Das ehemalige "Arbeiterhaus" Hs.Nr. 28

 

 


1623: Sölde – 1699: Kröpfisches Söldenhäusl -  1760: Pruck Häusl -  1808: Hs.Nr. 52 „Pruckbauer Hof“  - ab 1838: Hs.Nr. 28

 

heute Götzstr. 8 und 8a

 

 

von Claudia Heigl

 

 

Diese Sölde gehört 1623 dem Bauern Wolf Gmeinwieser, der auch den Gmeinwieser-Hof (Hausnummer 27) besitzt. Im Stiftregister findet sich zusätzlich der Vermerk „erkauft von Khrapfen von Rotham. Der Wert der Sölde beträgt damals 12 Pfund Regensburger Pfennige.

 

 

uraufnahme arbeiterwohnhaus

Das erhielt die Hs.Nr. 28
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

 

1699 ist Benedikt Deblinger der Besitzer des „Kröpfischen Söldenhäusls“. Er ist der Bruder von Jodokus Deblinger, der inzwischen den Gmeinwieser-Hof Nr. 27 bewirtschaftet, der auf der Straße gegenüber liegt. Benedikt stammt von Pellham und lebt zunächst als Tagelöhner, später als Söldner in Wolferszell Nr. 5.
Um 1696 wird er Hofbauer und Vorsteher im Schloss und zieht nach Steinach.

 

Mit seiner Ehefrau Barbara Löffler, einer Bauerstochter aus Thurasdorf bei Haselbach, bekommt er drei Kinder:
- Magdalena (*08.04.1689 in Wolferszell), heiratet 1709 den Bauern Johann Gmeinwieser von Pellham
- Maria (*23.03.1692 in Wolferszell) Hoferbin
- Maria (* 13.02.1696 in Steinach) heiratet 1716 den Halbbauern Michael Hitzinger von Steinach Nr. 30

 

Die zweitälteste Tochter Maria Deblinger erbt schließlich die Sölde. 1719 heiratet sie Simon Bruckbauer, den Sohn eines Tagelöhners aus Irschenbach. Bei den Taufen ihrer neun Kinder wird Simon als Einwohner und Tagelöhner bezeichnet. Mit großer Sicherheit ist auch er im Schlossgut von Steinach beschäftigt.
- Maria Katharina (*1719)
- Michael (*1722)
- Anna Maria (*1725)
- Maria Anna (1726-1796) heiratet 1753 Mathias Habrunner von Unterzeitldorn
- Simon (*1729)
- Magdalena (*1732) als Kind verstorben
- Joseph (*1734)
- Anna (*1737)
- Johann (1740-1789)

 

17521 wird er als Besitzer des „Pruck-Häusl“ bezeichnet, abgeleitet vom Namen des Besitzers Bruckbauer.

1760 besitzt das Häusl sein Schwiegersohn Mathias Habrunner, der 1753 die Bruckbauer Tochter Maria geheiratet hatte. Auch er dürfte für das Schlossgut tätig gewesen sein.

 

1783 erwerben Mathias und Maria Habrunner ein größeres Anwesen in der heutigen Bachstraße 2 (später Sieber, alte Hs.Nr. 16) und das Haus übernimmt Maria’s jüngster Bruder Johann Bruckbauer. Der ist mit der Häuslerswitwe Katharina Schöpf verheiratet.

Die Witwe bringt eine Tochter mit in die Ehe: Barbara Schöpf (1781-1822), die 1800 den Maurer Georg Holzer von Steinach Nr. 22 heiratet.

In der Ehe kommen nochmals zwei Kinder zur Welt:
- Johann Bruckbauer (1783-1856), Hoferbe
- Anna Bruckbauer (1788-1790)

 

Nachdem Johann Bruckbauer mit 49 Jahren stirbt, heiratet die Witwe 1790 Josef Kieninger von Denkzell.

 

Deblinger Bruckbauer Besitzer

1815 übergibt der Stiefvater Johann Bruckbauer das Anwesen, der Katharina Maier von Unterzeitldorn heiratet.

Das Ehepaar hat fünf Kinder:
- Anna Maria (*1816)
- Johann Georg (*1818)
- Walburga (*1821)
- Joseph (*1823)
- Katharina (*1827)

 

Bei dem großen Brandunglück im Jahr 1849, bei dem in der Götzstrasse fünf Anwesen niederbrannten, dürfte dies die Sölde gewesen sein, die Opfer des Feuers wurde. Für die Familie Bruckbauer ein großer Schaden, da es um diese Zeit noch keine Brandversicherung gab.

 

 

1856 übernimmt Sohn Josef Bruckbauer das Anwesen, der als Zimmermann tätig ist und die Söldnerstochter Katharina Geith von Münster Nr. 2 zur Ehefrau nimmt..

Doch bereits im Januar 1855 erliegt der 31jährigen der Lungensucht. Nach dem Tod des Schwiegervaters nimmt die Witwe Alois Sagmeister zum Ehemann. Beide veräußern kurz darauf das Anwesen an die Schwägerin Walburga und deren Ehemann Michael Haindl und ziehen von Steinach weg.

 

Haindl übt das Schneiderhandwerk aus. Das Ehepaar wohnt vorher in einem kleinen Anwesen in der heutigen Wittelsbacher Straße 3 (alte Hs.Nr. 19, Zäch).

Das Ehepaar hat zwei Kinder:
- Helena (*1843)
- Michael (1845-1895)

 

Sohn Michael übernimmt 1878 das Haus und vermählt sich mit Katharina Popp von Wolferszell Nr. 13.
Katharina und Michael sterben innerhalb von neun Monaten in den Jahren 1894 und 1895.

Erben des Hauses sind die sechs Kinder zwischen 15 und 4 Jahre:
- Maria (*1879)
- Joseph (*1882) heiratet 1903 Franziska Christl von Hinterstocka. 1930 erwirbt der Schneidermeister das Haus Nr. 79 in Steinach
- Rupert (*1883)
- Johann Evangelist (*1885)
- Margaretha (*1889)
- Justina (*1891)

 

 

Bruckbauer Besitzer 2

 

 

Das Haus wird mit dem Garten wird im Oktober 1895 von den Vormündern an den Immobilienhändler Xaver Kapfhammer verkauft.

 

Im November 1895 erwerben es Xaver und Therese Rauscher.  Diese verkaufen das Haus ein Jahr später, am 15.12.1896, an Johann Popp, einem Bruder o.g. Katharina Popp, der ebenfalls das Schneiderhandwerk ausübt.

Der junge Mann stirbt jedoch bereit mit 25 Jahren. Seine junge Witwe Karolina, geb. Dengler, eine Gütlerstochter von Rattiszell heiratet daraufhin Joseph Schwarz.

 

 Popp Besitzer

 

 

Am 26.10.1904 ersteigert das Haus Alois Aigner.

Schließlich erwirbt am 14.05.1906 das kleine Anwesen August von Schmieder.
Ein Teil des Gartens wird an Simmel Xaver, Hs.Nr. 36 verkauft.

Der Gutsbesitzer erweitert das Haus und baut es um, um Platz für sechs Wohnungen für seine Gutsanstellte zu erhalten.

 

fo stei 105

 Das Arbeiterhaus nach dem Umbau 1906
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Nachlass Ludwig Niggl

 

 

 

bauplan

StA Landshut, Baupläne Steinach Nr. 3729

 

 

 

Bewohner des Arbeiterwohnhauses:

1923:    Renner Jakob (3)

             Heubeck Michael (2)

             Heubeck Wolfgang (2)

             Meier Karl (4)

             Axinger Michael, herrschaftl. Kutscher (2)

             Leserer Josef (3)

 

1926:    Meier Karl (5)

             Leserer Josef (3)

             Axinger Helena 1

             Renner Jakob (3)

             Heubeck Wolfgang (2)

             Heubeck Michael (2)

 

1929:    Heubeck Wolfgang (2)

             Heubeck Josef (5) Keller

             Heubeck Michael (2)

             Renner Jakob (2)

             Meier Karl (5)

             Eckbauer (2)

             Schaffner (4)

             Wein Peter (2)

 

1936:    Renner Jakob (2)

             Fischer Ludwig (4)

             Riedl Otto (4)

             Eckbauer Johann (2)

             Heubeck Michael (2)

             Schaffner Jakob (3)

             Heubeck Josef (3)

 

 

 

1 BayHStA München, Kurbayern Hofkammer Hofanlagsbuchhaltung 248, Hofmark Steinach 1752

 

 

 

Weitere Quellen:

Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, „Stift-, Kasten- und Salbuch über Schloß und Hofmarch Steinach 1583“
Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
StA Landshut, Landschaft Unterlands Bd 1183, Steuerregister der Hofmarksuntertanen Steinach 1623
Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Gilt und Ausstandregister der Untertanen zu Steinach 1641
Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Stiftregister der Hofmark Steinach 1691
Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Landsteuer der Hofmark Steinach 1699
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach 1843 - 1960, Sig.17/42-4, 17/42-7, 17/42-11
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach

 

aktualisiert: 26.04.2025