ferdinand Bachl jun. über. Nach seinem Ableben wurde das Haus verkauft und Anfang der 1990er Jahre abgerissen.
Das Haus kurz vor dem Abbruch.
Das Hüthaus in Gschwendt - frühere Hs.Nr. 16
von Cornelia Landstorfer
1630 wird im Salbuch des Bürgerspitals Straubing der Huetman Thomas Clement genannt. Dies ist die erste Nennung eines Hüters in Gschwendt.
Der Hirte in der Gemeinde musste das Vieh aller Bauern im Dorf bewachen. Die Weideflächen waren Eigentum der Gemeinde. Wer sein Vieh nicht in die Obhut des Gemeindehüters gab, erhielt eine hohe Strafe.
Bei einer Ehehaftsitzung im Gschwendter Gericht im Jahre 1756 wurde den Bewohnern aufgetragen, das Klauen- und Hornvieh ausschließlich dem Gemeindehüter zum Weiden zu überlassen. Bei Zuwiderhandlung drohte eine Strafzahlung von einem Pfund Pfennigen:
„Auf beschwern ainiger unterthanen zu Gschwendt würdet der samentlichen dorfsgmain hiemit ernstlich und bey straff 1 Pfd dn aufgetragen, das in zuekonfft ain ieder aus der gmain sein habentes clo- und hornvieh unwaigersamb dem aufgestelten gmainshütter unter die gaißl treiben, und keineswegs nach aigener willkür separat oder ainschichtiger weiß zu hütten sich unterstehen solle…“[1]
1757 ist dokumentiert, dass die Gemeinde Gschwendt einen „Oxenhietter“ anzustellen habe.
Ausserdem gab es Beschwerden, weil die „Oxen hietter buben“ sonntags nicht zur Hl. Messe erschienen. Dieses Vergehen sollte zukünftig mit hohen Strafen geahndet werden.
Erst um 1800 war es den Bauern gestattet, das Vieh separat zu hüten. Das lässt sich auch an den Dienstbotenlisten ersehen, in denen zumindest die größeren Bauern ihre eigenen Hüter beschäftigt hatten.
Uraufnahme ca. 1827, Vermessungsamt Straubing
Beschreibung des Hüterhauses
Nach einer Beschreibung aus dem Jahr 1630 stand das Hüthaus in Gschwendt jenseits des Baches neben dem Hof des Wolf Götz auf einer Anhöhe bei der Straße, die nach Mitterfels führt. Das baufällige Haus bestand aus einem Stüberl und einer Kammer sowie einem Kuhstall. Vor dem Haus war ein befestigter Platz. Außerdem gehörte noch ein kleiner Krautgarten dazu. Der Besitz befand sich auf eingezäuntem Gemeindegrund. Die zugehörige Wiese lag in der Moosleithe. Zum Überleben hielt sich der jeweilige Hirte eine Kuh und bekam von jedem Bauern jährlich Brennholz, Schmalz, Korn und einen Laib Brot:[2]
1838 wird das Haus im Liquidationsprotokoll beschrieben: „das Hirthaus mit Gemeindegründen zu Dorf. Wohnhaus und Stall unter einem Dach, dann Backofen.“
Zu dem Haus gehörte ein Gras- und Baumgarten sowie „das Schusterfleckl“, die „Hirtenwiese“ und das Gemeindeholz.
Weiter ist beschrieben, dass dieses Haus „unfürdenklicher Besitz“ und „freieigen“ war.
An diesen Gemeindebesitzungen hatten alle Anwesenbesitzer im Dorf Anteil.
„Paizerey“ des Hüters Konrad Knaupp
1681 beschuldigte man den Hüter Konrad Knaupp aus Gschwendt, der im selben Jahr Vater geworden war, einem gewissen Georg Castner zwei „gemachte Wölfe“ geschickt zu haben.
Dies bezeugten auch einige Personen unter Eid. Man forderte von der Hofmark Gschwendt die Auslieferung des Hirten, den man daraufhin verhaftete und in die Fronfeste brachte. Dort wurden ihm in der Folterkammer, genannt „loco torture“, zweimal die Beinschrauben angelegt und mehrfach nachgedreht. Da Knaupp die Vorwürfe dennoch leugnete, wurde er mit dem Haken aufgezogen. Mit diesen Quälereien wollte man in einem Verhör ein Geständnis erzwingen. Der Hirte sagte schließlich aus, dass er selbst nicht mehr wisse, was sich mit ihm zugetragen hatte, ob er von Sinnen war oder ob „er sich dem Teifel ergeben“ hatte.[3] Er hatte keine andere Wahl als zu gestehen, wenn er nicht weitere Folterungen aushalten wollte. Unter den Begriffen „Paizerey“ und „gemachte Wölfe“ dürfte es sich um eine Art Hexerei, eine erfundene Straftat, handeln.
Es ist gut möglich, dass sich aus dieser wahren Begebenheit die Sage um den Gschwendter Hirten gebildet hat.
Beinschrauben (Kriminalmuseum Rothenburg ob der Tauber)
Bild: Cornelia Landstorfer
Die Freveltat des Hüters.
Vom Aubauern gegen Gschwendt zieht sich zwischen dunkel bewaldeten Höhen das Gschwendter Moos hin, ein feuchtes, mooriges Tal. Hier ist`s nicht geheuer, hier spukt es! Der Hüter von Gschwendt geht hier um. Ein schwerer Fluch lastet auf seiner Seele, den muß er abtragen und büßen.
Vor vielen Jahren war`s: In Gschwendt hatten sie einen Hüter. Der ging eines Sonntags früh hinauf in die Steinacher Pfarr, um zu beichten und das heilige Sakrament zu empfangen, doch nicht aus Verehrung, sondern um etwas Furchtbares zu begehen.
Als ihm der Pfarrer das hochwürdigste Gut auf die Zunge gelegt hatte, verließ der Frevler alsogleich das Gotteshaus. Dann nahm er die Hostie aus dem Mund und ging schnurstracks heimwärts zu seiner Kuhherde, die weidete draußen auf dem Gschwendter Moos. Im nahen Forst schnitt er sich einen Stecken, spaltete diesen mit dem Messer und in seinem Frevlerübermut steckt er das hochwürdigste Gut in den Spalt hineien. Wohl zitterte ihm die Hand bei solch sündhaftem Tun, doch sein höllischer Geist ließ ihn nicht mehr los. Den Hüterstecken mit dem hl. Sakrament steckte er mitten unter die Herde in den Boden und tat den Spruch: „So hütst Du, ich hab schon lang genug gehütet!“ Stumm sah seine Herde dem gottlosen Treiben zu.
Der Hüter, vom Bösen getrieben, verließ eiligst den Schauplatz seiner Sünde. Nach Steinach eilte er ins Wirtshaus. Während andere dem Gottesdienste huldigten, wollte der Sünder dem Trunk frönen. Doch Gott läßt seiner nicht spotten. Noch konnte die Wirtin die verlangte Maß Bier nicht vorsetzen, als der Frevler plötzlich ganz schwarz wurde; er zitterte am ganzen Körper, lallte noch Unverständliches daher, dann brach er tot zusammen.
Schwer mußte der Hüter seinen Frevel büßen. Seine Seele fand keine Ruhe mehr bis auf den heutigen Tag. Seit vielen Jahren muß der Hüter zur Allerseelenzeit im Gschwendter Moos, dem Schauplatz seiner Untat, umgehen; dessen waren schon viele Leute Zeugen.
Ein Bruder des alten Aubauern ging um Allersellen von Steinach her zur Nachtzeit heimwärts. Auf dem Hundertbifangfeld gegen das Tal mit dem Spielhang, wo der Straubinger Spitalwald hereinstößt, wars: Heulen und Winseln durchzog die Dunkelheit. Da war er, der Frevler vom Gschwendter Moos. Vom Hang herab stürmte er einer schwarzen Kuh und einer schwarzen Kalbin nach. Ein markerschütternder Schrei: „Halts ös auf, halts ös auf“ und ein Tuschen mit der Peitsche, daß es in den Höhen nachhallte. Bis der Geschwendter Grund ausging und der Auer Grund begann, dauerte der unheimliche Spuk.[4]
Folgende Hirten sind in Gschwendt aufgeführt:
1630 Thomas Clement Huetman.
1656 Adam Gaissell und Ehefrau Barbara.
1657 Mathias Prezgel.
1666 Johann Zettl und seine Frau Eva.
1675 Vitus Niedermayr mit Frau Maria (bei der Geburt des Sohnes Michael genannt).
1676 Herman Langeß mit Gattin Maria.
1681 Konrad Knaupp mit Ehefrau Barbara.
1683 Simon Pichlmayr und Ehefrau Anna.
1708 Thomas Janco (+).
1728 Martin Jancko.
1769 Georg Löffler, Viehhirte. Er war mit Magdalena Fux verheiratet.
1773 Mathias Würth (stirbt im Alter von 70 Jahren, 1778 folgt ihm seine Frau Eva ins Grab).
1779 Anton Heindl mit Ehefrau Barbara, geb. Heiderer.
1810 Nikolaus Kieffel (stirbt 56jährig an Lungensucht).
1865 heiraten der Hüter Johann Rab und die Hüterstochter Magdalena Laumer.
1876 Hirtbub Otto Rauch beim Wirt Brandstetter.
1876 Hirtbub Andreas Christl beim Wolfgang Himmelstoß.
1878 Hirtbub Johann Färber beim Wolfgang Himmelstoß.
1879 ist Georg Wagner beim Stubenhofer Hirtbub, 1880 Klement Deininger.
1880 arbeiten Josef Obermeier und Xaver Biellmeier als Hütbuben beim Wirt Brandstetter.
1881 Hirtbub Josef Kiefl beim Stubenhofer.
1882 Hirtbub Xaver Axinger beim Himmelstoß.
1882 Hirtbub Martin Biendl beim Stubenhofer.
1906 ertrank der Hirtbube Sebastian Steiner mit 15 Jahren in der Kinsach.
Luftaufnahme Gschwendt von 2021
Bild: Claudia Heigl
[1] StALa, Kommunalarchive (Rep. 219) 1609, fol 73-74
[2] Stadtarchiv Straubing, Salbuch 1630 von Gschwendt, fol. 859
[3] StALa, Pfleggericht Mitterfels Rep 217-12 R8 Gerichtsrechnungen 1681, fol. 145-147.
[4] Zirngibl Willi, in: Geschichte und Geschichte vom alten Ascha, S. 26, 27.
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