Das Wagner-Anwesen in Steinach Hs.Nr. 44
1583: Pröls-Sölde - 1623/1641: Prölsen-Sölde - 1691 Perndl-Haus - 1760: Krumpholzer Häusl - 1808: Hs.Nr. 6 „Wurst Hof“ - ab 1838: Hs.Nr. 44
heute August-Schmieder-Str. 30 und 31
oder
Scherm-Haus
von Claudia Heigl
Bei diesem Anwesen handelt es sich um eine alte Hafnerei.
1583 wird es als „Pröls-Sölde“ bezeichnet, für die der Hafner Hans Holzer Abgaben zahlt.1
1623 wohnt der Hafner Sixt Ziflinger auf dem Anwesen.2 Das Leibrecht darauf ist allerdings auf eine Ursula Lindner geschrieben. Das Anwesen wird mit 5 Pfund Regensburger Pfennige bewertet.
Sixt Ziflinger stammt aus einer alten Hafnersfamilie, die bereit 1583 auf dem Anwesen Hs.Nr. 52 (später Stangl-Sölde, August-Schmieder-Str. 35, heute Prechtl) anzutreffen sind.
1623 gibt es vier Ziflinger als Hafner in Steinach – Hs.Nr. 50, Hs.Nr. 52 und Hs.Nr. 69.
1641 hat ein Wolf Grimb auf der Prölsen oder Sixt Ziflinger Sölde das Erbrecht. Er dürfte kein Hafner mehr gewesen sein.3
Etwa 1688 wohnt ein Jakob Hitzinger und seine Ehefrau Afra, geb. Kyr, in dem Haus. Er ist als Tagelöhner in Steinach tätig. Ab ca. 1697 dürfte er einen größeren Hof in Steinach erworben haben (Hs.Nr. 13, heute August-Schmieder-Str. 5, Fischer).
Während in Gschwendt und in Wolferszell das Wagnergewerbe schon im 17. Jahrhundert anzutreffen sind, lässt sich in Steinach mit Konrad Wurst erst um 1709 ein Wagner nieder.
Konrad Wurst stammte aus Kösching und war zuerst als Kutscher beim Steinacher Schlossherrn Karl Freiherr von Hörwarth (1680-1709) angestellt.
Als der Gutsherr im Oktober 1709 stirbt, werden seine Dienste nicht mehr benötigt und er verdient seinen Lebensunterhalt nun als Wagner. Als Kutscher kannte er sich mit den Wagen aus und musste sie auch reparieren können.
Das ehemalige Wagnerhaus bzw. Schermhaus um 1920
Der Geologe Anton Scherm mit Lina und Maria Meier, die ihm damals den Haushalt führten.
Quelle: Familie Meier, Agendorf
Josef Wurst lässt sich mit seiner jungen Ehefrau Elisabeth Felhorn, einer Bäckerstocher von Schwarzenhofen, in der heutigen oberen August-Schmieder-Str. 30, nieder.
Das Wagnergewerbe wird die nächsten vier Generationen an die Söhne weitergegeben und auf dem Anwesen ausgeübt. Das Einkommen und Vermögen der Familie dürfte, durch das Gewerbe, ausreichend gewesen sein. Seine Nachkommen holten sich ihre Frauen alle aus größeren Höfen in der Umgebung:
- 1737 Barbara Foidl von Bärnzell
- 1773 Walburga Laumer von Spornhüttling
- 1819 Anna Pongratz von Untergoßzell
- 1855 Katharina Fischer von Oberschneiding
1822 brennt das Kufner-Haus in der Nachbarschaft nieder und mit ihm noch weitere vier Häuser. Ob die Wagnerei davon betroffen war, lässt sich nicht feststellt.
Aber spätestens 1869 brennt auch das Wohnhaus der Wagnerei ab. In einem Plan vom März 1869 wird das Wohnhaus als „abgebranntes, neu zu erbauendes Wohnhaus“ aufgeführt.4 Eine Katastrophe für die Familie, da dieser Zeit kaum jemand eine Brandversicherung hatte.
Zu allem Überfluss kommt noch hinzu, dass der Wagner Joseph Wurst im Alter von 47 Jahren im Februar 1871 an Abzehrung stirbt.
Er hinterlässt eine 38jährige Witwe und vier Kinder: Joseph (15), Andreas (11), Katharina (5) und Anna Maria (1). Die kleine Tochter Anna Maria folgt ihrem Vater im August des selben Jahres mit 1 ¾ Jahr auf dem Friedhof nach.
Da die Witwe die Wagnerei alleine nicht weiterbetreiben kann und der älteste Sohn Joseph noch nicht ausgelernt hat, verkauft sie das Anwesen mit dem neu erbauten Haus und 2,68 Tagwerk Grundbesitz am 01.07.1873 um 2.600 Gulden an den Wagner Joseph Köppl von Ascha.
Die Witwe wird wohl mit ihren Kindern vorerst weiter im Wagnerhaus mit ihren Kindern gewohnt haben und Joseph Wurst jun. seine Wagnerlehre bei dem neuen Wagner Köppl weitergeführt haben.
Auf dem Grundstück errichtet Köppl noch ein Ausnahmhaus, das ihm die Witwe am 22.03.1879 mit dem 220 qm großen Garten um 271 Mark abkauft. Sie betreibt in dem Haus eine Kramerei, um den Unterhalt für sich und ihre drei Kinder zu gewährleisten. siehe hierzu Hs.Nr. 44 ½
Ortsplan von Steinach um 1879
Quelle: Vermessungsamt Straubing Nr. 187c
links das ehemalige Wagneranwesen, rechts davon das neue Kramer-Häusl
aufgenommen beim Gründungsfest der Feuerwehr 1922
Quelle: Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Nachlass Ludwig Niggl
Im November 1879 heiratet Köppl die Müllerstochter Katharina Hartberger von der Aichmühl. Aber bereits am 13.12.1886 verkauft das Ehepaar die Wagnerei an Katharina’s Bruder Joseph Hartberger.
Der Wagnerssohn Joseph Wurst jun., inzwischen 30 Jahre alt, heiratet die Häuslerstochter Katharina Raith und übernimmt mit ihr deren Elternhaus in Steinach Nr. 37 (heute August-Schmieder-Str. 23, Schreinerei Laumer-Bierl) Dort richtet er sich eine eigene Werkstätte ein, nachdem sein alter Lehrherr Köppl die bisherige Wagnerei verkauft hat.
Das Schermhaus von der Rückseite um 1920
Quelle: Willi Kiefel, Tuam (Irland)
Joseph Hartberger veräußert das Anwesen drei Monate später, am 26.03.1887, weiter an den Sattler Anton Scherm und dessen Ehefrau Therese. Die Scherm‘s waren vorher auf dem Anwesen Nr. 15 ½ (August-Schmieder-Str. 7a, heute Fischer) in Steinach ansässig. Der Sattler übt bis ca. 1921 das Gewerbe auf dem Anwesen aus. Siehe Sattler in Steinach
Anton Scherm’s einziger Sohn gleichen Namens ist äußerst intelligent und studiert Geologie. Durch seine Initiative wurden zwischen Hoerabach und Muckenwinkling 1921 die Hügelgräber archäologisch untersucht und deren Inhalt sichergestellt. Die ausgegrabenen Urnen und Grabbeigaben sind heute im Gäubodenmuseum zu besichtigen.5
Nach dem Tod seines Vaters veröffentlicht der Geologe einen Nachruf über ihn "Der Bayerwald" in Vergangenhiet und Gegenwart Heft 1, 1923, S. 11 u. 12 6
Ein Steinacher Leben
Steinach. Wieder ist ein echter Bayernwäldler dahin. Sie haben einen guten Mann begraben in den sonnarmen Tagen des scheidenden Jahres. Und wenn im ländlichen Altbayern die „Leich“ ein Gradmesser der Beliebtheit ist, war das Grabgeleite, das die ganze Dorfschaft Steinach am 12. Dezember 1922 ihrem alten Sattlermeister Anton Scherm gab, ein güttig Zeugnis, wie er in Ehren geachtet war, allwo er durch nahezu ein halbjahrhundert seine flinkgeschickten Meisterhände arbeitsfreudig zur Verfügung gestellt hat. Sein Heimatdorf war das uralte Pfatter. Bei einem alten Vetter machte er zu Deggendorf seine Lehrzeit durch, seine Wanderjahre führten ihn auf Fuß und Floß hinunter bis nach Budapest, als Gesellen sah ihn Cham. Im Jänner 1870/71 ward er Landsberger-Jäger, Gefreiter dann und 73 mit der Kriegsdenkmünze von Stahl „Für treuerfüllte Pflicht im Kriege“ entlassen. Nun finden wir ihn zu Straubing wieder bei Schütz arbeitend.
1876 siedelte Hr. Scherm nach Steinach über, holte sich von Hornstorf seine Lebensgefährtin Theresia Reiserer und begann in bescheidenen Wohnungsverhältnissen mit der selbständigen Ausübung seines Sattlerhandwerkes. Von der Wundermühle bis weit in die Vorwaldberge hinter Falkenfels trifft man den frischen Meister in den Gehöften an. Er war ein schöner, großer, rascher Mann, rotbackig, mit blauen Augen und schwarzen Haaren, mit einem goldguten Herzen und sonnigem Humor, war nur erst häufige Arbeit da. Gar gern war er überall geseh’n, wohin er auf die Stöhr kam, wohlaufgenommen, weil er für zwei gut richtete und raschest sein Werkzeugränzel zum „Fertig“ übernahm. In Marsch und Leistung kam keiner mit, wenn Sattler Scherm anzog, dem lag alte Jägerschrittdisziplin und Mannesenergie im Blute, durchhaltend bis in sein vierundsiebzigstes Lebensjahr.
Was er tat, geschah noch dies heurige Jahr mit eben gleicher Gewissenhaftigkeit wie Genauigkeit, die seine Arbeiten all als Meistermal tragen. Solch emsige Fleiß bleibt der Erfolg nicht fern; bald nannte er Häuschen sein, das im Verein mit der rastlosen Arbeit seiner Ehefrau sich Ende der achtziger Jahre auf ein Haus in schönster Lage verbesserte, mit eigenem Grund und Boden. Das war mein Kindesparadies – meinen lieben Vater Scherm hatten die Leute gern, weil er keinen übernahm, keinem ein Leid antat, aber vielen viel Gutes erwies und wieder erwiesen bekam. Wie übermütig im erarbeiteten Glück, blieb er auch aufrecht in unverschuldetem Kummer und Unglück, wie’s nur Väter treffen kann, deren Einziger im Studium fort durch Leib und Krankheit geht.
Von allen Menschenmännern einziger hielt er her in allem Malheur, daß sein Junge sich den Geologen erstudieren konnte, und wie hat er sich gefreut, als sein Bub bei Münster die Steinzeit- bei Hörabach die Bronzefunde hob, gefreut, daß er so seltene Dinge sehen konnte; der einfach Mann hat helle Augen und Freude an der heimatlichen Natur und ihrem Schönen gehabt, wie manche Seltenheit brachte er heim von seinen Arbeitsgängen, Gestein und Blumen, daran hielt er sich aufrecht.
Mein Vater, der seelengute Mann, verlor auch dann den Mut nicht, als er selber schwer erkrankte und arbeitend verunglückte. Aufrecht blieb der tiefreligiöse Mann in den langen, bangen Kriegsjahren, tat alt und invalid seine Arbeit still und unentwegt im schlichten Gewand, über dem ein feiner Kopf stand in schneeweißem Haar und seine Hände hielten in der jungmännerarmen Zeit noch einmal alle Gespannzeuge intakt und zugfest, damit so die Landwirtschaft ihren Heimatdienst aufrecht erhalten konnte, das war stilles Heldentum, wenn es auch kein Verdienstkreuz lohnte. Sattlermeister Scherm Leben war restlose Pflichterfüllung. Als Ehrenmann hat er seine Pflicht erfüllt mit Gott, in jungen und greisen Tagen, für seinen König und unser Vaterland. Als todkranker mann noch von altem Schrot und Korn hielt er stand nach Arbeitsnot und nicht nach Tarif und Stunde. An solchen Männern wäre Not, die arbeiten und nicht verzagen, die leiden, ohne zu klagen, da sollte der Tod Halt machen, auf daß die jungen nicht ohne Beispiel wären und Spiegel. Alle, die ihn von Herzen lieben gelernt, hielten ihm die Treue, wie er ihnen.
Bis ihm sein Werkzeug aus den Händen glitt, hat er gearbeitet, der liebe, greise Sattlermeister Scherm zu Stenach für seine ihm Gebliebenen, für Schloßkundschaft und Oekonomen, unter schwerstem Leiden unermüdlich arbeitend um seine Familie. Am zweiten Samstag dieser Adventzeit machte er Feierabend für immer. Todmüde rüstete er sich nach sieben Uhr abends zum zubettegehen um auszuruhen, und fing kaum hingelagert das Sterben an. Wohlversehen mit allem religiösem Beistand veratmete er in der ersten Stunde des zweiten Advent-Sonntagsmorgens. Von weit und breit kam ihm das Grabgeleit und Beileid uns durch Schrift und persönlich Wort.
Habt alle Dank! Habt Dank ihr, die das Grabesweh‘ durch Trostesred‘ und Lied entspannt. habt Dank, die ihr meinen Vater truget den letzten Weg und habe Dank wer seinen Hügel mit des Waldkranzes grünem Busche deckte. Ihr wißt, wie gern der liebe Tote uns und euch gehabt, wie gern er noch lang unter uns gewesen wäre. „Ich hab euch so gern gehabt“, hat er den letzten Tag zu Frau und Sohn gesagt. Sie haben einen guten Mann begraben, doch mir war er mehr, mein Vater.
Ihm aber ward gnädig erfüllt, worum Freiherr Börries von Münchhausen in seinem Kriegsfeldbüchlein dichterinnig fleht: „Wenn zwei Eheleute zum Sternenhimmel starrn, oder ein Bruder hält seiner lieben Schwester das Garn, oder ein Freund schenkt bedachtsam dem Freunde ein, schwebt ein dunkler Falter über den zwei’n; einer von uns muß hinter dem Sarge geh’n, d’ran im Straßenwinde die Schleifen weh’n, einer von uns muß streuen mit kalter Hand, Erde dernieder vom bretternen Grabesrand, einer von uns muß geh’n nach Haus allein, Lieber Gott, laß mich der andere sein!“
Lt. Überlieferung wurde Scherm bei einem Heimatbesuch irrsinnig, nachdem er in einen kalten Bach gesprungen war. Der Geologe starb 1942 ledig im Alter von 57 Jahren.
Das Haus erbt eine Nachbarin, die sich um Anton Scherm gekümmert hat.
Das ehemalige Scherm-Haus wurde in den 1950er Jahren nach links erweitert.
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach
Nach seinem Tod wird in dem Haus ein Kindergarten eingerichtet, der jedoch nach Kriegsende wieder eingestellt wird.
Der Kindergarten im Scherm-Haus
Bild: Familie Schönauer, Steinach
1 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, „Stift-, Kasten- und Salbuch über Schloß und Hofmarch Steinach 1583“
2 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
3 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Gilt und Ausstandregister der Untertanen zu Steinach 1641
4 Gemeinde Steinach: Baulinien-Plan von Steinach, Blatt 2. Erstellt am 5. März 1869 vom Königlichen Bezirksamt Straubing
5 Die Hügelgräber bei Muckenwinkling, Veröffentlicht im Jahresbericht d. Hist. Vereins Straubing u. Umgebung 40. Jhg. 1937
6 Gedruckt in der Festschrift 700 Jahre Pfarrgemeinde Steinach 1985, S. 119
Weitere Quellen:
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 248, Konskription der Untertanen der Hofmark Steinach 1752
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-4, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 72, 1843-1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-7, Umschreibehefte zum 1. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 55, 1859 – 1906
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-11, Umschreibehefte zum 2. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1-65, 1906 – 1960
BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach
aktualisiert: 23.04.2025
Sackhof
frühere Schreibweisen: Sacker (1271,1323), Sackham (1316), Sackhaimb (1700), Saghof
von Claudia Heigl
Bei dem Sackhof handelt es sich um einen uralten Hof, der an einem alten Handelsweg gelegen war.
Der in der Nähe gelegen „Berghof“ kann als Schwesternhof bezeichnet werden, da beide Höfe immer die gleichen Grundherren und ähnliche Bedingungen hatten.
Pfarrzugehörigkeit Kirchroth
Interessanterweise gehörte der Hof bis 1849 zur Pfarrei Kirchroth und wurde erst dann in die viel näher gelegene Pfarrei Steinach umgepfarrt.
Die Bauern auf dem Sackhof mussten ihre Kinder daher in Kirchroth taufen lassen, dort heiraten und sie wurden auch dort beerdigt. Da der Weg nach Kirchroth jedoch viel weiter war, brachte man die neugeborenen Kinder größtenteils zur Taufe in die Pfarrkirche Steinach.
Zeichnung aus dem Jahre 1905 von Angelo Graf von Courten aus dem Gästebuch des Neuen Schlosses Steinach.
Der bekannte Maler war oft Gast der Familie von Schmieder.
Die Eigentümer des Hofes
Die Bauern waren bis Mitte des 19. Jahrhunderts nicht die eigentlichen Eigentümer der Höfe, sondern hatten nur das Nutzungsrecht. Im Fall des Sackhofes war dies als Erbrecht vergeben, d.h. die Bauern konnten dieses Nutzungsrecht auf dem Hof vererben und auch verkaufen.
Sie hatten jedoch nicht die Möglichkeit Grundstücke vom Hof einzeln zu veräußern oder gar den Hof zu teilen. Dadurch blieb der Sackhof bis 1831(Ablösung durch Sebastian Ebner) in seiner Größe unverändert.
Das eigentliche Obereigentum hatten die jeweiligen Eigentümer.
1029 vermacht der Sohn des bayerischen Herzogs Heinrich II - Bruno Bischof von Augsburg - das Gut Straubing (zu dem auch die Stadt Straubing u.a. mit Steinach, Agendorf, Kindlasberg, Bruckmühle, Pellham, Rotham, Hoerabach, Berghof, Sackhof, gehörten) dem Domkapitel Augsburg.
12711 erhält Otto von Straubing, Prokurator (Vitztum) des Herzogs Heinrich von Bayern, vom Domkapitel den Hof in Sacker als Zinslehen. Dies ist bisher auch die erste Nennung des Hofes.
12992 verkauft der ehemalige Vitztum Albert von Straubing das Zinslehen an Hermann Tundorffer, Bürger zu Regensburg
13233 erhält Albert von Steinach, Sohn des alten Vitztum von Straubing, den Hof als Zinslehen vom Domkapitel.
13924 kauft Max der Warter zu Wart den Sakherhof um 9 Pfund ₰ Reg von seinen Vettern Erasm, Pangratz und Hans den Wartern und erteilt Friderich dem Sakmair darauf das Baurecht.
13995 sind Friderich der Ramsperger zu Ramsperkh und seine Ehefrau, eine geborene Warterin, Eigentümer des Hofes. Es dürfte sich hier um eine Mitgift für die Braut gehandelt haben.
14056 kauft Hans von Warter den Hof zu Perg und den Hof zu Sakarn von seinem Schwager Friderich der Ramsperger zurück.
1436 - 14497 erwirbt der reiche Handelsmann Hermann Zeller von Straubing den Hof. Als Handelsreisender war ihm vor allem die strategische Lage der Höfe an den Handelsstraßen wichtig. 1449 errichtet er in der Kirche Sankt Jakob in Straubing eine Seitenkapelle mit Altar und stiftet ein Benefizium. Neben weiteren Höfen stiftet er den Sackhof und den Berghof dem Benefizium in Straubing für den Unterhalt.
1831 kauft Sebastian Ebner (Emmer) den Besitz von Johann Wolf. Er dürfte auch die Grundherrschaft des Zellerischen Benefizium abgelöst haben.
1839 übergibt er den Hof an seinen Sohn Johann Ebner und dessen Ehefrau Katharina.
1851 erwirbt der Steinacher Schlossherr Eduard Freiherr von Berchem-Königsfeld den Hof und der 40 ha (= 119 Tagwerk) große Besitz wurde in den Gutshof Steinach einverleibt.
Das Wohn- und Nebenhaus wurde seitdem als Wohnhaus für die Gutsarbeiter verwendet.
1899 kauft das Gut Dr. Carl von Lang-Puchhof, der es
1901 an seinen Schwiegersohn Dr. August von Schmieder weiterverkauft.
Das Arbeiterhaus am Sackhof
geplant von Professor Ludwig Ruff, Nürnberg um 1910
Die Bauern auf dem Sackhof
13928: Friderich dem Sakmair kauft das Baurecht auf dem Hof von Max dem Warter zu der Wart
13999: Margareth der Sackhmairin und ihre Kinder Andre, Ulrich, Elspet und Anna erkaufen das Baurecht von Friederich der Ramsperger zu Ramspeckh. Ihr Ehemann Friderich dürfte bereits verstorben gewesen sein.
143610 sitzt ein Pez Ullmair auf dem Gut
148211: Andre Sackhmair von Sackhöven tritt als Zeuge beim Verkauf des Berghofes auf.
155312: Hans Obermair
Am 22.11.163813 verkaufen Georg Sterr von Sackhern und Maria seine Hausfrau dem ehrbaren Georg Meindl von der Linden und Maria dessen Hausfrau die Erbgerechtigkeit auf den Hof zu Sackhern um 450 Gulden.
Auch der Sackhof dürfte durch die Schwedeneinfälle stark in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Georg und Maria Meindl werden ab 1654 als Bauerseheleute in Wolferszell (Hs.Nr. 13, heute Mühlenweg 5) genannt.
1651 wird Leonhard Käpel von Hinterschida auf dem Hof erstmals genannt. Er ist zweimal verheiratet.
Aus erster Ehe sind drei Kinder bekannt:
- Barbara (*1661) ist mit einem Georg Schäffler verheiratet und lebt in Pfaffenberg
- Adam lebt 1688 in Münster
- Paul heiratet die Bauerswitwe Elisabeth Greindl von Bärnzell Hs.Nr. 2
Aus zweiter Ehe sind nochmals sechs Kinder hervorgegangen:
- Mathias, der Hoferbe
- Barbara heiratet ca. 1691 Stephan Unger, Söldner in Gschwendt
- Maria heiratet 1703 Gregor Wartner, Söldner in Weingarten
- August, Simon und Michael, alle drei sind 1688 noch ledig
Am 25.06.1688 übergeben die Geschwister Adam Käpel von Münster, Barbara, verh. mit Georg Schäffler zu Pfaffenberg, Paul Käpel von Bärnzell und die noch ledigen Geschwister Barbara, Augstin, Simon, Maria und Michael, vertreten durch ihre Vormünder, den Hof an ihren Bruder Mathias Käpel14.
Der Hof wird durch Heirat immer wieder übergeben. Da dritte Ehe von Johann Hilmer kinderlos bleibt, wird der Hof 1746 verkauft.
Käufer sind der Rothamer Bauerssohn Michael Foidl und seine Ehefrau Walburga. Doch Michael stirbt schon ein Jahr nach dem Kauf und die Witwe verheiratet sich mit Vitus Wolf von Pichlberg. 1780 übernimmt den Hof Sohn Thomas und 1823 dessen Sohn Johann, der sich mit Anna Maria Stubenhofer von Gschwendt verheiratet.
Johann und seine Ehefrau verkaufen den Hof allerdings 1831 an Sebastian und Katharina Ebner (Emmer) von Riekofen und ziehen nach Haidenkofen.
Deren Sohn Johann Ebner übernimmt 1839 den Hof und heiratet die jüngere Schwester Katharina Stubenhofer der Vorbesitzerin.
1851 kauft der Steinacher Gutsbesitzer Eduard Freiherr von Berchem-Königsfeld den 40 Hektar großen Hof um 15.000 Gulden und die Familie Ebner zieht nach Haader, wo sie noch heute ansässig ist.
Der Hof gehört seitdem zum Gutsbesitz von Steinach. Das Bauern- und Nebenhaus wurde als Wohnhaus für die Gutsarbeiter verwendet.
Der Sackhof um 1956
Wohnhaus für Arbeiter:
Der Sackhof diente ab 1851 als Wohnhaus für die Gutsarbeiter und –angestellten:
1854:Angerer Joseph
1865: Füchsl Lorenz
1871: Nebenhaus Weber Johann
1879: Ehringer Xaver
1879 Nebenhaus: Wolfgang u. Katharina Seibert
1896: Axinger
1898: Billinger Josef u. Brand
1899: Brand, Billinger, Axinger Michael, Heubeck
1900: Billinger Josef, Axinger Michael
1808 wird der Sackhof (Saghof) im Häuser- und Rustikalsteuerkataster von Münster aufgeführt.15
1838 gehörte der Weiler Saghof zur Rualsteuergemeinde Steinach und erhält die Hs.Nr. 116.
Detaillierte Angaben zu den Hof- und Hausbesitzer liegen im Archiv für Heimatgeschichte in Steinach vor und können dort eingesehen werden.
Bilder: Archiv für Heimatgeschichte
Quellen:
1 Solleder Fridolin, Urkundenbuch der Stadt Straubing, 1918, S.8, Urkunde Nr. 1
2 Ebd. S.10, Urkunde Nr. 3
3 Ebd. S.16, Urkunde Nr. 7
4 Ebd. S.220, Urkunde Nr. 237
5 Ebd. S.239, Urkunde Nr. 256
6 Schlicht Josef, Steinach ein niederbayerisches Geschichtsbild, 1881 Nr. 31, 3.älteste Schlossurkunde von 1405
7 Solleder Fridolin, Urkundenbuch der Stadt Straubing, 1918, S.310, Urkunde Nr. 408
8 Ebd. S.220, Urkunde Nr. 237
9 Ebd. S.239, Urkunde Nr. 256
10 Schlicht Josef, Steinach ein niederbayerisches Geschichtsbild, 1881 Nr. 34, 5 u. 6..älteste Schlossurkunde von 1436. Es ist fraglich ob dieser Verkauf des Schlossgutes an die Ortenburger überhaupt zu Stande kam. In der Kaufurkunde wird jedoch der Bauer auf dem Sackhof genannt.
11 StA Landshut, Regierung Straubing A3940, Barbara Wenzl gegen Grundherr Kaspar Haug Zeller wegen Verfertigung der Sölde in Wolferszell 1603, in der Akte Abschrift des Übergabebriefes vom 26.04.1482
12 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B157, Sal- und Stiftbuch der St. Michaels-Pfarrkirche in Steinach mit Abschriften der Kaufbriefe u.a. Urkunden der Kirche undatiert (Es fußt auf der Kirchenrechnung von 1553, ist angelegt unter Pfarrer Simon Staingräber 1618 und gerichtsamtlich nachbeglaubigt 1781 unter Pfarrer Simon Stainer (wobei der Pfennig der alten Regensburger Währung umgerechnet in die Kreuzer unserer ehemaligen Guldenwährung) lt. Josef Schlicht, Beilage Straubinger Tagblatt Nr. 41 v. 9.10.1882, fol, 9‘
13 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P51, fol.85 Verkaufsbrief vom 22.11.1638
14 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P 66 II, fol. 267‘ Übergabebrief vom 25.06.1688
15 StA Landshut, Rentamt Straubing B 78, Häuser- und rustikalsteuerkataster Münster 1808
16 Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach von 1838
Dorf Münster
von Claudia Heigl
Viele Indizien deuten darauf hin, dass in Münster im 8. Jahrhundert ein Benediktinerkloster gegründet wurde, das aus Rom die Reliquien des hl. Tiburtius, eines römischen Märtyrers erhielt.
Herzog Tassilo III. bzw. sein Vater Odilo werden als Stifter genannt. Mit Niederalteich und Metten gehörte das Kloster Münster als sogenanntes Donau- und Rodungskloster zu den ältesten klösterlichen Siedlungen Bayerns. Auch der Ortsname "Münster" (lat. monasterium = Kloster) deutet darauf hin, dass hier einst Mönche lebten, beteten und arbeiteten. Feldkirchen im Gäuboden gehörte zur Grundausstattung, denn ohne wirtschaftlichen Rückhalt wäre die umfangreiche Kultivierungsarbeit nicht durchführbar gewesen. Dieses Urkloster Münster soll in den Ungarnstürmen des 10. Jahrhunderts untergegangen sein.
Juni 2020
Bild: Detlev Schneider
Chorherren bestimmen jahrhundertelang das Leben
Nicht zugrunde gehen konnte der reiche Grundbesitz des Klosters. Er bildete Anfang des 12. Jahrhunderts die Grundlage für die Entstehung eines Kollegiatstifts.
Um 1148 übergibt Gerhoch de Wolfoltescella ein Gut in Wolferszell nach seinem und seiner Ehefrau Tod je zur Hälfte an die Klöster Oberalteich und „monasterium S. Tyburcii“ (Münster).
Die zehn meist adeligen und studierten Chorherren des Stifts widmeten sich neben der Seelsorge auch der Politik und den Wissenschaften und gelangten dadurch zu Berühmtheit. Die Chorherren lebten nach der alten Aachener Regel, kannten also nicht das Gebot der Armut. So besaßen sie eigene Häuser, die heute noch teilweise erhalten sind.
Im Rahmen der Gegenreformation wurde das Chorherrenstift Pfaffmünster, wie man es auch nannte, auf Betreiben der bayerischen Herzöge und mit Genehmigung des Papstes 1581 nach Straubing an die dortige Bürgerkirche St. Jakob verlegt.
1324 erlangten die Chorherren auch die Hofmarksrechte über Münster. Sie hatten damit die niedrige Gerichtsbarkeit über die Dorfbewohner. D.h. sie waren für alle Beurkundungen und Strafvergehen, mit Ausnahme der Schwerverbrechen, für welche die Todesstrafe in Frage kam, zuständig. Die Chorherren erhielten die Abgaben (Zehent) der Bauern und konnten bei Vergehen Bußgelder verhängen. Als sie nach Straubing zogen änderte sich an diesen Rechten nichts.
1808 hatte Münster 55 Häuser. Davon hatten die drei halben Höfe ca. 90 bis 100 Tagwerk an Grundbesitz. Bei den fünf 1/3 Höfen, zu denen auch der Wirt gehörte, waren 50 bis 80 Tagwerk Grund mit dabei und die 1/6 Höfe umfassten ca. 40 - 50 Tagwerk Grund.
Das 19. Jahrhundert bringt große Veränderungen
Am 26.10.1803 wurde das Chorherrenstift im Zuge der Säkularisation aufgelöst. Die Gerichtsrechte gingen an das Landgericht Straubing über. Die Güter kamen zum Rentamt Straubing und die Bauern hatten die Möglichkeit, gegen eine Ablösegebühr, ihre Höfe zum wirklichen Eigentum zu erwerben.
Die Anwesensbesitzer hatten jahrhundertelang nur das Recht die Höfe zu bewirtschaften. Sie konnten dieses Recht verkaufen oder die Höfe an ihre Erben übergeben, jedoch keine Felder ver- oder ankaufen, so dass die Hofgrößen unverändert blieben. Mit dem Erwerb des Obereigentums hatten sie nun freie Verfügungsgewalt über ihre Güter. Allerdings fiel auch die "schützende" Hand der Straubinger Pröpste weg.
In Münster kam es dadurch bei fast jedem Anwesen zu großen Besitzverschiebungen. Die größeren Höfe wurden zerschlagen und es entstanden viele kleinere Häusleranwesen mit wenig Grundbesitz. Von 1808 auf 1900 verdoppelte sich fast die Anzahl der Wohngebäude auf 92 Häuser.
Diese kleinen Anwesen warfen meist zu wenig ab, um die durch die Käufe entstandenen Schuldenlast zu tragen. Da die Landwirte keinen Zugang zu den Banken hatten, waren sie auf private Geldverleiher angewiesen. Sie konnten die meist hohen geforderten Zinsen nicht mehr tragen und verloren ihre wirtschaftliche Existenz. So wurden zwischen 1808 und und 1900 alleine 19 Anwesen zwangsversteigert, 10 Anwesen wurden von Immobilienhändler aufgekauft, zum Teil wieder zerschlagen und weiterverkauft. Das entsprach etwa 1/3 aller Anwesen.
Mit der Gründung der Darlehenskasse (späteren Raiffeisenbank) am 27.12.1901 war es den Landwirten möglich Saatgut und Dünger günstig einzukaufen und mit der späteren Ernte zu bezahlen. Damit waren die Bauern auch nicht mehr von den Geldverleihern abhängig und brachte eine große finanzielle Entlastung.
Durch den Ausbau des Gutshofes, des Grünlandvereins und der Saatzucht durch August von Schmieder im benachbarten Steinach wurden Anfang des 20. Jahrhunderts zudem viele neue Arbeitskräfte gebraucht, durch die das Einkommen aufgebessert werden konnte.
Im Jahre 1808 wurde der Steuerdistrikt Münster geschaffen, zu dem auch vorerst Steinach gehörte.
Im Jahr 1821 wurden die Gemeinde Münster endgütlig gebildet. Steinach wurde zur eigenen Gemeinde.
Die Gemeinde Münster umfasste neben Münster die Orte Helmberg, Höpflhof und Wiedenhof. Berghof kam nach Münster, während Sackhof der Gemeinde Agendorf zugeteilt wurde.
Im Rahmen der Gebietsreform wurde Münster am 1. Mai 1978 ein Teil der vergrößerten Gemeinde Steinach.
Bis 1966 war Münster ein eigener Schulsprengel. Am 07.09.1966 wurde von der Gemeinde Münster die Untersschrift zur Verbandschule mit Steinach erteilt.
1969 wurde mit Einführung der 9. Klasse der Schulverband wieder aufgelöst und man schloss sich dem Schulverband Parkstetten an.
Die Klassen 1 bis 4 wurden in Steinach, die Klassen 5 bis 9 in Parkstetten unterrichtet.
2018 hatte das Dorf Münster 263 Wohngebäude.
aufgenommen 1936
aufgenommen 1972
aufgenommen 2009
aufgenommen 2019
Bilder: Archiv für Heimatgeschichte
aktualisiert: 05.12.2024
Dorf Agendorf
Bei Agendorf handelt es sich um ein uraltes Siedlungsgebiet. Das Dorf selbst hatte bis ins 19. Jahrhundert nur neun Höfe.
1029 Der Sohn des bayerischen Herzogs Heinrich II - Bruno Bischof von Augsburg - vermacht das Gut Straubing (zu dem auch die Stadt Straubing u.a. mit Steinach, Agendorf, Kindlasberg, Bruckmühle, Pellham, Rotham, Hoerabach, Berghof, Sackhof, gehörten) dem Domkapitel Augsburg.
1535 verkaufte das Domkapitel die Rechte an der Stadt Straubing und div. Güter, u.a. auch von dem Dorf Agendorf, an Herzog Ludwig X. von Bayern.
Seitdem wurde der Grundbesitz vom Kastenamt Straubing verwaltet und als als "propsteiische Güter" bezeichnet
Agendorf im 30jährigen Krieg
Im November 1633 überfielen die Schweden das nahegelegene Kloster Oberalteich. Die umherziehenden Soldaten plünderten und verwüsteten die nächsten fünf Monate alle umliegenden Ortschaften. Davon wurde auch Agendorf schwer getroffen.Im Januar 1641 zogen sie nochmals durch die Gegend und zwischen Juli und September 1647 kamen sie schließlich ein drittes Mal und vernichteten hier die komplette Ernte, bzw. verhinderten, dass diese eingebracht werden konnte. Der dritte Überfall war so folgenschwer, dass im darauffolgenden Jahr - 1648 - von keinem Hof eine Abgabe entrichtet werden konnte.
Von den neun Familien im Ort überlebte nur die Familie Foidl bzw. war nach dem Krieg noch auf ihrem bisherigen Hof ansässig.
Das Dorf hatte keine eigene Kirche und Schule, sondern gehörte zur Pfarrei und dem Schulsprengel Steinach.
1808 wurde durch das organische Edikt Agendorf zur Gemeinde, zu der auch Wolferszell, Hoerabach, Muckenwinkling und Trudendorf gehörten.
Am 1.7.1974 wurde die Gemeinde Agendorf aufgelöst und zusammen mit Wolferszell und Hoerabach in die Gemeinde Steinach eingegliedert.
Muckenwinkling und Trudendorf kamen zur Gemeinde Oberalteich.
Luftaufnahme aus dem Jahr 2018
Bilder: Claudia Heigl
Übersicht der Agendorfer Höfe
alte |
Besitzer 1838 | Hofname 1838 | Neue Strasse und Haus Nr. | frühester bekannter Besitzer |
|
34 | Bachl Jakob | Der halbe Bergbauernhof | Mitterfelser Str. | 2 | 1578 |
35 | Gierl Xaver | Hagenauer- oder Faltlhofes | Kinsachweg | 1 | 1578 |
36 | Gmeinwieser Michael | Nebenhaus und Ausbruch a.d. Hagenauergütl Nr. 35 |
Mitterfelser Str. | 14 | 1833 |
36 1/2 | Mitterfelser Str. | 16 | |||
37 | Dietl Joseph | Der 1/4 Foidlhof | Kinsachweg | 4 | 1578 |
38 | Zeindlmayer Michael | Der Hienhof | Mitterfelser Str. | 3 | 1578 |
39 | Brunner Georg | Das 1/4 Kappengut | Mitterfelser Str. | 5 | 1578 |
40 | Spanner Georg | Nebenhaus von 41 | Mitterfelser Str. | 20 | 1578 |
41 | Spanner Georg | Der halbe Geigerhof | Mitterfelser Str. | 20 | |
42 | Mayer Sebastian | Das 1/8 Trinkgütl | Mitterfelser Str. | 12 | 1578 |
43 | Eyrer Johann | Das 1/4 Schustergütl | Mitterfelser Str. | 18 | 1578 |
44 | Das Hirtenhaus | 1639 | |||
45 | Wurm Johann | Der 1/4 Wirtshof | Mitterfelser Str. | 6 | 1550 |
46 | Wurm Johann | Nebenhaus des Wirtshauses (Stautner) |
Mitterfelser Str. | 6 | |
46 neu | Mitterfelser Str. | 10 | 1880 | ||
46 1/3 | Fischl Georg | Ausbruch aus d. Bruckmühle | Kinsachweg | 7 | 1829 |
46 1/2 | Hierl Johann | Ausbrüche aus dem Wirtshaus, (Schmied) |
Mitterfelser Str. | 8 | 1829 |
48 neu | Mitterfelser Str. | 22 | |||
80 | Mitterfelser Str. | 1 | 1892 | ||
86 | Kinsachweg | 5 | 1950 | ||
96 | Mitterfelser Str. | 11 | 1959 | ||
100 | Mitterfelser Str. | 13 | 1970 |
Die Besitzer der Höfe sind bis ins 16. Jahrhundert zurück lückenlos bekannt und können im Heimatarchiv eingesehen werden.
Text und Bilder: Claudia Heigl
Gschwendt
von Cornelia Landstorfer
Der Name des Ortes leitet sich vermutlich vom Roden ab. „Schwenden“ ist eine langsame Form der Rodung, bei der die Rinde der Bäume eingekerbt wird; dadurch sterben die Bäume ab und trocknen aus.
Luftaufnahme von Gschwendt 1956
Gschwendt war, wie auch Wolferszell, ein Ministerialensitz der Grafen von Bogen.
1119/20 wird Englmar de Geswente in der Zeugenreihe einer Traditionsnotiz des Klosters Oberalteich genannt.
1125 ist Pabo de Geswenta im Gefolge des Grafen Berthold II. von Bogen als Inhaber gesichert.
Nach einer Überlieferungslücke von mehr als 250 Jahren ist der Ort 1381 in einer Kaufurkunde erneut dokumentiert.
Anna die Poxauerin, Wittwe des Hans Poxauer von Feldkirchen und deren Sohn Kaspar verkaufen einen Hof in Niedersteinach und einen Hof in Gschwendt an das Stift Unsere Liebe Frau zur Alten Kapelle in Regensburg. Die Urkunde beschreibt neben dem Verkauf des Besitzes in Niedersteinach, damals Innersteinach genannt, die Veräußerung des heutigen Landstorfer-Hofes. Erwähnt wird in dem Dokument auch die „Taverne“ und ein weiterer Hof in Gschwendt, der Anna Poxauers Vetter Friedrich dem Sattelboger gehörte.
Bei den Sattelbogern handelt es sich um ein mittelalterliches Adelsgeschlecht, das vor allem im Hochmittelalter als Ministerialen der Grafen von Bogen und auch der bayerischen Herzöge Bedeutung erlangte.
1435 erwarb das Heilig-Geist-Spital in Straubing das freieigene Dorf Gschwendt mit Hofmark, Gericht, Gütern und Gülten von Christoph Schönsteiner zum Schönstein und seiner Frau Balburg.
Die Kaufurkunde nennt sieben Höfe (darunter auch der Pielhof), Fischwasser und einige Wälder, nämlich das Oberholz, die Mossleiten und vier Hölzer Am Aigen, in Gschwendt.
Neben dem Bürgerspital finden sich die Kirchen von Steinach und Parkstetten, sowie das Karmelitenkloster Straubing als Grundherren in Gschwendt. Als Hofmarksherren stand dem Spital jedoch auch bei diesen Gütern das Besiegelungsrecht zu. Der Spitalwald in Gschwendt ist heute noch im Besitz des Bürgerspitals Straubing.
Wohlstand durch den Fuhrhandel
Die direkte Lage an der seit langer Zeit bestehenden vielbefahrenen Landstraße war für Gschwendt von großer Bedeutung.
Die Tatsache, dass es in dem Ort auch mehrere Fuhrgewerbe gab, lässt vermuten, dass neben dem bekannten Salz- und Hopfenhandel noch andere Waren gehandelt und transportiert wurden.
Das Wirtshaus war eine bedeutende Raststätte für die durchfahrenden Händler.
Im 16. Jahrhundert bezeichnete Philipp Apian Gschwendt als Dorf und Hofmark. Damals gab es im Ort noch keine Kirche.
Im Jahr 1675 wird mit der Hinterlassenschaft des wohlhabenden Christoph Wagner die Christophorus-Kirche in Gschwendt erbaut.
Als Salz- und Hopfenhändler konnte Wagner durch seine Geschäftsreisen nach Böhmen ein sehr großes Vermögen anhäufen.
1838 sind in Gschwendt 22 Häuser erwähnt, einschließlich der Einöden „Pühel“ (Pielhof) und Weingraben.
Gschwendt war von 1821 bis 1946 eine eigene Gemeinde, kirchlich sind die Einwohner allerdings schon immer der Pfarrei Steinach eingegliedert. Zum Stichtag 01.01.1946 teilte die amerikanische Militärregierung Gschwendt der Gemeinde Ascha zu. Einen Wechsel gab es immer wieder wegen der Schule, teilweise mussten die Kinder die Schule in Steinach besuchen, meist wurden sie jedoch in Ascha eingeschult.
Die Höfe in Gschwendt
Hs. Nr. 1838 |
Besitzer 1838 | Hofname | Hofname 1838 | Strasse und Hs.Nr. | |
1 | Leibl Leonhard | beim Leibl | 1/4 Stubenhofer Sölden oder Traglgütlsrest |
Hauptstraße | 1 |
2 | Kieninger Joseph | beim Schmied | 1/16 Schmiedanwesen mit realer Schmidgerechtigkeit |
Hauptstraße | 5 |
3 | Leibel Jakob | beim Dorfleibl | 1/2 Leibelhof | Kinsachstraße | 3 |
4 | Freindorfer Matthias | beim Schneider | 1/4 Zollnergutsrecht | Kinsachstraße | 1 |
5 | Foierl Georg | beim Foierl | 1/4 Hafnergütl | Kinsachstraße | 5 |
6 | Lang Jakob | beim Wagner | 1/16 Kelnergütl | Kinsachstraße | 4 |
7 | Stubenhofer Joseph | beim Bauer | der ganze Stubenhoferhof oder Hällingmayrhof |
Hauptstraße | 13 |
8 | Lehner Georg | beim Barthel | 1/16 Barthelgütl | Hauptstraße | 15 u. 17 |
9 | Brandstetter Lorenz | beim Wirth | 1/4 Wirtshof | Hauptstraße | 7 |
9 | Brandstetter Lorenz | 1/2 Durmairhof | Hauptstraße | 7 | |
10 | Schuheder Michael | Badhaus / Kramer | 1/32 Wolfenhäusl | Kinsachstraße | 7 |
11 | Fuchs Sebastian | beim Schuster | das ehemalige Gerichtsdienerhaus |
Kinsachstraße | 6 |
12 | Hallmayer Franz | Mühle | 1/4 Ritznermühlgut | Kinsachstraße | 9 |
12 | Hallmayer Franz | 1/8 Barthel oder Stubenhofersölde |
Kinsachstraße | 9 | |
13 | Hallmayer Franz | Müller | die Schmellmer oder Zeindelmaier Sölde |
Kinsachstraße | 8 |
14 | Holmer Matthias | beim Zimmermann | 1/16 Schustergütl | Ortsfeldweg | 2 |
15 | Hallmayer Martin | Schneiderhofstatt | 1/6 Schneidergütl | Kinsachstraße | 10 |
16 | Hirte | Hirthaus mit Gemeindegründe | aufgelöst | ||
17 | Zeindlmayr Martin | beim Götzenbauer | der Rest des ganzen Götzbauernhofes, auch Thurnhof |
Kinsachstraße | 18 |
18 | Leibel Georg | beim Thurnleibl | der ganze Thurn oder Rauschenhoferhof |
Kinsachstraße | 20 |
19 | beim Eirer | 1/8 Schützenhöfl | Im Moos | 1 | |
20 | Filialkirche St. Christopher | Hauptstraße | 10 | ||
21 | Weichselgartner Georg | aufm Pühelhof | Der 1/2 Pühelhof | Pielhof | 1 |
22 | Duschl Peter | beim Duschl | Ausbrüche aus dem Götzbauerngut Nr. 17 |
Weingraben | 3 |
Die Besitzer der Höfe sind bis ins 17. Jahrhundert zurück lückenlos bekannt und können im Heimatarchiv eingesehen werden.
Bilder: Archiv für Heimatgeschichte
Das Schmiedgütl in Wolferszell
von Claudia Heigl
Dieses Anwesen war seit Urzeiten eine Schmiede, die den bayerischen Kurfürsten als Grundherrn hatte1. Die Lage direkt an der Handelsstraße zwischen Straubing und Cham war hierfür prädestiniert. Die vorbeikommenden Gespanne, die repariert werden mussten und deren Pferde immer wieder die Hufeisen verloren, waren eine gute Kundschaft.
Wolferszell ca. 1927
Bild: Max Hiegeist, Hoerabach
15122 wird erstmals ein Hans Schmidt in den Büchern des Kastenamts Straubing aufgeführt. Er zahlt von einer Hofstatt und von einer Sölden je 12 Pfennig Pfenniggilt. Hier dürfte es sich um die Schmiede gehandelt haben. Wahrscheinlich war das Gewerbe jedoch schon im 15. Jahrhundert, wenn nicht noch früher in Wolferszell vorhanden.
Die Schmiede erhält ab 1808 die Hs.Nr. 6
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
(Quelle: Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas)
Im Salbuch von 1579 wird die Werkstatt genauer aufgeführt3: „Anndre Schmid gibt von der Hofstatt, darauf die Schmid steht und Kohlhütten, so dem Fürsten und Herren aigenthumblich zugehörig, darum er keinen Brief hat, jährlich auf den fürstl. Kasten Straubing 2 Regensburger Pfennige.“
Dann folgen Valtin Widenpachs Hausfrau, Witwe, Hans Schütz und Michael Grieneisen.
Grüneisl ein alter Schmiedname
In den alten Kirchenbüchern finden wir die Schreibweise „Grieneisen“ oder auch „Krieneisen“ als frühere Schreibweise des Namens Grüneisl. Krinnen bedeutet so viel wie kerben, einschneiden4.
Söhne des Michael Grieneisen wurden Schmiede in Steinach und Münster bzw. Kößnach. Der Hafner Georg Grieneisen von Steinach war ein Enkel des Michael. Von ihm stammen alle Grüneisl-Hafner ab. (siehe auch Grüneislhof)
Nachfolger des Michael Grieneisen wird ein Sebastian Schmidbauer. Evtl. hat er die Witwe oder eine Tochter des Vorgängers geheiratet. 1646 kauft er gestohlene Ware und muss dafür Strafe zahlen: „Sebastian Schmidtpaur Schmidt zu Wolferszell, hat vom Amtmann Georg Riedlinger Ampos und etliche Zangen erkauft, die der Amtmann von dem Schmid von Gossersdorf bei dessen Abwesenheit aus der Werkstatt entwendet hatte. Der Schmid war dies dem Amtmann angeblich noch schuldig. Sebastian wurde deshalb abgestraft5.
Seine Ehefrau Maria stirbt am 24.09.1664 im Alter von 64 Jahren und der 63jährige heiratet vier Monate später Magdalena Zänger, Witwe des Wolfgang Zänger (Zängl), Hufschmied zu Falkenstein. Der Hausname Grüneisen hat sich wohl gehalten, dann beim Sterbeeintrag am 27.02.1670 von Sebastian wird er als „Grüneüsen Sebastian, Hufschmied von Wolferszell“ bezeichnet. In Klammern steht Schmidbauer daneben.
Sohn Michael Schmidbauer, der seit 08.05.1656 mit einer Maria Grünbreiß (Grüneisl?) Tochter des Georg Grünbreiß von Steinach verheiratet ist, wird 1665 als Schmied in Haunkenzell genannt6.
Dort kommt auch Sohn Wolfgang Schmidbauer (*20.02.1665) zur Welt, der ab 1691 in Au bei Ascha lebt7.
Am 17.10.16708 wird ein Vertrag auf Absterben d. Sebastian Schmidbauer, Schmid zu Wolferszell zwischen der Witwe Magdalena, vertr. d. Dominik Riegers von Kelhamb, und den Kindern von seiner ersten Ehefrau (die Ehe mit Magdalena war kinderlos) Michael Schmidpauer, Bestandsschmid zu Haunkenzell, Katharina, Ehefr. d. Sebastian Artmayer zu Steinach u. Barbara, Ehefrau des Kaspar Perger zu Steinach geschlossen. Michael übernimmt die Schmidtstatt, die weder Äcker noch Wiesen, sondern große Baufälligkeit hat, samt allen Haus und Schmiedfahrniss.
Michael stirbt jedoch um 1673, denn die Witwe „Balburga weil. Michael Schmidtpaurens gewester Schmied zu Wolferszell sel. nachgelassene Witwe verkauft am 10.10.1674 dem erbaren Georg Zwickenpflug Schmid zu Gschwendt und Johanna seinem Eheweib die von ihrem Eheman sel eine zeitlang ingehabte Schmidtstatt zu Wolferszell vermög Saalbuch de anno 1579 fol. 149 zu hiesigem Kastenambt Urbar und dem vorhandenen Schmidhandwerkszeug um 100 Gulden und ½ Schaf Korn Straubinger Maas“9
1700 geht die Schmiede an Sohn Sebastian Zwickenpflug3. Als erste Ehefrau holt er sich Maria Geiger von Agendorf Nr. 41, die ihm sechs Kinder schenkt:
- Anna Maria *1706
- Johann Georg *1709 +
- Johann Georg *1710, Hofnachfolger
- Christoph *1711 +
- Georg *1713, Schmied in Gschwendt
- Markus *1716
Als Maria 1719 im Kindsbett stirbt, heiratet er wieder eine Maria Geiger, diesmal vom Sackhof.
In der Ehe kommt nochmals ein Sohn zur Welt, Johann Michael (*1729), der 1755 in Aiterhofen die Bauerstochter Katharina Wacker von Wolferszell heiratet und sich als Schmied in Geltolfing niederlässt.
Die Mutter Maria Zwickenpflug zieht mit ihrem Sohn mit und stirbt auch in Geltolfing.
Nach dem Tod des Vaters, folgt 1748 Sohn Johann Georg aus erster Ehe als Erbe nach, der mit der Müllerstocher Anna Maria Schreyer von Landorf verheiratet ist.
Das Ehepaar hat fünf Kinder:
- Maria *1742
- Maria Walburga *1746
- Joseph *1749, Hoferbe
- Maria Katharina *1752
- Jakob *1754
Joseph Zwickenpflug übernimmt 1778 die Schmidwerkstatt und heiratet Anna Maria Grüneisl, die einzige Tochter des Hafners Johann Mathias Grüneisl von Wolferszell Nr. 5. Durch diese Heirat kommt der Grüneisl-Hof ebenfalls in den Besitz der Zwickenpflug’s.
Sechs Kinder kommen in der Ehe zur Welt:
- Katharina *1779
- Mathias *1783 Hoferbe
- Joseph *1785
- Anna Maria *1786
- Walburga *1788 heiratet 1816 Joseph Michael Flurl von Straubing, einen Neffen des berühmten Geologen Mathias von Flurl.
Am 28.12.1809 übernimmt Mathias Zwickenpflug die Schmiede und den ehemaligen Grüneisl-Hof vom Vater zum Anschlag von 2.200 Gulden. Mathias Zwickenpflug ist mit der Bauerstochter Katharina Bachl von Pellham verheiratet.
Katharina bringt dreizehn Kinder zur Welt, von denen sieben im Kindsalter sterben:
- Joseph *10.02.1812, Hoferbe
- Anna * 19.12.1812 heiratet 1834 Jakob Weber, Bauer in Wolferszell Nr. 21
- Katharina *13.05.1815
- Mathias *29.08.1816
- Theresia *06.09.1820 heiratet 1842 Josef Wolf, Bauer auf dem Pürstenberg
- Anna Maria *16.10.1821 heiratet 1844 Martin Knott, Bauer in Steinach Nr. 32
1847 folgt Sohn Joseph Zwickenpflug, der in erster Ehe die Bauerstochter Therese Eidenschink von Rattenberg heiratet.
Kurz nach der Geburt des vierten Kindes stirbt die junge Mutter 1853 im Alter von 30 Jahren.
Fünf Monate später holt der Witwer die Söldnerstochter Anna Fischer von Wolferszell als neue Mutter für seine Kinder ins Haus.
Am 23.01.1861 verkaufen Joseph und Anna Zwickenpflug die Schmiede an Simon Herrnberger von Lanzlberg und dieser heiratet zwei Wochen später am Elisabeth Golderer, eine Söldnerstochter von Thal bei Traitsching.
- Sohn Josef (*07.12.1865) ist ebenfalls Schmied und heiratet am 06.05.1887 Katharina Schmid (*19.09.1866), Tochter des Steinacher Lehrers Ferdinand Schmid und dessen Ehefrau Katharina geb. Spitz. Der 62jährige Vater Simon übergibt ihm jedoch nicht die Schmiede, so dass sich dieser zunächst als Schmied in Steinach, dann in Wolferszell und schließlich in Niederharthausen niederlässt.
- Sohn Karl (*1869) auch ein Schmied, heiratet am 06.05.1895 die Müllerswitwe Franziska Hartberger von der Aichmühl und wird Müller auf der Aichmühl und später Krämer und Gütler in Steinach (späteres Herrnberger-Wirtshaus).
34 Jahre war Simon Herrnberger Schmied in Wolferszell, dann übergibt er am 14.01.1895 die Schmiede an seine Tochter Therese, die sich mit Joseph Ertl von Geisenstetten vermählt. Ertl Joseph ist noch sechs Jahre als Schmied tätig. Am 01.08.1901 wird das Anwesen jedoch versteigert.
Simon Herrnberger erlebt dies nicht mehr. Am 25.02.1899 stirbt er mit 74 Jahren an der Wassersucht. Seine Witwe Elisabeth Herrnberger zieht nach Steinach und stirbt dort im Alter von 80 Jahren.
Zunächst ersteigert ein Josef Hartberger das Anwesen, der es jedoch am 01.04.1902 an den 58jährigen Gossersdorfer Schmied Johann Meier und dessen Ehefrau Margaretha, geb. Steger weiterverkauft.
aufgenommen 2017
(Bild: Claudia Heigl)
Die Schmiede übernimmt ihr Sohn gleichen Namens. Dieser Johann Meier jun. ist mit einer Therese Haslbeck verheiratet. Das kinderlose Ehepaar nimmt Josef Popp vom Nachbarhaus „an Kindes statt“ an, der auch das Schmiedanwesen erbt. Wahrscheinlich bestand zwischen Josef Popp’s Großmutter (ebenfalls eine geborene Haslbeck) und Therese ein Verwandtschaftsverhältnis.
Da nun drei Familien Popp nebeneinander wohnen, entsteht der Hausname „Schmied-Popp“.
aufgenommen 1956
(Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach)
1 Wolferszell war im Herrschaftsgebiet der Grafen von Bogen. Als der letzte Graf Adalbert IV. 1242 im Kreuzzug fiel, ging die Grafschaft Bogen an seinen Halbbruder Otto II. von Bayern über und verblieb von da an in der Hand der Wittelsbacher.
2 BayHStA München, Kurbayern Hofkammer Ämterrechnungen RMA Straubing 660 fol. 33, Pfenniggilt des Straubinger Kastenamts 1512
3 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B38, Sal- und Urbarsbuch des Rentkastenamts Straubing, Band II 1579-1807, fol 149
4 Schmeller, Bayerisches Wörterbuch Band 1, 2008, S. 1372
5 StA Landshut, Amtsrechnungen der Hofmark Gossersdorf, R2027 = 1646
6 26.02.1665 wird Sohn Wolfgang in Haunkenzell geboren. Pfarrmatrikel Ascha, Bd.2, S.16, FN 1
7 Am 21.04.1691 heiratet er in Steinach Agnes Widmann von Aufhausen.
8 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P61 II, fol.112 Vertrag vom 07.10.1670
9 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P62 II, fol.184 Kaufbrief pr. 100 fl vom 10.10.1674
Weitere Quellen:
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Pfarrei Steinach
StA Landshut, Rentamt Straubing B138, Häuser- und Rustikalsteuerkataster Wolferszell 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B139, Umschreibebuch zum Häuser- und rustikalsteuerkataster Wolferszell 1814-1843
StA Landshut, Grundsteuerkataster Agendorf 17/2-7, 17/2-10, 17/2-14
Stand: 12.03.2023
Das Baronkreuz
von Claudia Heigl
Fährt man von Steinach Richtung Bärnzell, so fällt an der Abzweigung zum Sackhof ein ca. 6 m hohes Wegkreuz ins Auge - das Baronkreuz.
aufgenommen 2018
(Bild: Claudia Heigl)
Das Kreuz steht auf einem 1,30 m hohen Granitsockel mit abgeschrägter Deckplatte. Der vergoldete Korpus des Heilands ist an einer etwa 5 Meter hohen Metallschiene angebracht. Das Monument ist von vier Ecksäulen umrahmt, die mit Ketten verbunden sind.
Auf dem Granitsockel des Flurdenkmals ist zu lesen:
„Errichtet von Rudolph Freiherrn v. Berchem-Königsfeld, koenigl. Bayer. Kämmerer und Gutsbesitzer auf Schloß Steinach“.
Darunter die Jahreszahl 1892, in der das Denkmal errichtet wurde.
Rudolf Freiherr von Berchem-Königsfeld erbte im Mai 1885, nach dem Tod seiner Mutter, das Schlossgut Steinach. Er war zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr gesund und litt an Encephalomalacia (Gehirnerweichung). In Folge der Krankheit erblindete er 1890. Der sehr gläubige Gutsbesitzer suchte vergeblich Hilfe bei den Ärzten und wallfahrte zu "Unserer Lieben Frau" nach Lourdes. 1892 ließ er als Zeichen seiner Frömmigkeit das Baron-Kreuz errichten.
Fünf Jahre später starb der Steinacher Gutsbesitzer Rudolph von Berchem-Königsfeld am 13.06.1897 an seinem 55. Geburtstag.
Bis in die 1980er Jahren war an Christi Himmelfahrt das Baronkreuz eine Station bei dem alljährlichen Flurumgang der Pfarrei Steinach.
Eine Aufnahme des Baronkreuzes etwa aus dem Jahr 1926.
Das Kreuz war flankiert von vier Pappeln und Totenbretter. Die Ketten waren damals noch nicht vorhanden.
Das Kreuz und die Eckpfeiler wurden beim Ausbau der Bärnzeller Straße etwas versetzt.
(Bild: Nachlaß Ludwig Niggl, Archiv für Heimatgeschichte Steinach)
Die vier Totenbretter für:
- Johann Bogenberger, Bauer v. Steinach (1857-1921)
- Anna Neidl, Bauerswitwe v. Bärnzell (1839-1920)
- Xaver Hilmer, Bauer v. Bärnzell (1855-1917)
- Maria Hilmer, Bauerswitwe v. Bärnzell (1862-1925)
Vielleicht stand an der gleichen Stelle ja bereits schon früher ein Kreuz, das als Wegmarke für die Abzweigung zum Sackhof diente, ähnlich wie auf das „Hohe Kreuz“ bei der heutigen Hohen-Kreuz-Kapelle südlich von Steinach.
Die Wegekreuze funktionierten als Wegweiser bei Weggabelungen von alten Handelsstraßen.
Sehr oft waren solche alten Fernhandelsstraßen von Kapellen oder Wegekreuzen mit beidseitigen hohen Bäumen begleitet, besonders an gefährlichen Abschnitten oder Wegegabelungen. So ein „Ensemble“ hatte eine wichtige Funktion als Orientierungspunkt für die Händler und Fuhrleute.
Genau an der Stelle des "Baronkreuzes" war so eine Weggabelung. Der rechte Weg führte über Bärnzell-Oberniedersteinach nach Norden Richtung Cham.
Die linke Abzweigung ging am Sackhof vorbei Richtung dem abgegangenen Dexenhof und schloss sich bei dem ehem. Bundeswehrdepot an die Hauptstrecke nach Roding/Cham an, die bei Sossau die Donau überquerte und über Münster nach Falkenfels führte.
Der Weg zum Sackhof.
Im Hintergrund ist noch der alte Straßenverlauf mit der Abzweigung des Weges zu erkennen.
(Bild: Nachlaß Ludwig Niggl, Archiv für Heimatgeschichte Steinach)
erstellt: 20.10.2022
überarbeitet: 10.12.2022
Dorf Wolferszell
Die Grafen von Bogen als Grundherren
Im Gegensatz zu Steinach und Agendorf war Wolferszell nie im Besitz des Domkapitel Augsburg, sondern gehörte zum Besitz der Grafen von Bogen. Wolferszell dürfte Sitz eines Ministerialen gewesen sein.
Auf dem Kapflberg werden noch unterirdische Mauerzüge vermutet, die die vorsichtige Vermutung zulassen, dass es sich hier früher um eine Wehrburg gehandelt haben könnte. Im Schatten dieser Burg, die zur Überwachung der vorbeiführenden Handelsstraße gedient haben könnte, hätten sich Bauern gefahrlos niederlassen können.
Bereits um 1094 wird ein "Gerhoch des Wolfoltescella" als Zeuge in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Oberalteich urkundlich erwähnt1. Der Ort selbst dürfte jedoch wesentlich älter sein.
Das Dorf Wolferszell hatte seit dem 16. Jahrhundert nachweislich 17 Anwesen.
Im 17. Jahrhundert finden wir bei zehn Höfen in Wolferszell den bayerischen Kurfürsten als Grundherrn, die vom Kastenamt Straubing verwaltet wurden.
Drei Höfe gehörten zum Kloster Oberalteich, und jeweils ein Gut gehörte grundherrschaftlich zur Pfarrei Steinach, zum Benefizium Steinach, zum Zellerschen Benefizium in Straubing und zum Bürgerspital Straubing. Die zehn Bauern der kurfürstlichen Höfe wurden auch Urbarsbauern genannt, da die Höfe in sog. Herzogsurbare aufgeführt waren.
Wolferszell als Hafnerzentrum
Neben dem Wirtshaus und der Mühle waren die Hafner das bedeutendste Gewerbe in Wolferszell.
Auf drei Anwesen war das Recht geschrieben „auf dem Wolfsberg nach Degel zu graben“. Hierauf waren seit Urzeiten Hafner ansässig. Für diesen „Degel“ (=Tegel) mussten sie 1579 jährlich jeweils 24 Pfennige Steuer an das Kastenamt Straubing abführen
- Nr. 8 das Schneidergütl (Kreuzstr. 1)
- Nr. 10 das Mayerhofergütl (Chamer Str. 9)
- Nr. 16 das Müllergut (Mühlenweg 15)
Zwischen 1687 und 1788 war auch die Hafnersfamilie Grüneisl auf dem Grüneislhof Hs.Nr. 5 (Kreuzstr. 9) ansässig, so dass in dieser Zeit sogar vier Hafner in Wolferszell tätig waren.
Der 30jährige Krieg 1618 - 1648
Im November 1633 überfielen die Schweden das nahegelegene Kloster Oberalteich. Die umherziehenden Soldaten plünderten und terrorisierten die nächsten fünf Monate alle umliegenden Ortschaften. Davon wurde auch Wolferszell schwer getroffen.Im Januar 1641 zogen sie nochmals durch die Gegend und zwischen Juli und September 1647 kamen sie schließlich ein drittes Mal und vernichteten hier die komplette Ernte, bzw. verhinderten, dass diese eingebracht werden konnte. Der dritte Überfall war so folgenschwer, dass im darauffolgenden Jahr - 1648 - von keinem Hof eine Abgabe entrichtet werden konnte.
Von den insgesamt 17 Hofstellen in Wolferszell sind nur bei fünf die Besitzerfamilien vor und nach diesen Überfällen gleich geblieben.
- Hs.Nr. 5 Grüneislhof: Paul und Agathe Fischer bzw. deren Sohn Georg Fischer
- Hs.Nr. 7 Webergütl: Grüneisl Kaspar
- Hs.Nr. 10 Mayerhofergütl: der Hafner Bartholomäus Ziflinger
- Hs.Nr. 15 Löfflergut und Nr. 17 Mühle: Bielmeier Vitus, Müller und dessen Ehefrau Eva bzw. deren späterer Stiefsohn Stubenhofer Georg d. Ältere und dessen Ehefrau Rosina.
Wolferszell kommt zur Gemeinde Agendorf
Etwa um 1803 wurden erstmals Hausnummern eingeführt. In Wolferszell hatte das Wirtsanwesen als erste Hausnummer die Nummer 3. Die Hausnummer 1 und 2 wurde nicht vergeben. Bereits 1838 waren von zwei Urbars-Höfen die „Nebengütl“ von den Hofbesitzern verkauft worden, so dass hierfür eigene Hausnummern gebildet wurden.
Durch das organische Edikt vom Jahre 1808 wurde Wolferszell der neu gegründeten Gemeinde Agendorf zugewiesen.
Am 1. 7. 1974 wurde die Gemeinde Agendorf aufgelöst und Wolferszell wurde mit Kapflberg in die Gemeinde Steinach eingegliedert. Zur Pfarrei Steinach gehörte der Ort schon seit Urzeiten. Da Wolferszell auch keine eigene Schule hatte, mussten die Kinder in die Steinacher Schule gehen.
Wolferszell um 1930
Übersicht der Wolferszeller Höfe
alte Hs.Nr. | Besitzer 1838 | Hofname 1838 |
Neue Strasse und |
früheste bekannte Besitzer | |
3 | Schreiber Joseph | Bachlhof 1/2 (Wirtshaus) | Chamer Str. | 1 | 1578 |
4 | Schreiber Joseph | 1/8 Zubausölde z. Wirtshaus - Zens |
Chamer Str. | 6 | 1446 |
5 neu | neue Hausnummer | Chamer Str. | 3 | 1933 | |
5 | Zwickenpflug Mathias | Grüneislhof 1/8 | Kreuzstr. | 9 | 1579 |
6 | Zwickenpflug Mathias | Die Schmiede | Chamer Str. | 5 | 1579 |
7 | Weichselgartner Joseph | Kreuzstr. | 3 | 1579 | |
8 | Schuhbauer Anton | Schneidergütl 1/16 | Kreuzstr. | 1 | 1579 |
9 | Lohringer Jakob | Windmayergütl 1/8 | Kreuzstr. | 9 | 1663 |
10 | Mayerhofer Joseph | Mayerhofergütl | Chamer Str. | 9 | 1579 |
10 1/2 | Mayerhofergütl | Chamer Str. | 7 | 1909 | |
11 | Drechsler Johann | Webergütl 1/16 | Chamer Str. | 8 | 1579 |
12 | Schlecht Johann | Gmeinwieserhof 1/2 | Mühlenweg | 3 | 1579 |
12 1/2 | Chamer Str. | 10 | 1873 | ||
13 | Girster Sebastian | Das Schmidbauerngut - Bauer | Mühlenweg | 5 | 1579 |
14 | Schmid Christoph | Schmidbauer - Nebengütl | 1830 | ||
15 | Knott Gangulf | Das 1/2 Löfflergut - Zimmerer | Mühlenweg | 9 | 1579 |
16 | Dorfner Joseph | Das Müllergut | Mühlenweg | 15 | 1579 |
17 | Lang Anna Maria | Die Mühle - Dorfner | Mühlenweg | 7 | 1376 |
18 | Nebenhaus zur Mühle | Mühlenweg | 7 | 1579 | |
19 | Zollner Mathias | Der Jägerhof | Mühlenweg | 6 | 1579 |
20 | Wiesmüller Joseph | Zubaugütl zu 19 | Mühlenweg | 4 | 1834 |
21 | Weber Jakob | Der 1/2 Fischerhof - Miedaner | Mühlenweg | 2 | 1579 |
22 | Wiesmüller Joseph | Das Schuhbauerngut | Chamer Str. | 4 | 1579 |
22 1/2 | Foidl-Hof | Chamer Str. | 2 | 1848 | |
23 | Das Hirtenhaus | 1516 | |||
23 1/2 | Auf der Spek | Spitalweg | 2 | 1852 | |
23 1/4 | Das Wolf-Anwesen | Kreuzstr. | 7 | 1866 | |
78 | Das Kinzkofer-Anwesen | Kreuzstr. | 8 | 1880 | |
79 | 1890 | Chamer Str. | 11 | 1890 | |
81 | Spitalweg | 1 | 1927 | ||
82 | Kreuzstr. | 6 | 1935 | ||
83 | Spitalweg | 4 | 1936 | ||
84 | Chamer Str. | 13 | 1936 | ||
85 | 1954 | Kreuzstr. | 4 | 1954 | |
88 | 1950 | Birkenstr. | 3 | 1950 | |
92 | Birkenstr. | 6 | 1956 |
Die Besitzer der Höfe sind bis ins 16. Jahrhundert zurück lückenlos bekannt und können im Heimatarchiv eingesehen werden.
Text: Claudia Heigl
Bilder: Archiv für Heimatgeschichte
1 Mohr Cornelia, die Traditionen des Klosters Oberalteich, Tr. 1q, S. 26
Berghof
von Claudia Heigl
Bei dem Berghof handelte es sich ursprünglich um einen einzigen Hof mit ca. 100 Tagwerk (≅ 34 ha) Grundbesitz. Seit Urzeiten ist er der Pfarrei Pfaffmünster zugehörig.
Der in der Nähe gelegen „Sackhof“ kann als Schwesternhof bezeichnet werden, da beide Höfe immer die gleichen Grundherren und ähnliche Bedingungen hatten.
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bayerische Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
1029 Der Sohn des bayerischen Herzogs Heinrich II - Bruno Bischof von Augsburg - vermacht das Gut Straubing (zu dem auch die Stadt Straubing u.a. mit Steinach, Agendorf, Kindlasberg, Bruckmühle, Pellham, Rotham, Hoerabach, Berghof, Sackhof, gehörten) dem Domkapitel Augsburg.
13991 Erste Erwähnung des Berghofes in den Urkunden. Aber auch er dürfte, wie der Sackhof, viel älter sein.
Als Fridrich Ramsperger zu Ramspekh und seine Ehefrau, eine geborene Warterin, das Baurecht auf den Hof Margaretha Sackhermairin und ihren Kindern übertrag, wird ein Mair zu Perg als Zeuge genannt. Wie der Sackhof dürfte der Berghof eine Mitgift der Warterin gewesen sein und ebenfalls die gleichen Vorbesitzer wie der Sackhof gehabt haben.
14052 kauft Erasmus von Warter den Hof zu Perg und den Sackhof von seinem Schwager Friderich der Ramsperger zurück.
14363 verkaufen die Warter das Dorf Steinach und dazu auch den Sackhof und den Berghof an Alram Graf von Ortenburg und dessen Ehefrau Agnes, eine geborene Walpurg.
zwischen 1436 - 14494 erwirbt der reiche Handelsmann Hermann Zeller von Straubing den Hof. Als Handelsreisender war ihm vor allem die strategische Lage der Höfe an den Handelsstraßen wichtig. 1449 errichtet er in der Kirche Sankt Jakob in Straubing eine Seitenkapelle mit Altar und stiftet ein Benefizium. Neben weiteren Höfen stiftet er den Sackhof und den Berghof dem Benefizium in Straubing für den Unterhalt.
1802 Der Berghof blieb bis zur Säkularisation im Eigentum des Zellerischen Benefiziums in Straubing, dann wird das Obereigentum des Hofes vom damaligen Bauern Martin Hien abgelöst.
Der Berghofbauer Martin Hien lebte das ausschweifende Leben eines Großbauern. Der Steinacher Schlossbenefiziat Joseph Schlicht berichtet in einer Kurzgeschichte über diesen lebenslustigen Bauern.
18215 Lange kann dies, in dieser damals schwierigen Zeit, nicht gut gehen und so beginnt er das Nebenhaus und diverse Grundstücke von dem über 100 Tagwerk großen Hof zu verkaufen.
1843 umfasst der Hof nur noch 32 Tagwerk Grund und 1901 hatte die ursprüngliche Hofstelle nur noch 3 ha (≅ 10 Tagwerk) Grund mit dabei.
Durch den Verkauf entstanden auf dem Berghof neue Ansiedlungen.
Neues Schloss war ursprünglich auf dem Berghof geplant
1901 Bis auf zwei werden alle Anwesen auf dem Berghof von Dr. Carl von Lang-Puchhof erworben und an seinen Schwiegersohn Dr. August von Schmieder weiterverkauft.
Aufgrund der schönen Lage des Berghofes plante August von Schmieder hier sein neues Schloss zu errichten. Da er jedoch nicht alle Grundstücke erwerben konnte ließ er den Plan fallen und erwarb die zwei Höfe auf dem Singberg und errichtete dort das feudale Schloss.
Blick vom Berghof auf Steinach und den Bogenberg
aufgenommen ca. 1920
Quelle: Heimatarchiv Steinach, Nachlass Ludwig Niggl
Die Bauern auf dem Berghof Hs.Nr. 1 (ab 1821 Hs.Nr. 4), heute Hs.Nr. 11
13996: Chunradt der Mair zu Perg
14067: Andre der Sakhmair kauft das Erbrecht von Erasm Warter zu Steinach
14368: Pergmair
14519: Jörg Pergmair von Perg und seine Söhne Georg und Paul verkaufen dem Sohn bzw. Brudern Hans Pergmair zu Perg das Erbrecht auf dem Hof
145310 K: Peter dem Khrapf von Pellham kauft das Erbrecht auf den Hof von Hans und Anna Pergmair.
146111: Michel Sakhmair
148212: Jörg Sackhmair zu Perg übergibt an seinen Sohn Thomas Sackhmair den Hof
158713: Melchior Pabst (oder Probst)
163714: Nach Ableben der Witwe Agatha Vischer übernimmt Sohn Andre Vischer den Hof
164115: Stephan Schmidtpaur kauft am 22.04.1641 den Erbrechtshof von Andre Vischer
165415: Balthasar Mühlbauer kauft im Februar 1654 den Hof von Stephan Schmidtpauer.
Martin war der einzige Sohn von Hien Johann Georg und Maria, geb. Bachl. Lt. Josef Schlicht, dem Schloßbenefiziaten von Steinach, hingen seine Eltern mit "einer wahrhaft kopflosen Affenliebe" an ihm. Er führt ein verschwenderisches Leben und Schlicht widmetete ihm eine Geschichte mit dem Titel: "Die Hörner der Ochsen mit Knackwürsten behängt"
Am 28.03.1800 übernimmt Martin mit 19 Jahren den Hof von seinen Eltern. Seine erste Ehefrau stammt aus dem großen "Söldner-Hof" von Bärnzell mit ca. 300 Tagwerk Grundbesitz. Am 12.09.1808 kommt der erste Sohn zur Welt, der jedoch nach vier Wochen an "Fraisen" stirbt. Seine Ehefrau ist gesundheitlich angeschlagen und stirbt 6 Monate nach der Geburt. Knapp sieben Wochen nach ihrem Tod, heiratet der junge Witwer erneut. Aus der Ehe gehen zehn Kinder hervor, von denen neun das Erwachsenenalter erreichen:
- Joseph: *1810 gest. in Dillingen
- Johann Georg: *1812 +1893 Hoferbe
- Walburga: *1814 +1836 22 J. an der Roten Ruhr
- Martin: *1816 +1845, 28 J. an hektischem Fieber
- Anna Maria: *1818 +1896 a.d. Berghof, 77 J. hatte fünf ledige Kinder von fünf Väter
- Johann Baptist: *1820 +1822 2 J. an Nervenfieber
- Maria Anna: *1823 +1900 verh. Schmitzberger, Gütlerin in Moos Nr. 1
- Johann Michael: *1825
- Theresia: *1828, hatte vier ledige Kinder von zwei Väter
- Mathias: *1831
Ab 1821 verkauft Martin Hien Grundstücke vom Hof. Als erstes wird das Nebenhaus des Hofes (Nr. 2) an Johann Neuberger verkauft. Im Laufe der Zeit folgen weitere Verkäufe von Äcker, Wiesen und Wälder. Bei der Übergabe an den Sohn hat der einst ca. 100 Tagwerk große Hof nur noch 28 Tagwerk (≅ 9,5 ha).
Am 17.02.1843 übernimmt Sohn Johann Georg Hien den Hof von seinem Vater und verheiratet sich mit Barbara Zollner von Kragenroth.
1853 kaufen Anna Maria und Georg Rackl den Besitz.
1865 tauschen Johann Georg und Barbara Hien von Bergof Nr. 3 wieder mit dem Rackl's hierher. Der Hof umfasst nun nur noch mehr 6 Hektar Grund.
Am 06.05.1884 übernimmt Sohn Georg Hien den Hof mit 6,3 ha Grundbesitz von den Eltern. 1885 heiratet der 25jährige die 31jährige Nachbarstochter Maria Fischer. Doch dem Ehepaar ist kein Glück beschieden. Von den sechs Kindern sterben vier Kinder an der gefürchteten Kinderkrankheit "Fraisen". Der kleine Sohn Franz stirbt mit vier Jahren 1892 an Scharlach. Maria selbst erliegt 1900 im Alter von 45 Jahren einer Lungenentzündung und hinterlässt einen 10jährigen Sohn namens Joseph. Georg heiratet ein Jahr später die jüngere Schwester seiner Ehefrau - Therese Fischer und verkauft den Rest des Berghofes am
28.11.1901 an Dr. Carl von Lang-Puchhof mit 3,6 ha Grund um 8.327 Mark. Den Rest des Grundbesitzes übernehmen Georg und Therese Hien auf ihr neu erworbenes Anwesen in Steinach Hs.Nr. 24 (August-Schmieder-Str. 15, heute Heimerl).
Der einzige überlebende Sohn Joseph Hien fällt bereits im ersten Kriegsjahr des 1. Weltkrieges im Dezember 1914 in Lombartzyde (Flandern/Belgien) mit knapp 25 Jahren.
Georg Hien (1860-1926) und Sohn Joseph (1890-1914)
Enkel und Urenkel des letzten großen Berghofbauern Martin Hien.
Bild: Familie Tobias Heimerl, Steinach
Am 29.11.1901, einen Tag später verkauf Lang-Puchhof das Anwesen, zusammen mit den weiteren Häusern auf dem Berghof, an seinen Schwiegersohn Dr. August von Schmieder.
Der Weiler Berghof im Jahre 1842
Quelle: Vermessungsamt Straubing, Ortskarte von Steinach
Haus Nr. 1 1/2 (ab 1821 Hs.Nr. 5), heute Hs.Nr. 7
1878: Der Berghofbauer Johann Georg Hien und dessen Ehefrau Barbara, geb. Zollner, schenken ihrem Sohn Michael (*1844) und dessen Ehefrau Walburga, geb. Marterer von Unterzeitldorn, ein 1,3 ha großes Grundstück.
1879 errichten beide hier ein Wohnhaus. Als Michael Hien 1896 mit 51 Jahren stirbt, verkauft die kinderlose Witwe das Haus.
1896 K: Heuschneider Johann Baptist
1897 K: Decker Karl und Maria
1910K: Fürstberger Therese
1911 K: Mühlbauer Michael u. Rosina geb. Bablick von Rimbach erwerben das Anwesen
Haus Nr. 2, Das ehemalige Nebenhaus des Berghofes (ab 1821 Hs.Nr. 2), heute Hs.Nr. 13
1821 K: Johann Neuberger von Denkzell kauft das Nebenhaus des Berghofes von Martin Hien / oo 1823 Anna Maria geb. Echinger von Steinach
1845 Ü: Johann Bapt. Sagmeister aus Steinach Nr. 75 und Katharina geb. Neuberger / 2.oo 1856 Anna Maria Prommersberger von Münster Nr. 68
1871 Neubau des Wohnhauses
1887 Ü: Johann Bapt. Sagmeister (*1862) u. Philomena geb. Bachl von Kößnach
1937 Ü: Lambert Sagmeister und Therese, geb. Knott von Aufroth
Haus Nr. 3, Neue Ansiedlung auf dem Berghof (ab 1821 Hs.Nr. 1), heute Hs.Nr. 14
1831: Jakob Sagmeister (1786-1836) und Anna Maria geb. Spanfeldner erwerben Grundstücke vom Berghofbauern Martin Hien und errichten hierauf ein Wohnhaus. Vorher hatte das Ehepaar das Baderanwesen Hs.Nr. 56 in Steinach gepachtet und betrieben dort eine Kramerei.
1847 Ü: Alois Sagmeister (*1822) u. Maria Barbara geb. Laschinger von Reibersdorf
1860 T: Joseph Ederer tauscht gegen sein Anwesen in Hagnberg
1862 K: Johann Georg Hien und Barbara geb. Zollner (vormals auf dem Berghof 1)
1865 T: Anna Maria Rackl tauscht vom Berghof 1 hierher
1868 Ü: Georg Zollner u. Franziska
1878 T: Lanzl Georg tauscht gegen sein Anwesen in Straßenheim
1878 K: Oettinger Salomon
1879 T: Dengler Anna tauscht gegen ihr Anwesen in Buchaberg
1879 Ü: Dengler Georg
1882 K: Niefanger Michael und Anna, geb. Marchner (vorher in Steinach Nr. 24 ansässig)
1885 K: Gerstle Abraham Moses und Gerstle Gerfon Leopold
1886 T: Willkofer Xaver und Theres gegen ihr Anwesen in Kledorf
1889 T: Zach Johann tauscht gegen sein Anwesen in Pfatter
1889 T: Heibl Johann und Thersia tauschen gegen ihr Anwesen in Walterdorf
1892 K: Bogenberger Jakob und Klara
1901 K: Dr. Carl von Lang-Puchhof erwirbt das Anwesen
1901 K: Dr. August von Schmieder
Haus Nr. 4, Neue Ansiedlung auf dem Berghof (ab 1821 Hs.Nr. 3), heute Hs.Nr. 15
1828 K: Wolfgang Spanfelder und Katharina geb. Wurm von Bärndorf, erwerben div. Grundstücke vom Bergbauern Martin Hien und errichten ein Wohnhaus
1860 T: Josef Fischer und Maria tauschen in Anwesen in Salching
1889 Ü: Franz Fischer und Magdalena geb. Heuschneider
1901 K: Dr. Carl von Lang-Puchhof erwirbt das Anwesen
1901 K: Dr. August von Schmieder
Das Haus wurde abgebrochen.
1952 wurde an anderer Stelle ein Wohnhaus errichtet, das ebenfalls wieder die Hs.Nr. 4 erhielt.
Haus Nr. 5, Neue Ansiedlung auf dem Berghof (ab 1821 Hs.Nr. 6), heute Hs.Nr. 5
1828: Weinberger Kaspar und Margaretha geb. Fink erwerben div. Grundstücke vom Bergbauern Martin Hien und errichten ein Wohnhaus
Ameismeier Peter
1861 T: Müller Josef tauscht gegen sein Anwesen in Lintach
1861 T: Köglmaier Anton tauscht gegen sein Anwesen in Bogen
1861 K: Barbara Fischer
1862 K: Joseph Singer
1863 K: Peter Staudinger und Anna Maria
1863 T: Georg Bachmaier tauscht gegen sein Anwesen in Welchenberg
1863 T: Peter Schreiber tauscht gegen sein Anwesen in Pfelling
1868 K: Wolfgang und Walburga Obermaier
1877 K: Fischer Bruno und Maria
1882 K: Heuschneider Lorenz und Magdalena
1895 Ü: Heuschneider Josef u. Maria geb. Schnagl
1897 T: Wirth Xaver tauscht gegen sein Anwesen in Steinach
1901 T: Bielmaier Joseph tauscht gegen sein Anwesen in Zachenberg
1901 K: Dr. Carl von Lang-Puchhof erwirbt das Anwesen
1901 K: Dr. August von Schmieder
K = Kauf; Ü = Übergabe; T = Tausch; H = Heirat; oo = Hochzeit
1 Tagwerk = 0,34 Hektar bzw. 1 Hektar (ha) = 2,934 Tagwerk
Der Weiler Berghof ca. im Jahre 1960
Quelle: Vermessungsamt Straubing, Ortskarte von Steinach
Der Berghof um 1956
von links: das ursprüngliche Nebenhaus des Berghofes Hs.Nr. 2 (neu Hs.Nr.13) , der ursprüngliche Berghof Hs.Nr. 1 (neu Hs.Nr. 11), die Neuansiedlung Hs.Nr. 1 1/2 (neu Hs.Nr. 7), Hs.Nr. 5
von links: Hs.Nr. 1 1/2 (neue Hs.Nr. 7) Hs.Nr. 6 (neue Hs.Nr. 5)
vorne die neue Ansiedlung Hs.Nr. 14 und hinten Nr. 15
aufgenommen im Juni 2007
Bild: Claudia Heigl
Heute umfasst der Weiler Berghof 16 Wohnhäuser
aufgenommen 2020
Bild: Claudia Heigl
1808 wird der Berghof im Häuser- und Rustikalsteuerkataster von Münster mit aufgenommen.16
1838 gehörte der Weiler Berghof mit seinen Neuansiedlungen zur Rualsteuergemeinde Steinach17.
Quellen:
1 Solleder Fridolin, Urkundenbuch der Stadt Straubing, 1918, S.229, Urkunde Nr. 256
2 Schlicht Josef, Steinach ein niederbayerisches Geschichtsbild, 1881 Nr. 31, 3.älteste Schlossurkunde von 1405
3 Schlicht Josef, Steinach ein niederbayerisches Geschichtsbild, 1881 Nr. 34, 5 u. 6..älteste Schlossurkunde von 1436
4 Solleder Fridolin, Urkundenbuch der Stadt Straubing, 1918, S.310, Urkunde Nr. 408
5 StA Landshut, Rentamt Straubing B79_1814-1843 Umschreibbuch zum Häuser und Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach
6 Solleder Fridolin, Urkundenbuch der Stadt Straubing, 1918, S.229, Urkunde Nr. 256
7 Solleder Fridolin, Urkundenbuch der Stadt Straubing, 1918, S. 235, Urkunde Nr. 269
8 Schlicht Josef, Steinach ein niederbayerisches Geschichtsbild, 1881 Nr. 34, 5 u. 6..älteste Schlossurkunde von 1436
9 Solleder Fridolin, Urkundenbuch der Stadt Straubing, 1918,. S.313, Urkunde Nr. 414
10 Solleder Fridolin, Urkundenbuch der Stadt Straubing, 1918, S.318, Urkunde Nr. 422
11 Solleder Fridolin, Urkundenbuch der Stadt Straubing, 1918, S.331, Urkunde Nr. 442
12 StA Landshut, Regierung Straubing A3940, Barbara Wenzl gegen Grundherr Kaspar Haug Zeller wegen Verfertigung der Sölde in Wolfeszell 1603, in der Akte Abschrift des Übergabebriefes vom 26.04.1482
13 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B104, Scharwerksbuch Propsteiische Untertanen, fol 28‘
14 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P50, fol.14‘ Vertrag vom 11.03.1637
15 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P55, fol.100 Kaufbrief vom Februar 1654
16 StA Landshut, Rentamt Straubing B 78, Häuser- und rustikalsteuerkataster Münster 1808
17 Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach von 1838
Bilder: Archiv für Heimatgeschichte
Detaillierte Angaben zu den Hof- und Hausbesitzer liegen im Archiv für Heimatgeschichte in Steinach vor und können dort eingesehen werden.
Dorf Steinach
von Claudia Heigl
Das Dorf Steinach kann auf eine lange Geschichte zurückblicken.
Das Ortsbild von Steinach beherrschen zwei charakteristische Bauwerke: das Alte Schloss auf einem Bergrücken im Westen und die Pfarrkirche St. Michael als Gegenpol im Osten des Dorfes. Adelige Schlossherren und Geistlichkeit bestimmten über ein Jahrtausend die Geschicke des Ortes und der näheren Umgebung.
1029 vermachte der Sohn des bayerischen Herzogs Heinrich II - Bruno Bischof von Augsburg - das Gut Straubing (zu dem auch die Stadt Straubing u.a. mit Steinach, Agendorf, Kindlasberg, Bruckmühle, Pellham, Rotham, Hoerabach, Berghof, Sackhof, Helmberg, gehörten) seinen ganzen, von seinem Vater geerbten Grundbesitz, dem Domkapitel Augsburg. Die weltliche Macht übten weiterhin die Herzöge von Bayern aus, die dafür auch 1/3 des Zehent bekamen. Die ganze Propstei Straubing war in drei Schergenämter eingeteilt – Straubing, Steinach und Öbling.
Das Augsburger Domkapitel errichtete in Steinach ein „offizium“, einen Verwaltungsmittelpunkt für die nördlich der Donau gelegenen Güter, besetzt mit einem Vogt, der die weltliche Macht ausübte und in einer Burg residierte.
1105 wird das Dorf Steinach auch erstmals urkundlich erwähnt. Wichmann de Stainaha tritt als Zeuge bei einer Schenkung an das Kloster Oberalteich im Jahre 1105 als Untervogt des Augsburger Domkapitels auf. Als Inhaber des Herzogslehen und Dienstmann der Grafen von Bogen verwalteten der Burgherr die übertragenen Güter.
Ohne Genehmigung des Schlossherrn keine Übergabe oder Heirat
1311 übertrug der niederbayerische Herzog Otto III. in der sog. „Ottonischen Handfeste“ einen Teil der Herrschaftsrechte gegen hohe Natural- und Geldabgaben an die Stände (Adel, Prälaten, Städte und Märkte). So konnte jeder Grundherr die niedere Gerichtsbarkeit über die Bebauer seiner Güter erlagen.
In Steinach bestanden zwei Gerichtsherrschaften – die des Augsburger Domkapitels und die herzogliche, welche die Rechte über die Güter und Leute ausübten, die nicht der Propstei angehörten.
Nach und nach erwarben die Steinacher Burgherren die Rechte über die Höfe in Steinach.
1540 erwarb der Steinacher Ritter Christoph Warter von der Wart die 12 Fürstenhuben vom Herzog von Bayern und die neun Augsburger Probsthuben. Zudem kaufte der noch zwei Höfe in Steinach, die zum Chorherrenstift Sankt Nikolaus von Passau gehörten. Somit unterstanden alle Untertanen, außer dem Pfarrer, dem Benefiziaten und dem Lehrer bzw. Mesner, auch mit der Gerichtsbarkeit dem Steinacher Hofmarksherrn.
Die Rechtsprechung erfolgte durch einen Hofmarksrichter. Alle Eigentumsübertragungen und Heirats- und Erbverträge mussten von ihm genehmigt und beurkundet werden. Ohne Einwilligung des Hofmarksherren durfte der Pfarrer keine Trauung durchführen.
Er sprach Recht bei allen zivilrechtlichen Angelegenheiten und auf alle Strafvergehen, mit Ausnahme der Schwerverbrechen, für welche die Todesstrafe in Frage kam. Jede uneheliche Schwangerschaft (Leichtfertigkeit) wurde schwer geahndet und mit Bußgeld belegt.
Gerichtsprotokolle von Streitigkeiten und kleinen Gesetzesübertretungen, für die immer Strafen gezahlt werden mussten, füllten die Verhörbücher. Für Ordnung sorgte ein Amtmann, der bei der Bevölkerung nicht sonderlich beliebt war. Da er von den Strafen einen kleinen Teil erhielt, war sein Bestreben natürlich möglichst viele Vergehen seinem Dienstherren zu melden.
Erst 1848 wurden die adligen Grundherrschaften abgelöst. Die niedere Gerichtsbarkeit wurde wieder vom Staat ausgeübt. Das Schloss und das Schlossgut blieben im Eigentum des ehemaligen Hofmarksherren Eduard Freiherr von Berchem-Königsfeld, er hatte jedoch keine Rechte über die Dorfbewohner mehr.
Das obere und das untere Dorf
Das Dorf teilte sich in zwei Teilen - das untere und das obere Dorf.
Im südlichen flachen Teil grenzen die Felder mit dem fruchtbaren Lösboden an, während die im Norden angrenzenden Felder aus schwerer und lehmhaltige Erde bestehen.
Nur die steile Schlosstrasse, früher "Bruckweg" genannt (heutige August-Schmieder-Str.), die die beiden Dorfteile verband, war mit Fuhrwerken befahrbar. Die heutige Götzstrasse verengte sich zu einem kleinen Weg und alle anderen Verbindungswege waren reine Fußwege.
Der "Bruckweg" ca. 1962
Das Dorf selbst hatte keine sehr großen Höfe, wie sie um die Ortschaft herum zu finden waren. Die Höfe waren bis 1808 in sog. Hoffuße eingeteilt. Hiervon hing die Besteuerung ab.
Steinach hatte drei halbe Höfe und sieben Viertelhöfe, die etwa 50 - 80 Tagwerk Grund mit dabei hatten. Alle waren im unteren Dorf angesiedelt waren. Ihre dazugehörigen fruchtbaren Felder waren südlich und östlich von Steinach gelegen, die mit ihren Fuhrwerken gut befahren werden konnten. Auch die Gewerbe, wie Wirt, Bäcker, Schmied waren im unteren Dorf beheimatet.
Im oberen Dorf bildete die Kirche das Zentrum einer Ansammlung wichtiger Gebäude, wie Pfarrhaus, Schule, Benefiziumshaus, Metzgerhaus, Badhaus.
Hier waren auch die Hafner ansässig, die ihren guten Hafnertegel in den Tegelgruben nördlich von Steinach holten.
Zwischen Kirche und Schloss siedelten sich die Häusler an. Sie hatten ohnehin wenig Grundbesitz und brauchten eine Nebentätigkeiten, damit sie ihre Familien ernähren konnten. Meist waren sie für den Gutshof im Schloss mit tätig. Die Strasse wurde auch Herrengasse genannt, da sie den Schlossherrn mit dem Pfarrherrn und Benefziatenherrn verband.
Die zehn 1/8 Höfe hatten waren im Ort verteilt und hatten ca. 20 - 40 Tagwerk an Grundbesitz.
Die Hofgrößen blieben jahrhundertelang gleich, da die Bauern nur das Recht hatten diese zu bewirtschaften. Der eigentliche Eigentümer war der Hofmarksherr. So konnten die Bauern von ihren bestehenden Höfen keine Felder verkaufen oder neue dazu erwerben. Erst mit der Möglichkeit der Ablösung des Obereigentums hatten die Bauern die Möglichkeit das wirkliche Eigentum über ihren Besitz zu erlangen.
Hier begannen auch die großen Veränderungen im Dorf. Größere Höfe wurden zertrümmert und die kleineren Häusler und Gütler hatten die Möglichkeit dazuzukaufen, so dass im 19. Jahrhundert große Veränderungen in der dörflichen Struktur begannen.
Dorfgrösse blieb jahrhundertelang fast gleich
1583 zählte das Dorf Steinach 54 Häuser und Höfe. Da jeder Bau eines Hauses und jede Heirat vom Hofmarksherrn genehmigt werden musste, veränderte sich der Bestand nur sehr langsam. Denn mit dem Bau eines Hauses musste auch das Einkommen für die Familie gesichert sein.
Dann kam der 30-jährige Krieg, der das Land in seiner Entwicklung stark zurückwarf.
Das schwedische Herr zog dreimal – 1633, 1641 und 1647 – plündernd und mordend durch die Gegend.
Viele Anwesen und Häuser standen leer, da die Familien getötet wurden oder an der darauffolgenden Pest starben. Es dauerte Jahrzehnte bis sich die Bevölkerung hiervon wieder erholte.
Erst als Dr. August von Schmieder 1901 das Schloss und den dazugehörigen Gutshof kaufte, kam es zu einer größeren Bautätigkeit von Häusern. Der Gutshof wurde zu einem Musterbetrieb ausgebaut und der neu gegründete Grünlandverein und die Saatzucht benötigten eine Vielzahl von Arbeitskräften, für die neuer Wohnraum geschaffen werden musste.
Im Jahre 1808 wurde der Steuerdistrikt Münster geschaffen, zu dem auch vorerst Steinach gehörte.
Im Jahr 1821 wurden Steinach zur eigenen Gemeinde.
Berghof kam nach Münster, während Sackhof der Gemeinde Agendorf zugeteilt wurde.
Im Rahmen der Gebietsreform wurde Agendorf, zusammen mit Wolferszell und Hoerabach in die Gemeinde Steinach eingegliedert.
Münster, mit den Ortsteilen Berghof, Höpflhof , Wolfsdrüssel und Wiedenhof, wurde am 1. Mai 1978 ein Teil der vergrößerten Gemeinde Steinach.
Mit dem Bau von der ersten Siedlung in Steinach in den 1970er Jahren begann der Ort dann laufend und stetig zu wachsen.
2018 hatte das Dorf Steinach 676 Wohngebäude, dies bedeutet eine Steigerung von 600 % gegenüber 1960.
aufgenommen 1933
aufgenommen 1958
aufgenommen 1971
aufgenommen 1991
aufgenommen 2010
Die Geschichte vom Dorf Steinach von Josef Schlicht, 1908 (pdf)
Bilder: Archiv für Heimatgeschichte
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