Der Höpflhof
(alte Hausnummer 64, aber 1890 Hs.Nr. 35, heute Aufrother Str. 10)
von Claudia Heigl
Auf einer Anhöhe zwischen Münster und Aufroth liegt die Einöde Höpflhof, der auch unter dem Hausnahmen „Machthof“ bekannt ist.
aufgenommen im Juli 2009
Bild: Claudia Heigl
Zur Entstehung des Höpflhofes können wir in der Chronik des Münsterer Pfarrers Peter Knott folgendes nachlesen:
„Höpflhof: dieser Ort war 1790 noch ein Wald. Der letzte (Straubinger) Stiftsdechant Hoeber baute sich in den 1790er Jahren ein Sommerhaus ins Höpflholz. Daraus entstand der Name Höpflhof.“1
Höpfl leitet sich wohl von dem althochdeutschen Wort „hopfo“ = Hopfen ab2. Evtl. wurde auf dem Berg einmal Hopfen angebaut. Vielleicht früher auch Wein, denn auf einer alten Karte von 1571 ist zwischen Thalstetten und Pfaffmünster ein Berg mit einem Weingarten eingezeichnet3.
Johann Kaspar Höber entstammt dem Straubinger Lebzeltergeschlecht der Höber, die von 1685 – 1895 im heutigen Krönner-Anwesen am Stadtplatz beheimatet waren4. Er war der letzte Straubinger Stiftsdechant des Chorherrenstifts St. Tiburtius und St. Jakob, das bis 1581 in Münster ansässig war und umfangreichen Grundbesitz in und um Münster hatte.
Neben dem Sommerhaus besaß Höber 1808 noch vier Aufrother Weiherwiesen und ein Holzgrundstück aus dem ehemaligen Stiftswald. In dem Häuser- und Rustikalsteuerkataster von 1808 wird die neue Ansiedlung als „1/8 Höpfel Neubauhof“ aufgeführt5. Der Besitz ist „ludeigen“, d.h. er untersteht keinem Grundherrn mehr und ist frei verfügbares Eigentum. Der Einödhof erhält die Hausnummer 64 in der Steuergemeinde Münster.
aufgenommen ca. 1930
Auszug aus einer Ansichtskarte (Hist. Verein Straubing Nr. 312)
Nach dem Tod von Johann Kaspar Höber im Jahr 1814, veräußern die Erben den Hof an den Bauern Paul Gierl jun. von Sossau.
Paul hatte 1812 von seinem Vater Paul Gierl sen. den Wörthhof in Sossau incl. 60 Tagwerk Grundbesitz übernommen. 1817 heiratet er die Müllerstochter Anna Potzler von der Ödmühle bei Aiterhofen und erwirbt den Höpflhof bei Münster. Den ererbten Besitz in Sossau verkauft er an den Bruder seines Vaters, Dr. Xaver Gierl6.
Paul und Anna Gierl leben jedoch nicht glücklich miteinander und wirtschaften den Hof ab. Schließlich verkauft Paul Gierl den Hof ca. 1819 an seine Schwester und seinen Schwager Anna und Mathias Ramsauer und lebt fortan getrennt von seiner Ehefrau.
1829 übergibt Mathias Ramsauer seinem Stiefsohn Sebastian Weinzierl den Hof mit 36 Tagwerk Grundbesitz, der sich mit Anna Maria Poiger von Oberzeitldorn vermählt.
1852 erwirbt ein Johann Brem das Anwesen. Er ist mit einer Anna Maria Schreiber von Nanzing verheiratet.
1861 tauscht Brem den Hof gegen das kleinere „Geithengütl“ Hs. Nr. 60 in Münster (heute Falkenfelser Str. 2) ein. Josef und Theresia Geith müssen noch 2.150 Gulden für das größere Anwesen auf dem Berg drauflegen.
1873 übernimmt ihre Tochter Theresia Geith den 36 Tagwerk großen Höpflhof und holt sich als Bauer Lorenz Enghofer von Frauenthal auf den Hof. Ein Jahr später erwerben die Eltern Josef und Theresia Geith ein Grundstück am Fuße des Höpflhofes und errichteten hierauf einen Neubau, der auch „Höpflgarten“ bezeichnet wird. 1883 übergeben sie dieses kleinere Anwesen an ihren jüngsten Sohn Josef Geith.
1904 übernimmt Sohn Otto Enghofer den Höpflhof, der die Bauerstochter Franziska Schütz von Schwaigersried zur Ehefrau nimmt. Im Rahmen der Mobilmachung wird Otto Enghofer 1915 gemustert und am 12. Juli 1916 nach Frankreich an die Front geschickt, wo er 2 Monate später, am 28. September in der Sommeschlacht im Alter von 39 Jahren fällt7.
Auf der Ehrentafel der Soldaten des 1. Weltkrieges wird er als Otto Enkofer aufgeführt. Das Sterbedatum ist lt. den Kriegsstammrollen am 28.9.1916.
Nach dem Tod ihres Schwiegervaters 1919 heiratet die Witwe Franziska Enghofer Xaver Wagner von Münster. 1921 verkaufen beide den Hof an Franziska und Luitpold Buchner und ziehen nach Münster, wo sie ein kleines Anwesen erwerben. Zwei Jahre später stirbt die 40jährige Franziska Wagner an den Folgen einer schweren Geburt und der Witwer vermählt sich erneut mit Anna Zens von Münster.
Die Buchner’s bleiben nur ein Jahr und veräußern den Hof im April 1922 an Josef und Therese Schedlbauer. Doch schon ein Jahr später stirbt der 44jährige Bauer an einer Blutvergiftung. Die Witwe wirtschaftet noch vier Jahre weiter und verkauft dann 1927 an Hans Plagge.
Fünf Jahre später, im Februar 1933 erwerben Johann und Kreszenz Siglmüller den Einödhof, die ihn ein Jahr später im Mai 1934 an Max und Franziska Macht weiterveräußern. Der Hausname „Machthof“ ist vielen Münsterer heute noch im Gedächtnis. Als Max Macht 1955 im Alter von 71 Jahren verstirbt, verpachtet die Tochter Maria Siedersbeck den Hof, denn sie bereits 1949 von ihren Eltern überschrieben bekommen hatte.
1961 erwerben schließlich Dr. August Scharnagl und seine Ehefrau Luise die Hofstelle des Höpflhofes.
Ein Großteil des Grundbesitzes erwerben Karl und Maria Aumer vom sog. Höpflgarten.
Inzwischen ist der Hof auf dem Berg wieder in der Hand von neuen Eigentümern.
1 Agsteiner Hans, Steinach – Eine Heimatgeschichte und Chronik der Gemeinde Steinach mit den Gemeindeteilen Münster, Agendorf und Wolferszell. (Vielen Dank an Hans Agsteiner für den Hinweis.)
2 Mondschein J., Die Ortsnamen der Straubinger Gegend veröffentlicht im Jahresbericht des Hist. Vereins f. Straubing und Umgebung 5. Jg. 1902, Straubing 1903
3 BayHStA Plansammlung 2792
4 Aufzeichnungen von Hans Agsteiner, Münster (aus Rohrmayr, Häusergeschichte der Stadt Straubing).
5 StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser und Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach 1808, Besitz Nr. 147
6 Fendl Edda, Der historische Ortskern des Klosterdorfes Sossau, 2010, S. 120
7 Bay. Hauptstaatsarchiv München, Kriegsstammrollen des Königreichs Bayern, 1. Weltkrieg 1914-1918, Abteilung IV Kriegsarchiv
Weitere Quellen:
BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Pfaffmünster
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Münster von 1838
StA Landshut, Umschreibbuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster Münster 1814-1843
StA Landshut, Umschreibehefte zum Grundsteuerkataster Münster 1843-1960 Bd. 17/22-6, 17/22-9, 17/22-14
Bild Otto Enghofer aus der Ehrentafel der Soldaten des 1. Weltkrieges, Gasthaus Münster
Die Besitzer des Hauses Hs.Nr. 89
- heute Riedstr. 11
von Claudia Heigl
Außerhalb von Steinach, an der ehemaligen Verbindungsstraße zwischen Steinach und Münster (Riedstraße) wurde um 1892 ein kleines Anwesen errichtet.
Durch die rege Bautätigkeit am Kellerberg in den letzten Jahrzehnten grenzt das Anwesen nun fast an das Siedlungsgebiet an.
Auszug aus einer Ansichtskarte von 1950
(Archiv für Heimatgeschichte Steinach)
Das Grundstück gehörte ursprünglich zum Anwesen Hs. Nr. 13 in Steinach (heute August-Schmieder-Str. 5), dass 1891 von den Immobilienhändlern Loibl und Kapfhammer zerschlagen wurde.
1891 kaufen Bemmerl Rupert und Amalie einen Grundstücksteil von 859 qm und errichten hierauf ein Wohnhaus mit Stall und Stadel das die neue Hs.Nr. 89 erhält. Ihr bisheriges Haus (mit dem kleineren Grundstück) in der Wittelsbacher Str. 4 verkaufen sie 1895 an Georg Bachl.
Am 14.07.1914 erwirbt Leibl Kreszenz das Anwesen um 8.000 Mark. Kreszenz stammt aus dem Leibl-Hof in Oberniedersteinach Nr. 9 und war die Tochter von Maria Leibl, die 1897 ihre fünf Kinder verließ um zu ihrem Schwarm nach Amerika durchzubrennen. Diese filmreife Geschichte wurde von Josef Schlicht in seinem Aufsatz „Mutterlos“ festgehalten.
Kreszenz und Ludwig Gierl mit drei ihrer Kinder
aufgenommen 1929
(Bild: Familie Mühlbauer)
1915 heiratet Kreszenz den Wirtspächtersohn Ludwig Gierl von Gschwendt.
Das Ehepaar bekommt neun Kinder, von denen der vorehelich geborene kleine Sohn und die letztgeborene Zwillingtochter das Säuglingsalter nicht überleben.
Als Kreszenz mit 61 Jahren stirbt, heiratet der Witwer ein Jahr später die Witwe Franziska Braun.
Nach dem Tod von Ludwig Gierl vermählt sich seine 2. Ehefrau Franziska Gierl 1962 nochmals und veräußert das Anwesen an die heutigen Eigentümer.
Quellen:
StA Landshut, Umschreibehefte zum Grundsteuerkataster Steinach 1843 - 1960, Bd. 17-42/4, 17-42/7, 17-42/11
BZAR, Pfarrmatrikel Steinach
Die Bürgermeisterin und Bürgermeister der Gemeinde Steinach
seit 2020
Christine Hammerschick
CWG
1995 - 2020
Karl Mühlbauer
CWG
1966 - 1995
Josef Schneider (1927-1995)
CSU
Josef Schneider war vor und nach der Gebietsreform (Eingemeindung von Agendorf 1974 und Münster 1978) Bürgermeister von Steinach.
1948 - 1966
Ludwig Lehner (1890-1970)
1945 - 1948
Karl Echinger (1889-1972)
1936 - 1945
Ludwig Niggl (1875-1971)
1933 - 1936
Franz Herrnberger (1903-1990)
1930 - 1933
Xaver Bachl (1882-1956)
1919 - 1929
Eduard Hagenauer (1868-1943)
1900 - 1919
Simon Bugl (1868-1939)
1896 - 1899
Franz Xaver Bachl (1850-1929)
1894 - 1896
Franz Xaver Hahn (1858-1938)
1882 - 1893
Johann Dietl
1875 - 1881
Joseph Helmbrecht (1834-1923)
1872 - 1875
Michael Bogner (1823-1883)
Bürgermeister der ehemaligen Gemeinde Münster bis 1978
1978 wurde die ehemalige politische Gemeinde Münster aufgelöst und im Rahmen der Gebietsreform in die Gemeinde Steinach eingemeindet.
1966 - 1978
Martin Dengler (1921-2003)
1948 - 1966
Ferdinand Färber (1888-1969)
1946 - 1948
Johann Janker (1897-1977)
1929 - 1945
Josef Biederer (1883-1963)
1928 - 1929
Josef Gabler (1857-1937)
1919 - 1927
Johann Ettl (*1869)
1907 - 1919
Johann Bauer (1869-1957)
1866 - 1907
Platzer/Geier
1863 - 1866
Sieber
1860 - 1863
Weber
Gemeindevorsteher nach der Chronik des Pfarrer Knott:
1839 Dengler Alois
1837 - 1839 Gierl Josef
1836 - 1837 Schwarzensteiner
1830 - 1836 Platzer Thomas
1824 - 1830 Prommersberger Michael
1818 - 1824 Sieber Martin
Bürgermeister der ehemaligen Gemeinde Agendorf bis 1974
Zur ehemaligen Gemeinde Agendorf gehörten die Gemeindeteile Agendorf, Bruckmühle, Hoerabach, Kapflberg, Kindlasberg, Muckenwinkling, Pellham, Rotham, Trudendorf und Wolferszell.
Zum 1.7.1974 wurde die Gemeinde lt. Gemeinderatsbeschluß aufgelöst. Muckenwinkling und Trudendorf kamen in die Gemeinde Oberalteich, alle anderen Gemeindeteile wurden in die Gemeinde Steinach eingemeindet.
1960 - 1974
Sebastian Kettl (1900-1991)
Agendorf
1947 - 1960
Peter Landstorfer (1885-1964)
Trudendorf
1945 - 1947
Rupert Leibl (1887-1964)
Agendorf
1918 - 1945
Xaver Spanner (1907-1983)
Agendorf
1900 - 1917
Xaver Hiegeist (1857-1936)
Hoerabach
1896 - 1899
Xaver Landstorfer (1848-1899)
Trudendorf
1894 - 1896
Michael Bachl (1858-1896)
Agendorf
1880 - 1894
Johann Heisinger (1833-1896)
Hoerabach
1876 - 1880
Franz Xaver Meier (1821-1880)
Agendorf
1872 - 1875
Georg Dietl (1840-1906)
Agendorf
Quellen:
Beschlussbücher der Gemeinden Steinach, Agendorf und Münster
Agsteiner Hans, Steinach - Eine Heimatgeschichte und Chronik der Gemeinde Stenach mit den Gemeindeteilen Münster, Agendorf und Wolferszell
Die Rolle des Gemeindevorstehers bzw. Bürgermeister/Bürgermeisterin
Gemeindevorsteher ab 1808
Die Gemeindeversammlung hatte nur ein Vorschlagsrecht für das Amt des Gemeindevorstehers, der eine staatliche Bestätigung bedurfte.
Gemeindevorsteher ab 1818
Nach dem Gemeindeedikt von 1818 entstanden die Gemeinden Agendorf, Münster und Steinach. Der Gemeindevorsteher und Gemeindeausschuss wurde in der Gemeindeversammlung gewählt.
Bürgermeister ab 1869
Der Bürgermeister wurde unmittelbar von den wahlberechtigten Gemeindebürger gewählt. Als Vorstand des Gemeindeausschusses war er für die Geschäftsverteilung und den Vorsitz der Sitzungen zuständig.
Bürgermeister 1919 - 1927
Nach dem Selbstverwaltungsgesetz von 1919 war der gewählte Stadtrat bzw. Gemeinderat das alleinige Vertretungs- und Verwaltungsorgan der Gemeinde. Der Bürgermeister führte lediglich den Vorsitz. Die 1919 definierte Rolle des Bürgermeisters bewährte sich in der Praxis nicht, so dass seine Rechte trotz des Einkammersystems schon in der Gemeindeordnung von 1927 wieder gestärkt wurden.
Bürgermeister 1935 - 1945
Die Deutsche Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 übertrug, dem Führerprinzip folgend, die gesamte Verantwortung dem Bürgermeister als autoritärem Leiter der Gemeinde. Kandidaten für das Bürgermeisteramt wurden seit 1935 von NSDAP-Beauftragten ausgewählt und der Aufsichtsbehörde zur Berufung vorgeschlagen, worauf die Ernennung in der Gemeinde folgte.
Bürgermeister 1945 - 1952
Nach Kriegsende 1945 ersetzte die amerikanische Besatzungsmacht die nationalsozialistischen Bürgermeister durch politisch unbelastete Personen. Gestaffelt nach Gemeindegrößen fanden schon im Januar, April und Mai 1946 auf Drängen der Amerikaner wieder demokratische Kommunalwahlen statt, wodurch die Gemeinderäte wieder die führende Stellung als Verwaltungsorgane in den Gemeinden erlangten. Die Bürgermeister wurden von der wahlberechtigten Bevölkerung gewählt.
Bürgermeister seit 1952
Nach dem bis in die Gegenwart geltenden, in der Gemeindeordnung von 1952 grundgelegten Kommunalrecht sind der Gemeinderat und der erste Bürgermeister Hauptorgane der Gemeinde. Der Bürgermeister vertritt die Gemeinde nach außen. Er ist Vorsitzender des Gemeinderats und als selbständiges Organ zugleich Chef der Gemeindeverwaltung. Die direkte Wahl durch die Gemeindebürger (Urwahl) ermöglicht ihm/ihr eine weitgehend parteiunabhängige Amtsführung.
Wolfsdrüssel
von Claudia Heigl
Bei der Einöde Wolfsdrüssel, die zwischen Steinach und Münster liegt, handelt es sich um eine Ansiedlung am Anfang des 19. Jahrhunderts.
Das Anwesen gehört in die Gemarkung Steinach, ist jedoch seelsorgerisch der Pfarrei Pfaffmünster zugewiesen.
Die Einöde Wolfsdrüssel
aufgenommen im Juni 2022
Bild: Claudia Heigl
Die Ortsbezeichnung Wolfsdrüssel dürfte sich vom althochdeutschen „drüzzel“ ableiten. Dies bedeutet Gurgel, Schlund, Kehle. Ggf. weist die Bezeichnung auf eine Wolfsschlucht hin.
Tatsächlich liegt die Lichtung in einer Senke zwischen dem bewaldeten Helmberg und Singberg. Hier könnten sich früher Wölfe aufgehalten haben.
Nördlich von Münster finden wir öfters Flurbezeichnungen, die auf Wolfsvorkommen hinweisen.
(Karte: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas, Uraufnahme von 1827)
Das Grundstück gehörte ursprünglich zum Wieden- bzw. Schrötterhof in Steinach Hs.Nr. 30 (Götzstr. 10, Hien-Anwesen).
Am 08.04.1817 verkauft Elisabeth Hilmer, die Witwe des Schröttenhof-Bauern Franz Hilmer fünf Tagwerk an Ackerfläche, zwei Tagwerk an Mooswiesen und einem Hölzl an den Steinacher Häusler Johann Laubner (auch Laumer) (alte Hs.Nr. 43, heute August-Schmieder-Str. 29, Kiefel)1. Darunter auch den Acker in Wolfsdrüssel.
Nach dem frühen Tod von Johann Laumer heiratet die 37jährige Witwe Anna Maria Laumer 1819 Georg Holl von Obermotzing.
Georg und Anna Maria Holl beginnen auf ihrem Grund in Wolfsdrüssel zwischen Steinach und Münster ein neues Haus zu errichten.
Am 21.07.1826 veräussert das Ehepaar ihr Haus in Steinach an Lorenz Riedl und zieht mit der Familie in das neu erbauten Anwesen nach Wolfsdrüssel.
In der Karte zum Liquidationsprotokoll von 1838 der Steuergemeinde Steinach
sieht man genau den Grenzverlauf zwischen den Steuergemeinden Steinach und Münster
Quelle: Vermessungsamt Straubing
Bei dem neuen Hof handelt es sich um ein einstöckiges Wohnhaus mit Stallung und Stadel unter einem Dach. Außerdem sind noch ein Getreidekasten und ein Backofen vorhanden.
Da das Grundstück zur Steuergemeinde Steinach zählt, erhält es die fortlaufende neue Hausnummer 73.
Seelsorgerisch wird der Hof der Pfarrei Pfaffmünster zugewiesen, wozu auch schon der benachbarte Helmberger Einödhof und der Hof am Singberg gehören.
Der Hof liegt direkt an der Straße zwischen Steinach und Münster.
aufgenommen ca. 1950
(Bild: Familie Holmer, Wolfsdrüssel)
Am 23. Januar 1834 übergeben Anna Maria und Georg Holl das Anwesen an ihre Tochter bzw. Stieftochter Anna Maria Laumer, die kurz darauf Josef Hien vom Bielhof zum Ehemann nimmt.
1870 heiratet Johann Scherer von Altenhof bei Kirchroth in das Anwesen in Wolfsdrüssel ein.
1897 übernimmt Josef Scherer den Hof von seinen Eltern, der sich mit Maria Schollerer von Dunk vermählt. 1906 kommt der erst 37jährige Josef Scherer ums Leben und hinterlässt drei Kinder zwischen sechs und vier Jahren und eine schwangere Ehefrau. Das fünfte Kind, ein kleiner Sohn, kommt im September zur Welt, stirbt jedoch bereits nach vier Wochen an der gefürchteten Frais, die häufigste Todesursache bei Säuglingen.
Drei Jahre später heiratet die 33jährige Witwe den Söldnerssohn Michael Wolf aus Untermiethnach. Aus dieser Ehe gehen keine Kinder mehr hervor.
Maria mit ihrem zweiten Ehemann Michael Wolf, Sohn Josef Scherer jun. und einer ihrer Töchter um 1930
Bild: Familie Holmer, Wolfsdrüssel
Das neu erbaute Schloss Steinach grenzt ab 1904 direkt an dem Anwesen an.
Oben Anwesen Scherer/Holmer darunter das ehemalige Kutschenhaus und Pförtnerhaus des Neuen Schloss Steinach.
aufgenommen 1956
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach
Josef Scherer, der einzige Sohn aus erster Ehe, folgt seinem Stiefvater und seiner Mutter als Hofbesitzer nach. Er verheiratet sich mit Maria Kinzkofer aus Landorf.
Eine Tochter aus der Ehe übernimmt den Hof und durch ihre Heirat ändert sich der Familienname auf Holmer.
Der Hof um 1960
Bild: Familie Holmer, Wolfsdrüssel
Das Anwesen auf der gegenüberliegenden Seite der Kreisstraße am Helmberg liegt im Gebiet der Gemarkung Münster. Es wurde Mitte des 20. Jahrhunderts erbaut und gehört nicht zur Einöde Wolfsdrüssel.
aufgenommen im Juni 2022
Bild: Claudia Heigl
1 StA Landshut, Rentamt Straubing B79_1814-1843 Umschreibbuch zum Häuser und Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach
Weitere Quellen:
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach 1838
StA Landshut, Umschreibehefte zum Grundsteuerkataster der Steuergemeinde Steinach 1843 - 1960, Sig. 17/42-4, 17/42-7, 17/42-8, 17/42-12
Die Straßennamen der Gemeinde und ihre Bedeutung
von Hans Agsteiner und Claudia Heigl
Die Häuser in den Gemeinden Steinach, Münster und Agendorf wurden seit der Erstellung der Häuser- und Rustikalsteuerkataster 1808 durchnummeriert.
Beim Bau eines neuen Hauses erhielt das neue Haus die nächste höhere Nummer, egal an welcher Stelle im Ort es gebaut wurde.
Bei Grundstücksteilungen erhielt das neue Haus eine Bruchnummer (z.B. Hs.Nr. 17 1/2 und 17 1/3) des alten Hauptanwesens (Hs.Nr. 17) .
Da dies mit zunehmender Bautätigkeit im 20. Jahrhundert immer unübersichtlicher wurde, führten die Gemeinden in den 1960er Jahren Straßennamen mit neuen Hausnummern ein.
Straßen in Steinach
Agendorfer Weg
Der Geh- und Radweg entlang des Steinbaches verbindet Steinach mit Agendorf.
Aichmühlerstraße
Die Straße führt von der oberen Steinacher Siedlung nach Osten Richtung Aichmühl.
Am Anger
Ein begrünter Anger mit einem Kinderspielplatz lockert die neue Siedlung Steinach-Ost auf.
Am Moosacker
Die nördliche Querspange verbindet die Gemeindestraßen "Zum Lehmoos" und "Bayerwaldstraße" im Gewerbegebiet Steinach-Süd.
Die in der Nähe liegenden Äcker haben den Flurnamen Moosacker.
Am Sportzentrum
Es wird Bezug genommen auf das im Jahre 1979 eingeweihte vorbildliche Sportzentrum.
Am Weingarten
Im Baugebiet Kellerberg wurde nach den Flurnamensammlungen von Rolf Daiminger und August Pfeffer einst Wein angebaut.
August-Schmieder-Straße
Dr. Karl August von Schmieder erwarb 1901 das Steinacher Schloss mit dem Gutsbetrieb. Zwischen den Jahren 1904 bis 1908 ließ er auf dem Singberg das Neue Schloss erbauen, das einst zu den feudalsten Herrensitzen Niederbayerns zählte. Ihm verdankt Steinach die weltberühmte Grünland-Saatzucht, die Errichtung eines führenden Vollblutgestüts in Unterniedersteinach und vieles anderes.
Vor dem 20.Jahrhundert wurde der obere Teil der Straße auch "Herrenstraße" genannt, da sie den Pfarrherrn und Benefiziatsherrn mit dem Schlossherrn verband.
Bachstraße
Der Straßenname verweist auf den Steinachbach, der bei Bärnzell entspringt, das untere Dorf durchfließt und bei Agendorf in die Kinsach mündet. Der Ortsname „Steinach“ leitet sich unter anderem von diesem Bach „althochdeutsch „ahe“) ab.
Bärnzeller Straße
Die Bärnzeller Straße verbindet Steinach mit der Ortschaft Bärnzell.
Bayerwaldstraße
Bei der Straße im Gewerbegebiet Steinach-Süd handelt es sich um die alte B20 die von Straubing in Richtung Bayerwald führte.
Berchemstraße
Die Freiherren von Berchem-Königsfeld waren von 1839 bis 1899 Eigentümer des Alten Schloss Steinach und dem Gutshof.
Berghofstraße
Die Straße verbindet Steinach mit dem Ortsteil Berghof.
Brunnenweg
Der sogenannte „Gstettenbrunnen“, den Josef Schlicht als einen der beiden althergebrachten Dorfbrunnen anführt, war namensgebend. Alte Steinacher haben den Brunnen noch benützt, die Quelle ist heute noch vorhanden.
Dohlenweg
Benannt nach dem gleichnamigen Vogel.
Domkapitelstraße
Steinach war im hohen und späten Mittelalter ein wichtiger Amtssitz des Augsburger Domkapitels für dessen nördlich der Donau gelegenen Güter. Die Steinacher Ritter finden wir in dieser Zeit auch als Lehensleute des Domkapitels.
Die eingemeindete Ortschaft Agendorf stand ebenfalls im Besitz des Augsburger Domkapitels. Aus diesem Grund befindet sich die goldene Lilie des Domkapitels im Steinacher Gemeindewappen und im Straubinger Stadtwappen.
Dr.-König-Platz
Der Name König ist mit der deutschen Grünlandwirtschaft eng verbunden. Als im Jahre 1931 in Steinach das erste selbständige Grünlandinstitut zu Lehr- und Forschungszwecken gegründet wurde, betreute man Dr. Friedrich König mit dessen Leitung.
Dr.-Matthießen-Straße
Dr. Wilhelm Matthießen (1891-1965) war ein bekannter Schriftsteller und Dichter. 1940 kam der Rheinländer nach Steinach und blieb hier bis zu seinem Tod. Der Schriftsteller ist bekannt durch seine Kinder- und Jugendbücher, wie z.B. "Das rote U", "Das alte Haus" und "Die grüne Schule".
Finkenweg
Benannt nach dem gleichnamigen Vogel.
Gewerbering
Ringstraße im Gewerbegebiet Rotham
Götzstraße
Die Straße wurde früher „Götz-Gasse“ genannt. Sie zweigte beim unteren Dorf am Fuße des Schlossberges nach rechts ab und endete beim sog. „Ammerbauerngut“. Ein Fußweg führte dann zwischen dem heutigen Kiefel-Anwesen und Foidl-Anwesen weiter in das obere Dorf. Ihren Namen hat sie vom dem Bauern Bärthlme Götz, der 1623 das „Ammerbauerngut“ bewirtschaftete. Ca. 1918 wurde die Straße erweitert und damit für Fahrzeuge befahrbar gemacht.
Graf-Hundt-Straße
Benannt nach dem Steinacher Schlossbesitzer Dr. Wiguläus Hundt (1514-1588), der als Rechtsgelehrter, Staatsmann und Historiker in die Bayerische Geschichte eingegangen ist.
Hafnerstraße
Auch dieser Straßenname hat eine lange Tradition. Schlicht berichtet von insgesamt zehn Töpfereien in Steinach. Die vier bedeutenden befanden sich in dieser Straße. Die letzte Hafnerei von Steinach ist 1880 mit Jakob Echinger erloschen.
Helmbergstraße
Der Helmberg, ein markanter Hügel aus Kalkstein, ist dem Urgestein des Bayerischen Waldes vorgelagert und stellt eine geologische und botanische Seltenheit dar. Zwischen Steinach und Münster gelegen, kann er gleichsam als ein Bindeglied zwischen beiden Ortschaften betrachtet werden. Er wird im Jahre 1301 erstmals als „Helmperg“ erwähnt. 1444 werden die Weingärten am Helmperg genannt.
Hochstraß
Die Ringstraße im Gewerbegebiet Steinach-Süd wurde nach der Flurbezeichnung Hochstrasse benannt.
Hofmarkstraße
Der Ort Steinach war einst eine Hofmark, d.h. ein mit der niederen Gerichtsbarkeit ausgestatteter Verwaltungsbezirk unter der Leitung des Hofmarksherrn (Schlossbesitzer).
Hohe-Kreuz-Siedlung
Straße in der Hohen Kreuz Siedlung.
Hohe-Kreuz-Straße
Straße am südlichen Ortsausgang, die direkt zur Hohen-Kreuz-Kapelle führt. Eine Andachtsstätte auf freiem Feld.
Hohenburgstraße
Die Familie Hörwarth von Hohenburg war von 1623 - 1788 Hofmarksherren von Steinach und Eigentümer des Alten Schloss Steinach.
In der Spreiz
Das Gelände am Hang südlich der Riedstraße, im Baugebiet Kellerberg-West, trägt den Flurnamen „In der Spreiz“, von dem sich der Straßenname ableitet. Der Name kommt vom mittelhochdeutschen „spriden“, d.h. ausbreiten. Vermutlich wurde hier Flachs zum Trocknen ausgebreitet.
Johann-Gnogler-Straße
Johann Gnogler war von 1947 – 1965 Pfarrer in Steinach. Er machte sich bei der Erweiterung der Steinacher Pfarrkirche, der Renovierung der Gschwendter Kirche und dem Schulhausneubau (1960) verdient.
Kellerbergstraße
Der an das Siedlungsgebiet im Westen und Norden anschließende Kellerberg mit einer Turmruine und einem großen Kellersystem im Berginneren, das früher als Bierdepot diente, gab dem Siedlungsgebiet und der Straße den Namen.
Kirchweg
Der Kirchweg führt vom ehemaligen Hirtenhaus im unteren Dorf vorbei bis zum, im oberen Dorf gelegenen, Baderhaus. Es war der direkte (Fuß)Weg vom unteren Dorf zur Kirche.
Krokusweg
Benannt nach der gleichnamigen Blume.
Lerchenring
Benannt nach dem gleichnamigen Vogel.
Lilienweg
Benannt nach der gleichnamigen Blume.
Ludwig-Lehner-Straße
Ludwig Lehner war Bürgermeister der Gemeinde Steinach von 1948 bis 1966. In den schwierigen Nachkriegsjahren leitete er die Geschicke der Gemeinde.
Münsterer Straße
Ortsverbindungsstraße zwischen Steinach und Münster
Narzissenweg
Benannt nach der gleichnamigen Blume.
Ludwig-Niggl-Straße
Landesökonomierat Ludwig Niggl (1875-1971) war 1904 mit der Leitung der später durch ihn weltberühmt gewordenen Schmiederschen Gutsbetriebe in Steinach betraut worden. Der „Grünlandvater“ bildete die Keimzelle für die Grünlandbewegung in ganz Deutschland.
Pfründeweg
Weg in der Siedlung der Pfarrpfründestiftung.
Raiffeisenstraße
Mit dieser Namensgebung sollen die Verdienste Friedrich Wilhelm Raiffeisens um die dörfliche Bevölkerung gewürdigt werden.
Riedstraße
Josef Ried war Leibjäger des Schlossherrn August von Schmieder. Er lebte mit seiner Familie in dem Forsthaus, das gleichzeitig mit dem Neuen Schloss erbaut worden war. Die Straße verbindet Steinach mit dem Forsthaus Ried.
Ritterstraße
Steinach wurde im Mittelalter von bedeutenden Rittergeschlechtern geprägt, die als Lehensleute des Augsburger Domkapitels, der Grafen von Bogen und der bayerischen Herzöge die alte Steinacher Burg bewohnten.
Rothamer Straße
Straße die von Wolferszell neben dem Gewerbegebiet Rotham zum Weiler Rotham führt.
Sankt-Michael-Straße
Benannt nach der Steinacher Pfarrkirche Sankt Michael.
Schlichtstraße
Josef Schlicht lebte von 1832 bis 1917 und wirkte in Steinach als Schlossbenefiziat von 1871 bis zu seinem Tod. Er gilt als Klassiker der deutschen Volkskunde. Eingehend erforschte er die Geschichte von Steinach.
Sennebogenstraße
Straße im Gewerbegebiet Steinach-Süd zum Betriebsgelände der Firma Sennebogen.
Singbergstraße
Der Singberg, 1324 und auch 1634 „Gerhartsberg“ genannt, liegt wie der Helmberg zwischen Steinach und Münster. Er wird als Bergsiedlung eines Gerhart gedeutet. Der Steinacher Schlossbenefiziat und Heimatforscher Josef Schlicht vermutet, dass der nahe gelegene Vogelherd1 für die Umbenennung maßgeblich war. In den Jahren 1904 bis 1908 errichtete der Steinacher Schlossbesitzer Dr. August von Schmieder auf dem Singberg das Neue Schloss Steinach.
Steinbruchstraße
Straße die von der Kreisstraße zum Steinbruch führt.
Straubinger Straße
Ursprünglich Richtung Straubing führende Straße.
Tulpenstraße
Die Straße befindet sich in der Siedlung „Oberes Dorf“. Benannt nach der gleichnamigen Blume.
Turmfalkenstraße
Benannt nach dem gleichnamigen Vogel.
Warterweg
Nach dem Rittergeschlecht der Warter von der Wart und Steinach benannt, welches fast 250 Jahre in Steinach saß. Anna von der Wart errichtete 1549 das Alte Schloss Steinach. Auf das Wartergeschlcht geht das heute noch bestehende Steinacher Schlossbenefizium zurück.
Wichmannstraße
1105 wird das Dorf Steinach auch erstmals urkundlich erwähnt. Wichmann de Stainaha tritt als Zeuge bei einer Schenkung an das Kloster Oberalteich im Jahre 1105 als Untervogt des Augsburger Domkapitels auf. Als Inhaber des Herzogslehen und Dienstmann der Grafen von Bogen verwalteten der Burgherr die übertragenen Güter.
Wittelsbacher Straße
Angesprochen sind die großen Wittelsbacher Waldbesitzungen nördlich von Steinach.
Wolferszeller Weg
Ortsverbindungsweg zwischen Steinach und Wolferszell
Zum Lehmoos
Die Straße verläuft südlich von Steinach Richtung Gewerbegebiet Steinach-Süd. Der Name erinnert an die Flurbezeichnung und die alte verschwundene Hofstelle „Lehmoos“.
Straßen in Münster
Am Lohgraben
Der Straßenname verweist auf den Lohgraben im Osten der Münsterer Flur.
Aufrother Straße
Verbindungsstraße zwischen Münster und Aufroth.
Berghofstraße
Verbindungsstraße zwischen Münster und dem Ortsteil Berghof.
Bergstraße
Die Bergstraße führt von der Ortsmitte zum Buxenberg und Hatzenberg.
Brunnenstraße
Mit Brunnen ist gemeint der „Brunnen des Zweckverbandes der Buchberg-Gruppe.“
Buchbergstraße
Der Buchberg ist zusammen mit dem Helmberg wegen seiner geologischen und botanischen Einmaligkeit bekannt.
Chorherrenstraße
Erinnert wird hier an die Mitglieder des Kollegiatstiftes St. Tiburtius zu Pfaffmünster Anfang des 12. Jahrhunderts. Die Geistlichen des Stiftes hießen Chorherren oder Kanoniker.
Falkenfelser Straße
Verbindungsstraße zwischen Münster und Falkenfels.
Gabriel-von-Seidl-Straße
Benannt nach dem Münchner Architekt, der das Neue Schloss Steinach geplant hat.
Gartenstraße
Wegen der aneinandergereihten Gärten vor den Gebäuden ist diese Straße so benannt.
Johann-Höller-Weg
Der Straubinger Chorherr Johann Bartholomäus Höller (1667-1741), ein Adoptivsohn des berühmten Straubinger Bürgermeisters Simon Höller, hat sich große Verdienste um die Münsterer Pfarrkirche St. Tiburtius erworben. Er ließ in den Jahren von 1730 – 1740 die von den Schweden im 30jährigen Krieg schwer geschädigten Kirche mit Mitteln seines privaten Vermögens instandsetzen und umbauen. Die beiden romanischen Osttürme wurden abgetragen und ein mit einer Doppelkuppel gekrönter Westturm errichtet, eine neue Sakristei angebaut und das Kircheninnere mit Altären und Fresken im Stil des frühen Rokoko geschmückt. Für die Pfarrei erwarb er ein Sebastians-Reliquiar aus Silber und Ebenholz, das heute noch große Verehrung findet. Schließlich setzte er die Münsterer Kirche als Erbin ein.
Holzweg
Der Name wurde übernommen von einem ursprünglich tiefer gelegenen Weg.
Kapellenstraße
Diese Straße führ zu einer Kapelle am Buchberg.
Kirchplatz
Dieser Platz befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu Kirche und Friedhof.
Kirchrother Straße
Verbindungsstraße zwischen Münster und Kirchroth.
Kößnacher Straße
Verbindungsstraße zwischen Münster und Kößnach.
Martinsweg
Sankt Martin ist die ursprüngliche Dorfkirche von Münster.
Obermayrstraße
Geehrt wird mit diesem Straßennamen der berühmte und vorwiegend in und um Straubing wirkende Bildhauer Mathias Obermayr, 1720 – 1799. Er ist der Schöpfer des Kreuzaltars und der Pietà in der ehem. Klosterkirche St. Tiburtius in Münster.
Parkstettener Straße
Verbindungsstraße zwischen Münster und Parkstetten.
Am Radelfleck
Straße in der Münsterer Siedlung, benannt nach dem Flurnamen Radelfleck.
Radlfleckstraße
Radlfleck ist ein alter Münsterer Flurname, der sich vom „roden“ ableitet.
Schiedermeierplatz
Johann Baptist Schiedermayr wurde im Jahre 1779 als Sohnes des Lehrers Johann Georg Schiedermayr im Münsterer Schulhaus geboren. Er war Komponist und schuf vor allem geistliche Werke. Durch Dr. August Scharnagl wurde er in letzter Zeit „wiederentdeckt“ und seine Werke gelangen seither verstärkt zur Aufführung.
Schloßstraße
Ursprünglich nur ein Fußweg zum Neuen Schloss Steinach; wurde im Zuge der Flurbereinigung ausgebaut und geteert.
Steinacher Straße
Verbindungsstraße zwischen Münster und Steinach; führt südlich am Neuen Schloss vorbei und läuft, parallel zur Autobahn, nach Agendorf.
Tassilostraße
Erinnert wird an den bayerischen Herzog Tassilo III, welcher der Überlieferung nach im 8. Jhd. in Münster ein Benediktinerkloster als Rodungskloster gründete.
Waldweg
Er führt zum Höpflhof und weiter in das angrenzende Waldgebiet.
Weiherstraße
Mit „Weiher“ ist der Dorfweiher in Münster gemeint. Die Straße schließt sich an die Tassilostraße an, verläuft westlich zum Ortsausgang und geht in die Aufrother Straße über.
Wiedenhofstraße
Sie zweigt beim Ortseingang von Münster von der Steinacher Straße ab und führt zum Weiler Wiedenhof.
Ziegelofenweg
Ziegelofenfeld ist ein alter Flurname, der daran erinnert, dass hier einst Ziegel gebrannt wurden. In Münster ist ein Ziegelofen, der dem Straubinger Stiftskapitel gehörte, nachgewiesen.
Straßen in Agendorf
Kinsachweg
Die Bezeichnung kommt von der durch Agendorf fließenden Kinsach.
Mitterfelser Straße
Verbindungsstraße zwischen Agendorf und Mitterfels.
Straßen in Wolferszell
Birkenstraße
Der Name bezieht sich auf die längs der Straße gepflanzten Birken.
Chamer Straße
Verbindungsstraße zwischen Wolferszell und Cham.
Kreuzstraße
Zurückzuführen auf das neben der Straße befindliche Wegkreuz. Früher hatte der Weg auch die Bezeichnung "Hirtengasse", benannt nach dem am Weg gelegenen Hirtenhaus.
Mühlenweg
Weg zur Wolferszeller Mühle
Pointweg
Der Wegname wurde in Anlehnung an den Flurnamen „Distelpoint“ vergeben.
Schmidfeld
Die Straße im Gewerbegebiet Wolferszell bezieht sich auf den früheren Grundstücksinhaber, die Wirtsfamilie Schmid.
Spitalweg
Dieser Weg führt ins sogenannte „Spitalholz“.
1 Vogelherd ist ein Platz, an dem Vogel gefangen wurden. Vor allem im Mittelalter hatte der Vogelfang eine sehr große Bedeutung.
Quellen:
Bauer Gertrud, Die Bedeutung der Straßennamen, in: Heimatkundliche Stoffsammlung der Josef-Schlicht-Grundschule Steinach, 1983/84, 25 ff und die Gemeinderatsprotokolle
Agsteiner Hans, Steinach. Eine heimatgeschichte und Chronik der Gemeinde Steinach mit den Gemeindeteilen Münster, Agendorf und Wolferszell, 1996, S. 322 ff.
Die Besitzer des Häusleranwesen Hs.Nr. 19
1808: Hs.Nr. 62 "Ring-Hof" - ab 1838: Hs.Nr. 19
heute Wittelsbacher Str. 3
von Claudia Heigl
Das Anwesen erscheint 1760 noch nicht im Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach. Das Grundstück dürfte zur "alten Mühle" in Steinach (späteres Thanner-Wirtshaus) gehört haben oder evtl. sogar deren Standort gewesen sein.
1794 errichtet Ring Thomas hierauf ein kleines Haus. Er hat als Maurer wahrscheinlich in der nahegelegenen Steinacher Ziegelhütte gearbeitet und das Grundstück von seinem Arbeitgeber und dem Steinacher Gutsbesitzer Felix Graf von Zech von Lobming erwerben können.
Uraufnahme aus dem Jahr 1827 mit der Bebauung von 2022 überlagert.
Der Bachlauf wurde im Rahmen der Meliorationsarbeiten begradigt. Er verläuft heute weiter westlich.
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
Mit der Bauerstochter Theresia Hartberger hat er vor der Ehe bereits vier Kinder (*1780 Anna Maria, *1785 Georg, *1791 Theresia, *+1792 Joseph).
Nach damaliger Gesetzgebung konnte man nur heiraten, wenn das Ehepaar Immobilienbesitz vorweisen konnte (oder ein entsprechendes gesichertes Einkommen). Grund hierfür war, dass die Gemeinde vermeiden wollte, dass sie bei einem vorzeitigen Tod des Mannes der Witwe und ihren Kindern Armenfürsorge zahlen mussten.
14 Jahre nach der Geburt des ersten Kindes reicht das Ersparte und die Mitgift von Therese um sich ein kleines Grundstück leisten zu können und hierauf ein Haus zu bauen. Die beiden heiraten und es kommen nochmals zwei Kinder ehelich zur Welt (*1795 Joseph, *+1798 Johann Baptist).
1818 können Thomas und Theresia Ring das Hafneranwesen im oberen Dorf (Hs.Nr. 69, Hafnerstr. 14) von Josef Schützinger kaufen. Von da ab wird Thomas Ring als Hafner bezeichnet.
Das kleine Häusleranwesen im unteren Dorf verkauft er an den Schneider Anton Haindl um 470 Gulden. 1838 übernimmt es dessen Sohn Michael Haindl.
1857 verkaufen Michael und Walburga Haindl das Gütl an den Hafnerssohn und Zimmermann Georg Grüneisl von Steinach und erwerben dafür das Elternhaus von Walburga (Hs. Nr. 28, Götzstr. 8) von ihrem Schwager Alois Sagmeister.
Georg nimmt die die Zimmermannstochter Anna Maria Gierl von Kapflhof bei Haselbach zur Ehefrau.
1883 übergibt die verwitwete Mutter Maria Grüneisl das kleine Gütl mit 5,8 Tagwerk Grundbesitz an ihre Tochter Anna und deren zukünftigen Ehemann Joseph Miedaner von Wolferszell.
1887 verkaufen beide einen kleinen Teil des Grundstückes an Rupert und Amalie Bemmerl, die darauf ein kleines Haus errichten (Hs.Nr. 87)
1911 übernehmen das Anwesen Alois Schmid und Kreszenz, geb. Miedaner vom Vater bzw. Schwiegervater.
Das Miedaner-Haus neben dem Gasthaus Thanner um 1901
Quelle: Auszug aus einer Ansichtskarte, gelaufen 1902
1936 kaufen das Anwesen Florian Scherrer (1893-1942) und seine Ehefrau Anna geb. Hörndl (1897-1959).
Durch Heirat der Tochter ändert sich der Familienname der Eigentümer auf Zäch.
Quellen:
Bay. HStA München, Hofanlagsbuchhaltung 248 und 517, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1752 und 1760
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Umschreibehefte zum Grundsteuerkataster Steinach 1843 - 1960, Bd. 17-42/4, 17-42/7, 17-42/11
BZAR, Pfarrmatrikel Steinach
Die Besitzer des Haus Hs.Nr. 87 in Steinach
(heute Wittelsbacher Str. 4)
von Claudia Heigl
Das Grundstück gehörte bis 1887 zum Nachbaranwesen Hs.Nr. 19 (Wittelsbacher Str. 3) in Steinach.
Am 21.05.1887 verkaufen Josef und Anna Miedaner einen kleinen Teil von 220 qm an Amalie und Rupert Bemmerl. Beide errichten 1889 darauf ein kleines Häuschen, dass die fortlaufende Hs.Nr. 87 erhält.
Vermessungsamt Straubing, Ortskarte von Steinach Nr. 187c
1891 erwerben Rupert und Amalie Bemmerl ein größeres Grundstück und errichten hierauf ein Wohnhaus mit Stall und Stadel (alte Hs.Nr. 89, Riedstr. 11).
Ihr altes Haus Nr. 87 verkaufen sie 1895 an Georg Bachl und dessen Ehefrau Franziska, geb. Hilmer.
Das Ehepaar bekommt im Laufe der Zeit sieben Kinder, von denen zwei im Kindsalter sterben. Bei der achten Geburt von Zwillingen im Oktober 1906 stirbt die Mutter und mit ihr ein Zwillingsmädchen. Der Vater steht mit dem Neugeborenen und den weiteren fünf Kindern im Alter von 14 bis drei Jahren alleine da.
Das neugeborene Mädchen namens Rosina wird von dem Ehepaar Georg und Therese Hien als Pflegetochter angenommen und erbt später deren Anwesen in Steinach (Hs.Nr. 24)
Der Witwer Georg Bachl heiratet 1908 Maria Lankes von Heustadl. Aus der Ehe gehen nochmals sieben Kinder hervor, von denen fünf das Erwachsenenalter erreichen.
Nach dem Tod von Georg Bachl verheiratet sich Maria mit einem Hornauer in Zinzenzell.
Das Haus erbt die Tochter Katharina Bachl aus zweiter Ehe, die sich mit Stephan Schuster von Wolferszell vermählt.
links das Schuster-Haus in der heutigen Wittelsbacher Str.
ganz rechts das Gasthaus Thanner, das Haus dazwischen ist durch einen Baum verdeckt.
aufgenommen ca. 1956
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach
Quellen:
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Umschreibehefte zum Grundsteuerkataster Steinach 1843 - 1960, Bd. 17-42/4, 17-42/7, 17-42/11
BZAR, Pfarrmatrikel Steinach
Das Gasthaus Thanner - von der Mühle zum Wirtshaus
von Claudia Heigl
Das untere Steinacher Wirtshaus oder noch besser als „Thanner-Wirtshaus“ bekannt, gehört zu den ältesten Anwesen im Dorf und war ursprünglich der Standort der Hofmarksmühle.
Das Gasthauses Thanner
Bild: Claudia Heigl, aufgenommen im Mai 2022
Die Mühle in Steinach
1549 errichtete die Witwe Anna von der Wart aus den Bruchsteinen der alten Burg das heutige Schloss Steinach. Dabei erbaut sie auch die Tafern und die Mühle neu1. Der Bau dürfte eine alte bereits bestehende Mühle ersetzt haben.
Sie war die einzige Mühle der Steinacher Hofmarksherren, bei denen alle Hofmarksuntertanen ihr Getreide verarbeiten lassen mussten.
Am Fuße der alten Burg lag sie direkt am Steinachbach, neben dem Hofwirt (Hs.Nr. 24). Die Wassermenge des Zulaufes konnte durch einen Schieber beim Mühlgraben vom Mühlweiher und dem dahinter liegenden Schanzlweiher reguliert werden.
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
Erst ca. 1936 wurde der Steinachbach, im Rahmen der großen Meliorationsarbeiten in und rund um Steinach, begradigt
und sein Verlauf im Dorf in das heute verlaufende Bachbett verändert.
Das Anwesen hatte die alte Hs.Nr. 21
Rechts die Überlagerung der Uraufnahme von 1827 mit der der heutigen Bebauung. Der Bach fließt heute weiter westlich vom Haus vorbei.
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
Im Stiftregister von 15832 werden in Steinach eine Mühle und Backstatt verzeichnet, die ein Blasius Scheibenkrug auf Freistift vom Schlossherrn Wiguläus Hundt verliehen bekommen hat. Freistift ist in etwa vergleichbar mit dem heutigen Pachtverhältnis.
Neben der Mühle lag auf dem Anwesen auch die Bäckergerechtigkeit. So hatte Steinach zwei Bäckereien – die obere Backstatt (heute Röckl) und die untere mit der Mühle.
16233 haben der Bäcker Martin Thalmayer und seine Ehefrau Magdalena lebenslanges Leibrecht auf der Mühle. D.h. sie können so lange sie Leben auf der Mühle bleiben, jedoch das Nutzungsrecht nicht auf ihre Kinder vererben. Zusätzlich zu der Stiftzahlung in Höhe von 3 Gulden 2 Schilling 15 Reg. Pfennige müssen sie an jedem der vier hohen Feste eine Semmel der Steinacher Schlossherrschaft abliefern oder als Ersatz 1 Schilling 12 Reg. Pfg. zahlen. Ggf. ist dieser Martin ein Sohn des Bäckers Stefan Talmaier, der 1583 auf der oberen Backstatt in Steinach gewirtschaftet hat.
Im November 1633 überfallen die schwedischen Soldaten das Kloster Oberalteich und hausen dort bis April 1634. Bei ihren Plünderungszügen kommen sie auch nach Steinach. Während die benachbarte Bruckmühle vollkommen verbrannt wird, dürfte die Steinacher Mühle relativ unbeschadet geblieben sein.
Was aber mit der Müllersfamilie geschieht, lässt sich nicht nachvollziehen, denn 1635 wird ein Michael Greimuth als Müller in Steinach genannt4, als er die Schusterswitwe Margaretha Sparmair heiratet. Er bleibt jedoch nicht lange und 1642 ist Greimuth als Metzger in Münster anzutreffen.
1639 stirbt die Müllersehefrau Salome Freidenhofer in Steinach. Der Müller Wolfgang Freidenhofer vermählt sich erneut und 1640 und 1642 werden zwei Kinder von ihm in Steinach getauft. Bei dem zweiten Überfall der Schweden 1641 wird zwar der Amtmann Paul Kumpfmüller erschossen, aber auch hier dürfte der Überfall für die Müllersfamilie glimpflich ausgegangen sein. In dem neu angelegten Stiftregister ist verzeichnet, dass Wolf Freidenhofer „Leibrecht auf seines gestorbenen Weibs Leib“ auf die Mühle und Backstatt hat.
1645 und Februar 1647 wird schließlich ein Christoph Mahl als Müller und Bäcker in den Kirchenbüchern verzeichnet.
Als jedoch im Juli 1647 die Schweden ein drittes Mal nach Steinach kommen, wüten sie stärker. 62 Reiter plündern das Schloss und erschießen den Hofmarksrichter Albert Dietlmayer5. Auch von der Müllersfamilie Mahl findet sich danach keine Spur mehr.
Ob die Mühle in Mitleidenschaft gezogen wurde, lässt sich nirgends feststellen, ist aber sehr wahrscheinlich. Die Mühlen sind strategische Ziele für die schwedischen Kriegsherren. Um den bayerischen Kurfürsten finanziell zu schaden, versuchen sie die bayerische Bevölkerung zu schwächen. Ohne Mühlen kann das Getreide nicht verarbeitet werden und die Lebensmittelversorgung wird problematisch. Bei diesem dritten Überfall wurde auch die Wolferszeller Mühle verwüstet.
1652 wird mit Ägid Riederer wieder ein Bäcker und Müller in Steinach genannt. Ob er jedoch wirklich die Mühle betrieben hat oder nur das Bäckereigewerbe des alten Mühlenanwesens ausübt, ist schwer festzustellen. Denn nur 1652, bei der Taufe der Tochter Anna, und 1656 beim Tod seiner ersten Ehefrau, wird er als Müller und Bäcker bezeichnet, bei allen späteren Einträgen ist er nur als Bäcker geführt. Als er 1690 stirbt, wird er auch nur als Bäcker bezeichnet. Höchstwahrscheinlich war die Mühle seit dem Überfall von 1647 nicht mehr in Betrieb.
Ihm folgt ein Bernhard Foidl nach. 16996 wird die „schlechte Bäckstatt mit dem Millerrecht“ mit einem Wert von 10 Pfund Reg. Pfg. angesetzt. Hier dürfte es sich jedoch nur um das „Mühlrecht“ und die Bäckerei gehandelt haben und nicht um eine voll funktionsfähige Mühle. Die Bäckerei neben der Kirche im oberen Dorf wurde im Vergleich mit 25 Pfund Reg. Pfg. bewertet.
Im gleichen Jahr geht der Bäcker Bernhard Foidl „wegen der großen Schuldenlast“ heimlich fort und lässt die „Bäckenstatt öd liegen“.
Ab diesem Zeitpunkt ist von einer Mühle oder einem Mühlenrecht in Steinach nichts mehr urkundlich erwähnt. Nur in den Kataster finden wir 1838 als Flurnamen noch den „Mühlweiher“ oder „Mühlgraben“.
Das spätere Häusleranwesen Hs.Nr. 19 (Wittelsbacher Str. 3) könnte Teil des Mühlenanwesens gewesen sein.
Die Bäcker auf der unteren Backstatt
1717 heiratet der Bäckerssohn Johann Riederer von Atzenzell in Steinach die Bauerstochter Anna Schindlbeck aus der Pfarrei Obertraubenbach und macht sich als Bäcker wieder im unteren Dorf ansässig.
Etwa 1742 erwirbt der Steinacher Bauer Lorenz Schweikl die Bäckerei und übt auch das Bäckergewerbe aus. Er war vorher auf dem „Wastlbauerngut“ Hs.Nr. 29 (Götzstr. 9) ansässig.
1758 übergibt er die Bäckerei an seine Tochter Maria, die sich mit dem Söldnerssohn Nikolaus Habrunner aus Unterzeitldorn vermählt. Das Bäckeranwesen geht weiter an eine Tochter aus zweiter Ehe, Anna Maria Habrunner, die sich mit einem Johann Hofreiter vermählt. Fortan wird das Anwesen als „Hofreiter-Häusl oder Hofreiter-Sölde“ bezeichnet.
Fünf Monate vor seinem Tod, übergibt Johann Hofreiter 1824 seiner Tochter Katharina das „1/32 Hofreiter Häusl“. Ein Jahr später heiratet sie den Schmiedsohn Joseph Katzendobler von Haggn bei Neukichen. Da in Steinach bereits eine Schmiedstätte vorhanden ist, verkauft das junge Ehepaar 1826 das Gütl in Steinach an Jakob Sommer von Oberwinkling und Joseph Katzendobler macht sich in Oberwinkling als Schmied ansässig.
Sommer kommt in finanzielle Schwierigkeiten und fängt 1831 an einige Äcker an Steinacher Bauern zu verkaufen. 1835 wird das Anwesen schließlich versteigert und der Brothändler Michael Seidenberger kauft das Häusleranwesen um 800 Gulden.
1843, acht Jahre später, verkauft er die Hofreiter Sölde um 1.400 Gulden an Johann Sagstetter.
Die nächsten 35 Jahre folgen diverse Besitzer:
1845: Wolfgang Lehner tauscht gegen das Anwesen Nr. 15 in Zeitldorn.
Juli 1858: Wolfgang Schmidbauer erwirbt das Anwesen um 1.650 Gulden.
September 1858: Katharina Schuster kauft das Anwesen um 1.905 Gulden.
1869: Michael Pfreundtner kauft das Anwesen mit 4,4 Tagwerk Grund um 2.650 Gulden
1872: Ferdinand und Therese Knott kaufen das Anwesen mit 6 Tagwerk Grund um 4.600 Gulden
1878: Der Steinacher Rupert Bemmerl, der auch mit Immobilien handelt, erwirbt das nun 12 Tagwerk große Anwesen um 10.625 Mark und verkleinert es wieder.
Das untere Wirtshaus in Steinach
Schließlich erwirbt 1879 um 5.057 Mark der Steinacher Schlossherr Eduard Freiherr von Berchem-Königsfeld das Haus mit 4,13 Tagwerk Grundbesitz.
Der Baron besitzt bereits Wirtshäuser in Münster (Grüner Kranz), Mitterfels und Straubing (heute Wenisch) und richtet in dem Haus ebenfalls eine Wirtschaft ein, als Konkurrenz zum Wirtshaus im oberen Dorf. Alle seine Gaststätten beziehen das Bier von der eigenen Steinacher Schlossbrauerei.
Als Pächter findet er den 20jährigen Wirtssohn Ludwig Loichinger von Wolferszell, der sich 1885 mit der Söldnerstochter Franziska Simmel von Geraszell verheiratet.
Loichinger betreibt auch den Sommerkeller am Kellerberg und schenkt dort das freiherrliche Bier aus. Der Keller gehört ebenfalls Eduard von Berchem und wird als Bierlager benutzt. 1896 baut der Gutsherr das Wirtshaus, etwas vor dem alten Haus, mit Stall, Stadel und Schupfe komplett neu.
1899 kauft Dr. Carl Lang-Puchhof das Schloss Steinach mit dem Gutsbetrieb, zu dem auch die vier Wirtshäuser gehören. Da der neue Gutsherr die Schlossbrauerei aufgibt, kann er auch mit den Wirtshäusern nichts mehr anfangen und veräußert sie an die Bierbrauerseheleute Ludwig und Carolina Neumaier von Straubing.
Die neuen Eigentümer bauen das Steinacher Gasthaus sofort erneut komplett um.
Es wird danach wie folgt beschrieben: zweistöckiges Wohnhaus mit Wirtschafslokalitäten, Waschhaus mit Speise und Holzlager, Schweinestall, Stadel mit Stall und Eiskeller und Kartoffelgewölbe.
Das Gasthaus um 1901.
Über der Tür wurde die Inschrift „Ausschank der Brauerei Ludwig Neumaier, Straubing“ angebracht.
Bei der Planung des Neuen Schlosses Steinach im Jahre 1904 wurde die Türschwelle des Gasthaus Thanner als Nullpunkt definiert. Alle Höhenlinien des Bauplanes beziehen sich auf diesen Punkt.
Quelle: Auszug aus einer Ansichtskarte, gelaufen 1902
Im März 1900 kommt es zu einem Unfall, an den Folgen der 40jährige Wirtspächter Ludwig Loichinger stirbt. Er hinterlässt vier Kinder im Alter von 2 bis 14 Jahren und eine schwangere Ehefrau. Die 35jährige Witwe muss sich mit ihren Kindern ein neues Zuhause suchen. 1903 erwirbt sie einen Bauplatz in Steinach und errichtet hierauf ein Haus (Hs.Nr. 17 1/3).
Nach dem Tod von Ludwig Loichinger pachten 1900 Josef und Karolina Thanner das renovierte Gasthaus und betreiben im Sommer ebenfalls das Kellerhaus am Kellerberg.
Josef ist seit 1890 mit der Söldnerstochter Karolina Gmeinwieser von Irrn verheiratet und war vorher als Hausmeister in Straubing tätig. Er stammt aus dem Thanner-Hof in Steinach Hs.Nr. 12 (heute Fellinger-Hof).
Am 31. Mai 1910 haben sie die Ehre, den Bayerischen Prinzregenten Prinz Ludwig von Bayern (dem späteren König Ludwig III.) bei seinem Besuch in Steinach im Sommerkeller zu bewirten. Noch im gleichen Jahr, am 16.06.1910, können sie das Gasthaus mit 18 Tagwerk Grund von den Straubinger Bierbrauerseheleuten erwerben.
Um 1920 wurde das Haus um einen zweiten Giebel erweitert.
Quelle: Auszug aus einer Ansichtskarte
Gegenüber dem Wirtshaus stand der Wirtsstadel mit der Kegelbahn. Daneben lag ein Biergarten mit Kastanienbäumen.
Der Wirtsstadel mit der Kegelbahn 1926 bei einem Hochwasser.
Ende der 1980er Jahren wurde der Stadel abgerissen und ein Haus errichtet (ehem. Sparkasse).
Dem Neubau fiel auch der Biergarten mit den alten Kastanienbäumen zum Opfer.
Quelle: Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Nachlass Ludwig Niggl
1921 übergeben sie das Wirtsanwesen an ihren Sohn Max, der die Bauerstochter Rosina Rothamer von Rotham zur Ehefrau nimmt.
Max Thanner sen. und Ehefrau Rosina
Das Wirtshaus erhält den Namen „Gasthof zum grünen See Besitzer Max Thanner“. Benannt nach dem Dorfweiher, der schräg gegenüber dem Haus liegt.
Hochzeitsgesellschaft des Brautpaares Josef Fischer und Franziska geb. Hahn am 23.09.1930
vor dem Gasthof mit der Wirtin Rosina Thanner (mit weißer Schürze)
Bild: Familie Fellinger, Steinach
Vorne deutlich sichtbar der Dorfweiher, fotografiert vom Alten Schloss Steinach.
Dahinter die Anwesen Bachl, Beck und Sieber.
Im Hintergrund die alte Windmühle mit dem Kellerhaus und das Neue Schloss Steinach.
Quelle: Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Nachlass Ludwig Niggl
Der Weiher wird ca. 1950 zugefüllt, da seine Funktion als Lösch- und Eisweiher nicht mehr benötigt wird.
Olav Aristov, Alois Klein, Xaver Engl und ein unbekannter junger Mann beim Zufüllen des Weihers
Bild: Theresa Rosa, Addison, USA
Das Gasthaus Thanner ist die Wiege und Heimat vieler Dorfvereine:
- Am 23. Mai 1947 findet im Gasthaus die Gründungsversammlung des Allgemeinen Sportverein Steinach e.V. (ASV Steinach) statt. Bis zum Bau der provisorischen Umkleidekabinen 1973 mussten die Fußballer von hier aus zum 200 m entfernten alten Sportplatz (heute Pründeweg) gehen und sich anschließend im Gasthaus notdürftig waschen und umkleiden.
- Die Vorwaldschützen Steinach e.V. gründen ihren Verein 1966 in diesem Haus und richten, bis zum Neubau des Sportzentrums 1979, ihren Schießstand hier ein. Viele Vereinsfeste finden in dem Gasthaus statt.
- Als das Krone-Wirtshaus 1976 geschlossen wird, zieht die FFW Steinach-Agendorf von ihrem alten Vereinslokal ins Thanner-Wirtshaus um.
Das Gasthaus übernimmt Sohn Max Thanner, der ledig bleibt.
Max Thanner jun. (1925-1998)
1991 übergibt Max Thanner seiner Nichte Ilse und ihrem Ehemann Peter Tschirge das „Thanner-Wirtshaus“. 1994 eröffnen sie wieder einen schönen idyllischen Biergarten hinter dem Haus.
Das Gasthaus ist bis heute bei seinen Stammgästen sehr beliebt.
1 Schlicht J., Steinach – Ein niederbayerisches Geschichtsbild, veröffentlicht am 10.10.1881 in der Straubinger Unterhaltunsbeilage Nr. 41
2 Schlicht J., Die Geschichte von Steinach, 1908, Stift-, Kasten- und Salbuch über Schloß und Hofmark Steinach, S.96
3 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Stift- und dienstbare Untertanen und Güter der Hofmark Steinach 1623
4 Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg, Pfarrakten Steinach P7
5 Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg, Matrikel Pfarrei Steinach, Bd. 11, S. 36 „06.07.1647: Da die Reiter das Schloß alhier bei 62 ausblindert haben, ist Herr Albert Dietlmayer Richter, unter dem Thor erschossen worden und herrnach den 8. begraben.
6 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Landsteuer der Hofmark Steianch 1699
Weitere Quellen:
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Umschreibehefte zum Grundsteuerkataster Steinach 1843 - 1960, Bd. 17-42/4, 17-42/7, 17-42/11
BZAR, Pfarrmatrikel Steinach
Stand: 29.06.2022
Das Decker-Haus Hs.Nr. 98
von Claudia Heigl
Am 18.05.1929 erwerben Johann und Maria Decker von Moos 2 einen Gartenacker von dem Steinacher Landwirt Josef Haimerl (Hs.Nr. 19, heute August-Schmieder-Str. 8) und errichten hierauf ein Haus.
Das Grundstück liegt, an dem damals noch unbebauten, südlichen Ortsrand von Steinach.
1935 verkauft die Familie Decker ihr Anwesen im Moos und zieht in das neu erbaute Haus, das die Hausnummer 98 erhält.
Das Decker-Haus um 1939
Bild: Peter Decker
Maria und Johann Decker mit neun der 14 Kinder
Bild: Peter Decker
Von den 14 Kindern übernimmt 1949 Sohn Willi Decker (1917-1989) das Haus, der als Gutsarbeiter in Steinach tätig ist.
Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17 / 42 - 7 und 17 / 42 - 11
Das Anwesen in Moos 2, früher Hs.Nr. 76
von Claudia Heigl
Das Grundstück mit der Fl.Nr. 655 a und b gehörte ursprünglich zum Gerstl-Hof Hs.Nr. 11 in Steinach (später Haimerl, Brunnenweg 1).
Der 76 Tagwerk große Hof ging 1871 an die Immobilienhändler Simon Mai und Rafael Hoechstetter und wurde von den beiden zertrümmert.
1872 erwerben Rupert und Barbara Bemmerl den Restkomplex des Gerstl-Hofes mit 37,57 Tagwerk Grund. 1873 verkaufen sie 36 Tagwerk weiter an Michael und Katharina Holz, nachdem sie 1,7 Hektar Grund im Moos zurückbehalten. Hier handelt es sich um den späteren Nachbarhof Moos 1.
Uraufnahme von 1827 überlagert mit der Bebauung von 2021
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
Das Ehepaar Holz verkleinert den Gerstl-Hof in Steinach nochmals und verkauft 11.06.1875 Grundstücke davon an Peter Dietl.
Zu dem Besitz gehört auch das Moosgrundstück. Peter Dietl errichtet 1876 im Moos einen Neubau und siedelt sich dort als erste Ansiedlung an.
Da die Hausnummern in der Steuergemeinde Steinach fortlaufend vergeben werden, erhält es die neue Hausnummer 76.
Die beiden Anwesen im Moos - aufgenommen im September 1991
links Früchtl (Moos 1) - rechts Dierl (Moos 2)
Bild: Pfarrer Gerhard Mass
1879 übernimmt den Hof sein Sohn Peter Dietl und 1919 schließlich wieder dessen Sohn gleichen Namens Hofinhaber.
Am 23.04.1923 kauft Berta Gierl das Anwesen mit 16 Tagwerk (5,5 ha) um 10.000.000 Mark. Die Hyperinflation von 1923 führte zu dieser utopischen Kaufsumme.
Bereits am 12.01.1925 verkauft sie das Anwesen an Decker Johann u. Maria um 8.300 (Renten)Mark.
1935 erwerben das Anwesen schließlich Färber Georg und Anna. Johann und Maria Decker bauen sich ein Haus am Ortsrand von Steinach, das die neue Hs.Nr. 98 erhält.
Die Moos-Bauern Georg Färber und Alois Früchtl beim Reinigen der Gräben nach der Moosentwässerung.
aufgenommen 1935
Quelle: Archiv für Heimatgeschichte, Nachlass Ludwig Niggl
Am 15.01.1950 werden Georg Färber und eine Haushaltshilfe in dem Haus von Raubmördern überfallen und ermordet.
Die Witwe verpachtet daraufhin das Anwesen und zieht zu ihrer Tochter aus erster Ehe nach Steinach.
1955 verkauft sie das Anwesen an die Familie Dierl.
Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17 / 42 - 7 und 17 / 42 - 11
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